Japan:Scheichs stecken Geld in Playstation

Lesezeit: 2 min

Die arabische Welt investiert in Japan: Der staatliche Finanzinvestor Dubai International Capital ist bei dem japanischen Elektronikkonzern Sony eingestiegen.

Thorsten Riedl

Noch ist der Unterhaltungskonzern Sony nicht wieder voll auf Kurs - doch die Umbauarbeiten, die Firmenchef Howard Stringer in den vergangenen zweieinhalb Jahren geleistet hat, haben einen prominenten Unterstützer gefunden: den Herrscher des Wüstenstaates Dubai.

(Foto: Foto: Bloomberg)

Mit einem nicht bezifferten Betrag hat sich am Montag die Investmentgesellschaft Dubai International Capital an dem japanischen Unternehmen beteiligt. Es ist der erste Einstieg der Kapitalgesellschaft, die von Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum kontrolliert wird, in Japan.

Sanierung läuft

Deren Vertreter begründeten das Investment mit dem fortgeschrittenen Restrukturierungsprozess bei Sony. Das Unternehmen habe ein "großartiges Managementteam", sagte Anand Krishnan, verantwortlich für das operative Geschäft der Kapitalgesellschaft.

Dem Aktienkurs von Sony verhalf die Nachricht zu einem Plus von fast fünf Prozent. Bereits in der vergangenen Woche hatte Sameer al-Ansari, Chef von Dubai International, angekündigt, seine Gesellschaft werde 500 Millionen Dollar in ein japanisches Unternehmen investieren, allerdings ohne Namen zu nennen.

In der Pressemitteilung vom Montag teilte Dubai International nun den Namen mit, schwieg jedoch zur genauen Höhe der Beteiligung. Sicher ist nur, dass die Kapitalgesellschaft mit ihrer Investition nicht die in Japan meldepflichtige Höhe eines Fünf-Prozent-Anteils erreicht hat.

Sollte Dubai International Capital wirklich Aktien für eine halbe Milliarde Dollar gekauft haben, würde dies einem Anteil von einem Prozent an Sony entsprechen. Zum Portfolio von Dubai International gehören unter anderem auch Teile des Luftfahrtkonzerns EADS und des Finanzinstitutes HSBC.

Für Sony-Chef Stringer bedeutet der Einstieg des Emirates weiteren Antrieb beim langjährigen Umbau des Konzerns: Der Brite war im März 2005 als erster Ausländer in der Unternehmensgeschichte an die Spitze des japanischen Konzerns gelangt. Wenige Monate später musste er die Gewinnprognose für das Geschäftsjahr um vier Fünftel zurücknehmen.

Im Herbst desselben Jahres gab er sein Sanierungsprogramm bekannt: Beim ehemaligen Vorzeigeunternehmen aus Japan werden von weltweit 160.000 Stellen 10.000 wegfallen, von den 65 Produktionsstätten fast jede sechste geschlossen. Trotz des ambitionierten Planes kam es in der Folgezeit zu empfindlichen Rückschlägen.

So musste Stringer im Februar vergangenen Jahres einräumen, dass sich der Produktionsstart der Spielekonsole Playstation 3, eines der bedeutendsten Produkte des Unternehmens, empfindsam verzögert.

Im drauffolgenden August die nächste Katastrophe: Die Computerhersteller Dell und Apple rufen sechs Millionen Akkus zurück, die von Sony hergestellt wurden. Die Kosten werden auf mehr als 300 Millionen Dollar geschätzt, noch schwerer wiegt der Imageschaden für Sony. Videos von explodierenden Sony-Akkus in tragbaren Computern machten im Internet die Runde.

Inzwischen sind die Nachrichten aus dem Hause Sony wieder positiver. Der auf drei Jahre angelegte Restrukturierungsplan von Stringer zeigt Erfolge. Im jüngsten Quartalsbericht konnte Stringer eine Verdreifachung des Gewinns auf 600 Millionen Euro verzeichnen, vor allem wegen guter Geschäfte mit Unterhaltungselektronik. Erst drei Monate zuvor musste er den höchsten Quartalsverlust der zurückliegenden vier Jahre bekannt- geben. Analystenschätzungen zufolge soll sich das Betriebsergebnis im laufenden Geschäftsjahr, das im März endet, auf mehr als zwei Milliarden Euro verdoppeln.

Vor wenigen Wochen brachte Stringer die Finanztochter Sony Financial Holdings an die Börse. Bei den Aktionären des Konzerns, die schon vor dem Einstieg von Dubai International mehrheitlich aus dem Ausland gekommen sind, finden die Nachrichten Anklang: Die Aktien von Sony sind auf Jahressicht um mehr als 20 Prozent gestiegen. Auch die jüngste Meldung von der Investition des Wüstenstaates wurde von der Finanzwelt positiv aufgenommen. Der Einstieg des staatsnahen Fonds mache Mut, erklärte ein japanischer Analyst. Weitere Investoren könnten folgen.

© SZ vom 27.11.2007/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: