Kredite von Privatleuten an Private:Geld von Mensch zu Mensch

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Internetseiten für private Kredite versprechen bessere Geschäfte sowohl für Gläubiger als auch für Schuldner. Doch Verbraucherschützer warnen.

Thorsten Riedl

Endlich fernsehen, ohne die Augen zusammenzukneifen. Nichts wünscht sich der Internetnutzer mit dem Phantasienamen aecki007 sehnlicher. 1000 Euro braucht der 32-jährige Berliner dafür. Das Problem dabei: Er verfügt nicht über die allerbeste Bonität.

Auf der Kreditplattform Smava.de im Netz hat der TV-Anhänger dennoch genug Geld für seinen Traumfernseher auftreiben können. Zwei Privatleute haben je 500 Euro zur Verfügung gestellt und finanzieren nun zu einem Zins von 7,5 Prozent über drei Jahre den Fernseher von aecki007.

Mit der Kreditvergabe von Privatleuten an Private kommt ein neuer Trend nach Deutschland. In den Vereinigten Staaten und in Großbritannien sind Internetseiten, auf denen Geldgeber und Kreditnehmer ohne Zutun einer Bank zusammenfinden, bereits erfolgreich.

Rendite höher, Zins niedriger

Die amerikanische Internetseite Prosper.com etwa hat 240.000 Mitglieder und seit dem Start im Februar vergangenen Jahres Geld in Höhe von 51 Millionen Dollar vermittelt. Weil keine Bank beteiligt ist, soll die Rendite für die Kreditgeber höher sein als bisher und der Zins für die Schuldner niedriger ausfallen - so die Idee dahinter.

Deutsche Seiten wie Elolly.de, Auxmoney.com oder Sosmoney.de eifern dem Erfolg von Prosper nach. Derzeit gibt es in dem Bereich eine wahre Gründungswelle: Branchenkenner sprechen von mehr als einem halben Dutzend Internetseiten, die sich hier zu Lande als Kreditplattform erster Wahl etablieren wollen.

Die wenigsten Angebote sind allerdings empfehlenswert. ,,Die vielen schwarzen Schafe führen dazu, dass finanzielle Geschäfte über das Internet vom deutschen Verbraucher nur zögerlich angenommen werden'', sagt Roman Friedrich, Berater bei Booz Allen Hamilton.

Seiten ähneln sich

Von der Idee her gleichen sich alle Kreditseiten im Netz: Ähnlich wie beim Online-Auktionshaus Ebay stellen die Kreditnehmer ihren Geldwunsch auf einer eigenen Webseite innerhalb des Internet-Portals vor, zum Teil mit Bildern.

Fernsehzuschauer aecki007 beispielsweise wirbt für die Dringlichkeit seines Kreditwunsches mit dem Argument, dass die Freunde regelmäßig für Fußballübertragungen vorbeikommen. Bei dieser Vorstellung gibt er zugleich auch den Zinssatz an, den er zu zahlen bereit ist. ,,Die Leute nehmen das Modell schnell an und stellen einen Zins entsprechend ihrer Bonität ein'', erwartet Alexander Artopé, Geschäftsführer bei Smava.

Die Geldgeber suchen sich dann das Projekt, das sie unterstützen wollen. Das kann ein Zuschuss zur Hochzeit ebenso sein wie Geld für Umweltschutz in Nigeria.

Unterschiede im Detail

Die Unterschiede liegen bei den verschiedenen Online-Kreditseiten im Detail. So verstehen sich Angebote wie Elolly oder Auxmoney als reine Vermittler zwischen Kreditnehmer und -geber. Die Nutzer zahlen bei beiden einmalig eine Gebühr von 9,50 Euro.

Dafür sucht eine Software nach bestimmten Kriterien wie der Laufzeit oder den vorhandenen Sicherheiten in einer Datenbank mit Gläubigern und Schuldnern das passende Paar. Bei Elolly steht nach eigenen Angaben ein Privatkapital von 16 Millionen Euro zur Vermittlung bereit, bei Auxmoney von bislang 600.000 Euro.

Stefanie Laag, die sich bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen mit dem noch jungen Thema beschäftigt, kann sich für solche reinen Vermittlerdienste nicht begeistern.

,,Diese Plattformen lehnen jegliche Haftung ab'', sagt sie. Die Seiten seien zudem intransparent, denn erst nach Eingabe einer Reihe von ,,zum Teil brisanten persönlichen Daten'' komme das eigentliche Angebot zum Vorschein.

Verbraucherdarlehensrecht gilt nicht

Als weiteren Minuspunkt wertet sie, dass bei den rein vermittelnden Webseiten das Verbraucherdarlehensrecht nicht gilt. Darin sind wichtige Klauseln rechtlich gesichert, die Kreditnehmer schützen.

Anders gehen Seiten wie Smava oder die noch in Gründung befindliche One2Money das Thema an. Diese Angebote kooperieren mit Kreditinstituten. Smava arbeitet mit der Bank für Investments und Wertpapiere (BIW) zusammen.

Rechtlich ist dieses Institut der Vertragspartner der Smava-Schuldner. Die Kreditforderung tritt die BIW an den Smava-Gläubiger ab. ,,Die Bank sorgt bei uns für die Sicherheit der Transaktionen'', erklärt Artopé, ,,aber sie ist nicht Beteiligter im klassischen Sinn.''

Weitere Schutzmechanismen

Zudem hat Smava weitere Schutzmechanismen eingebaut: So gibt es eine Einschätzung der Bonität des Schuldners von der Schufa. Außerdem existieren Pools für Geldgeber, die Ausfälle mindern sollen.

Das Eintreiben säumiger Zahlungen übernimmt das Inkassounternehmen Intrum für Smava.Die zusätzliche Sicherheit hat allerdings ihren Preis: Ein Prozent der vermittelten Summe kassiert Smava als Gebühr vom Kreditnehmer. Für Geldgeber ist der Dienst gratis.

Auch wenn die Plattform selbst für mehr Sicherheit sorgt, kann es weitere Probleme für die Nutzer geben. Bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) stehen die Internetseiten unter Beobachtung - samt ihrer Teilnehmer.

Erlaubnispflichtige Bankgeschäfte

Die Aufsichtsbehörde schaut genau hin, ob dabei erlaubnispflichtige Bankgeschäfte abgewickelt werden. ,,Das wäre etwa der Fall, wenn Privatpersonen oder Unternehmen dort gewerbsmäßig Geld verleihen'', erklärt ein Sprecher der Bafin.

Wichtige Kriterien seien dabei die Dauer der Geschäfte sowie die Absicht, Gewinne zu erzielen, heißt es. Bei einem Verstoß könne die Aufsichtsbehörde nicht nur gegen die jeweiligen Plattformen vorgehen, sondern auch gegen Personen, die ohne die in Deutschland erforderliche Erlaubnis solche Bankgeschäfte betreiben.

© SZ vom 14.04.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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