Kreditkrise:Rettung für die Milliarden-Zocker?

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Viele Banken haben sich mit riskanten Wertpapieren in den USA eine blutige Nase geholt. Jetzt soll ein Rettungsfonds her. Was bringt das, Herr Professor Gerke?

Ansgar Siemens

Der renommierte Kapitalmarktexperte Wolfgang Gerke hat den Plan großer US-Banken begrüßt, einen milliardenschweren Rettungsfonds zu gründen. "Damit lässt sich Vertrauen schaffen", sagte Gerke zu sueddeutsche.de. Zugleich wertete der Nürnberger Professor den Fonds als "Alarmzeichen" dafür, dass die Kreditkrise "größer ist als nach außen dargestellt".

Nach übereinstimmenden Medienberichten hatten sich die US-Institute Citigroup, JP Morgan und Bank of America am Sonntag auf das Projekt geeinigt. Mehrere Banken sollen insgesamt 75 Milliarden Dollar in den Selbsthilfefonds einzahlen, der am Jahresende an den Start gehen könnte.

Mit dem Geld würde der Kauf darbender Wertpapiere möglich, die derzeit den Bilanzen sogenannter SIVs einen blutroten Stempel aufdrücken. Über SIVs, formal selbständige Investmenteinheiten, hatten Banken lange Zeit erfolgreich mit hochriskanten Wertpapieren spekuliert.

Nach Ausbruch der Hypothekenkrise in den USA gerieten viele SIVs in die Bredouille, weil die Wertpapiere schlagartig an Wert verloren. Die frischen Fondsgelder sollen einen weiteren abrupten Preisverfall riskanter Anlagen stoppen.

Der Geldfluss darf nicht versiegen

Experte Gerke sagte, 75 Milliarden Dollar würden reichen, einzelne Institute vor dem Kollaps zu bewahren. ''Der Fonds kann aber nicht die Schieflage einer ganzen Branche in den Griff bekommen.'' Der Fonds dürfe an seine Grenzen stoßen, wenn die Probleme bei mehreren Großbanken deutlich bedrohlicher seien als bisher bekannt.

Gerke hob den "psychologischen Effekt" des Fonds hervor, der die gesamte Branche beruhigen könne. Es gehe darum, dass der Geldfluss an den Märkten nicht versiege.

Im August hatten die Notenbanken in den USA und der Eurozone kurzfristig Milliarden zur Verfügung gestellt. Banken wollten untereinander kaum noch Geld verleihen, weil das gegenseitige Misstrauen zu groß war. Ein solches Misstrauen, so Gerke, lasse sich durch den neuen Fonds ein Stück weit verhindern.

Gerke begrüßte, dass der Fonds nicht die marodesten Wertpapiere der SIVs übernehmen wolle. Das hatte die New York Times berichtet. ''Der Fonds hilft mit Liquidität. Er ist nicht dazu da, die Verluste riskanter Geschäfte komplett aufzufangen.''

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