Klaus Zumwinkel:Kleiner Abschied, große Emotionen

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Wenn der Chef nach knapp 19 Jahren leise "Servus" sagt: Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel hat eine letzte Runde durch den Post-Tower Bonn gedreht und sich von seinen Mitarbeitern verabschiedet - emotionsgeladen.

Vor gut zwei Wochen stand die Steuerfahndung vor der Villa, der Rückzug von der Spitze des ehemaligen Staatsunternehmens Deutsche Post folgte nur wenig später, und jetzt macht Ex-Boss Klaus Zumwinkel auch offiziell mit dem Lebenskapitel Post Schluss: Am Freitag verabschiedete sich der Mann mit den schlohweißen Haaren von der Belegschaft.

Klaus Zumwinkel: Rückzug vom Chefposten als Konsequenz nach dem Steuerskandal. (Foto: Foto: dpa)

Zumwinkel, von vielen auch die "gelbe Eminenz" genannt, habe sich bei seinen Mitarbeitern bedankt und sie aufgerufen, ihre Unterstützung auch seinem Nachfolger Frank Appel zuteilwerden zu lassen, berichtete einer, der dabei war. Die "Erfolgsgeschichte" des Konzerns müsse fortgeschrieben werden, appellierte Zumwinkel.

Der Mann, der lange als Vorzeigemanager galt, erhielt von seinen Mitarbeiter langen und stehend stürmischen Applaus, berichteten Augenzeugen.

Eine dreiviertel Stunde dauerte das Abschiednehmen, der Saal im Bonner Post-Tower sei "brechend voll" gewesen. Auch die Emotionen kamen nicht zur kurz: Zumwinkel fand mitunter sehr persönliche Worte. Zu den Vorwürfen der Steuerhinterziehung wollte er sich allerdings nicht konkret äußern - und bat dafür um Verständnis.

Stolz auf die vergangenen 18 Jahre

In der Mitarbeiterzeitung Premium Post hatte Zumwinkel zum ersten Mal öffentlich Stellung bezogen: Die laufenden Ermittlungen belasteten ihn und seine Familie sehr, schreibt er dort. Um Schaden von seiner Familie abzuwenden, sei er von seinen Ämtern zurückgetreten.

Da das Ergebnis des Verfahrens offen sei, könne er "an dieser Stelle nicht mehr dazu sagen". Er sei stolz, in den letzten 18 Jahren an der Spitze der Post gestanden zu haben.

Zumwinkel war wegen der Liechtenstein-Steueraffäre zurückgetreten. Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt wegen des Verdachts einer privaten Steuerhinterziehung in Millionenhöhe gegen ihn. Ein Haftbefehl war außer Vollzug gesetzt worden, da der Beschuldigte kooperierte.

Bundesweit hat es seit Bekanntwerden des Steuerskandals Razzien gegen weitere 150 Beschuldigte gegeben. Nach einer ersten Zwischenbilanz der Staatsanwaltschaft Bochum haben 91 Personen Selbstanzeige erstattet und zum Teil bereits Abschlagszahlungen von bisher 27,8 Millionen Euro auf ihre Steuerschuld geleistet.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/mel/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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