Konjunktur:DIW-Chef warnt vor Inflation

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DIW-Präsident Zimmermann rechnet mit einer weltweiten Inflation und nennt die Situation "brandgefährlich". Doch nicht alle Experten teilen diese Ansicht.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat eine Debatte über die Gefahr einer weltweiten Inflation vom Zaun gebrochen. Kurzfristig sei zwar nicht mit einer Inflation zu rechnen, räumte er in der Bild-Zeitung vom Samstag ein. "Mittelfristig müssen wir uns aber darum kümmern, wie wir die Milliarden an Liquidität wieder aus der Welt bekommen, die wir jetzt in die Wirtschaft pumpen."

DIW-Präsident Klaus Zimmermann hält die momentane Lage für "brandgefährlich". (Foto: Foto: AP)

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erwartet "mit großer Wahrscheinlichkeit" eine weltweite Inflation. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger widersprach dagegen dieser Einschätzung.

Grundsätzlich werde derzeit "so viel Geld in den Markt gepumpt, dass die Gefahr einer Überlastung der Kapitalmärkte und einer weltweiten Inflation im Wiederaufschwung drohen könnte", sagte der Finanzminister. Dagegen betonte Bofinger im Gespräch mit der Online- Ausgabe des Handelsblatts: "Für Deutschland besteht auf absehbare Zeit kein Inflationsrisiko, sondern in erster Linie ein ausgeprägtes Deflationsrisiko." Wegen der Absatzkrise der Unternehmen und der steigenden Arbeitslosigkeit werde es "auf breiter Front zu Lohnzugeständnissen der Arbeitnehmer kommen". Diese wirkten sich, wie das Beispiel Japans in den vergangenen 13 Jahren zeige, dämpfend auf die Preisentwicklung aus.

Für DIW-Präsident Klaus Zimmermann stellt sich hingegen nur die Frage, wann und in welchem Ausmaß es zur Inflation komme. Die Lage sei derzeit "brandgefährlich", sagte er im Gespräch mit Handelsblatt.com. Inflation drohe, wenn auf den Märkten zu wenig Güter auf zu viel Nachfrage stießen, die durch viel Geld angeregt werde. ´

Bofinger betonte, die EZB werde keine Inflationsprozesse in der Euro-Zone zulassen. "Die von ihr derzeit den Banken zusätzlich zur Verfügung gestellte Liquidität kann sie innerhalb eines Monats wieder vollständig aus dem Kreislauf zurückziehen." Für die USA schloss Bofinger indes eine inflationäre Entwicklung mittelfristig nicht aus. Doch auch in den USA würde aus seiner Sicht die Inflation nicht über Werte von fünf Prozent hinausgehen.

Der Steuer- und Finanzexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Ralph Brügelmann, nannte im Deutschlandradio Kultur die Sorge vieler Bürger vor einer Inflation "nicht ganz unberechtigt". Eine Hyperinflation drohe jedoch nicht, sagte er, ohne seine Vorstellung von einer Hyperinflation genauer darzustellen. Bei einer Hyperinflation handelt es sich ganz allgemein um eine unkontrollierbare Inflation mit extrem steigenden Preisen.

Nach Zimmermanns Ansicht trägt die Bundesregierung die Mitverantwortung für eine mögliche Inflation. Dem Staat sei es trotz aller Interventionen nicht gelungen, die Krise im Finanzsektor zu stoppen. "Die neuen Finanzmarktregeln kommen zu spät, und die vergifteten Wertpapiere wurden immer noch nicht durch Bad Banks aus dem normalen Bankgeschäft gezogen", kritisierte er. "Dies ist ein Staatsversagen auf hohem Niveau und nicht nur ein Problem der Notenbanken." Steinbrück will faule Wertpapiere von Geldinstituten in sogenannte Bad Banks auslagern. Die betroffenen Banken sollten sich in einen guten und in einen schlechten Teil aufspalten.

Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hatte vor wenigen Tagen bekanntgegeben, dass in Deutschland die Jahresteuerung im März auf dem niedrigsten Wert seit fast zehn Jahren lag. Eine Rate von 0,5 Prozent entspricht dem Stand von Juli 1999. Für das Jahr 2009 setzte sich somit der positive Trend fort: Im Januar hatte die Teuerungsrate 0,9 Prozent, im Februar 1,0 Prozent betragen.

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