Kinder im Haus:Schutz vor Unfällen

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Kinder sehen Gefahren oft zu spät. Maßnahmen, die Haus und Hof sichern und die Kleinen schützen.

Alarmierend viele Kinder verunglücken zu Hause. Oft bleibt es dabei nicht bei vergleichsweise harmlosen Schäden wie Verstauchungen, Schnitten oder einem Armbruch. Allein 1999 sind laut dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden 84 Kinder unter sechs Jahren bei einem häuslichen Unfall ums Leben gekommen. Schutzmaßnahmen in Haus und Garten können das Risiko zumindest verringern.

Feuer

"Besonders viele Todesfälle ereignen sich im Alter von ein bis fünf Jahren", sagt Susanne Woelk von der Aktion Das Sichere Haus in Hamburg. Gefährdet seien kleine Kinder zum Beispiel durch Feuer und Flammen. "Da Kinder gern zündeln, sollten Streichhölzer und Feuerzeuge für Kinder unerreichbar untergebracht werden", rät Woelk.

In der Grillsaison bestehe zudem die Gefahr, dass Kinder in der Nähe eines Grills durch Stichflammen erheblich verletzt werden.

Küchenhelfer

Häufig verunglücken Kinder in der Küche, wenn sie helfen wollen. "Die beste Vorsichtsmaßnahme ist eine konsequente Aufklärung über die möglichen Gefahrenquellen in der Küche", sagt Michael Schreiber von den VKG-Küchenpartnern in Pforzheim, einem europäischen Zusammenschluss von Küchenhändlern.

Für bestimmte Altersgruppen empfehlen sich über diese Aufklärung hinaus gezielte Sicherheitsmaßnahmen.

Herd

Besonderes Augenmerk bei der Sicherung verdient der Herd: "Kindersicher sind moderne Herde mit Induktionskochfeldern, deren Kochstellen kalt bleiben", erklärt Schreiber. Beim Aufsetzen des Topfes überträgt sich die Hitze unmittelbar auf das Gargut.

Bei anderen Herden könne man mit einem hochgeklappten Schutzgitter an der vorderen Herdplatte verhindern, dass kleine Kinder sich an der Herdplatte oder am heißen Kochgeschirr verbrennen. Dieses Gitter schütze auch vor dem Herunterziehen von Töpfen und Pfannen.

Schalter am Herd verlocken zum Spielen. Sie sollten deshalb möglichst nicht an der Frontseite, sondern oberhalb der Arbeitsplatte liegen. Ungefährlich seien auch abnehmbare Schalter. Nicht mehr die Finger verbrennen könnten Kinder sich an Backöfen mit so genannten coolen Backofenfronten mit Spezialisolierung.

Putzmittel als Gift

"Um Vergiftungsunfällen vorzubeugen, sollten in der Küche Spül- und Putzmittel in abschließbaren Unterschränken aufbewahrt werden", empfiehlt Schreiber. Alternativ hierzu habe sich das Aufbewahren in einem für Kinder nicht erreichbaren Küchenoberschrank bewährt.

Strom

Auch Steckdosen üben eine magische Anziehung auf Kinder aus. Oft versuchen sie, mit Haar- oder Stricknadel bewaffnet, das Phänomen Strom auf lebensgefährliche Weise zu "erforschen".

"Guten Schutz für neugierige Kinder bieten vom Fachmann eingebaute Steckdosen mit erhöhtem Berührungsschutz, die allerdings etwas teurer als einfache Steckdosen sind", sagt Rainer Schilling von Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) in Frankfurt/Main.

Bei solchen Steckdosen fließe Strom nur, wenn auf beiden Löcher der Steckdose zur gleichen Zeit gleichmäßiger Druck ausgeübt werde. Mit Stricknadel oder Nägel können sich Kinder hier nicht verletzen. Nachrüstbare Sicherungen in Form von Blindsteckern mit Schlüsseln seien unpraktisch, da der Stecker immer vor Gebrauch herausgenommen werden müsse. Sicherungstechnisch nicht ganz den Vorschriften entsprechen einzuklebende Schutzscheiben, da der Stecker durch die Schutzscheibe immer etwas hervorsteht, erläutert der Experte.

Laufhilfen

Gefährlich seien aber auch so genannte Geh-Frei-Geräte, mit denen Krabbelkinder laufen lernen. Denn mit solchen Hilfen könnten Kinder leicht umkippen oder die Treppe hinunter fallen.

Sicherheits-Check im Kinderzimmer

Mit Kinderaugen:

Eltern sollten das Kinderzimmer regelmäßig einem Sicherheits-Check unterziehen. Dafür sollten sie in die Hocke gehen und so den Raum aus der Perspektive ihres Nachwuchses betrachten.

Niedrige Reichweite:

Geachtet werden sollte dabei beispielsweise darauf, dass das Spielzeug nicht zu weit oben im Regal liegt. Dies könnte Kinder zu gefährlichen Kletterpartien verleiten. Alle Steckdosen sollten mit Kindersicherungen versehen sein.

Kabel verlegen:

Eine große Gefahrenquelle sind den Angaben zufolge defekte und unsauber verlegte Kabel. Auch Teppiche könnten zu Stolperfallen werden. Eltern sollten sie deshalb mit doppelseitigem Klebeband oder Gleitschutzunterlagen am Fußboden befestigen.

Runde Ecken:

Heizkörper und scharfe Ecken werden am besten verkleidet oder mit Schutzkappen versehen, so die Experten. Sonst können sie bei Stürzen gefährlich werden.

Gefährliches Licht:

So genannte Deckenfluter sollten nicht in Kinderzimmern aufgestellt werden: Sie verbreiten zwar ein gemütliches Licht, können sich aber auch zu einer Gefahrenquelle entwickeln. Beim Spielen deckten Kinder Lampen beispielsweise gerne mit bunten Tüchern oder Papier ab. Häufig würden Stehlampen auch umgeworfen. Daraus könne sich schnell ein gefährlicher Brand entwickeln

Hohe Wickelauflage:

"Bei Kleinkindern haben Stürze vom Wickelbrett oft gravierende Folgen", warnt Woelk. Wickelkinder sollten deshalb nie unbeaufsichtigt bleiben.

Treppen

Die Treppe selbst sollte zum Schutz von Krabbel- und Kleinkindern mit einem Gitter gesichert sein. Die Geländerstäbe dürfen höchstens zwölf Zentimeter auseinander liegen, damit selbst Kleinkinder nicht hindurchfallen können. Bei Altbau-Treppen mit größeren Abständen bietet es sich an, zusätzliche Leisten einzuziehen.

Teiche

Im Garten können Teiche für Kleinkinder zur tödlichen Gefahr werden. "Selbst in einer "Pfütze" mit einer Wassertiefe von wenigen Zentimetern kann ein sehr kleines Kind ertrinken, wenn die Wasserfläche dazu ausreicht, Mund und Nase zu bedecken", warnt Woelk. Da Kinder innerhalb kürzester Zeit auf diese Weise sterben könnten, sollten sie in der Nähe von Wasser grundsätzlich niemals unbeaufsichtigt bleiben.

"Eltern mit Teich sollten als Schutz vor dem Ertrinken einen festen, soliden Zaun errichten, der den Weg zum Wasser versperrt", rät der Gärtner Peter Himmelhuber aus Regensburg. Dieser Zaun sollte allerdings so gestaltet sein, dass Kriechtiere den Teich erreichen können. Als Alternative könne aus nicht rostendem Baustahl ein fest verankertes Sicherheitsgitter direkt über der Wasserfläche angebracht werden. Seerosen und andere Pflanzen, die durch das Gitter durchwachsen, lassen es optisch fast verschwinden, so Himmelhuber.

(sueddeutsche.de/ dpa)

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