Investieren in Bildung:Geld für Geist

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Studenten brauchen Geld - die Anleger haben es. Bildungsfonds bringen beide Seiten zusammen. Anleger profitieren dabei von einer sicheren, allerdings niedrigen Rendite.

Die Unsicherheit wächst. Etwa 40 Prozent der Studenten in Deutschland gehen davon aus, dass die Finanzierung ihres Studiums nicht gesichert ist. Im Jahr 2003 waren es noch 35 Prozent, so das Deutsche Studentenwerk in seiner Sozialerhebung zum Jahr 2006. Die Lebenshaltungskosten steigen, einige Bundesländer verlangen Studiengebühren.

(Foto: Foto: ddp)

So kommt es, dass viele Studenten zum Vorlesungsbeginn Mitte Oktober - in Bayern beginnt das Semester beispielsweise an diesem Montag - nach Geldquellen suchen. Zum Beispiel Bildungsfonds.

Rückzahlung richtet sich nach dem Einkommen

Das Prinzip ist einfach: Private oder institutionelle Investoren legen Geld zusammen und finanzieren eine monatliche Unterstützung von bis zu 1000 Euro für ausgewählte Studenten, üblicherweise für die Regelstudienzeit.

Nach dem Hochschulabschluss zahlen diese zurück, und die Anleger bekommen eine Rendite von sechs bis sieben Prozent. Im Unterschied zu Studienkrediten richtet sich die Rückzahlung nicht nach einem marktabhängigen Zinssatz, sondern nach dem Einkommen. Ändert es sich, so ändert sich auch die Rückzahlung. Die Konditionen variieren je nach Fonds.

Zum Wintersemester tritt ein neuer Anbieter auf: Die dbde Deutsche Bildung Holding AG will mit ihrem Publikumsfonds zunächst etwa 200 Studenten fördern. Insgesamt sollen es 3500 werden. Der Fonds wird 20 Millionen Euro umfassen, ein einstelliger Millionenbetrag vom Lebensversicherer Delta Lloyd ist bereits im Topf. Im Herbst wird die Deutsche Bildung einen zweiten Fonds für institutionelle Anleger auflegen, weitere Angebote sollen in Zukunft folgen. Bis 2011 will das Unternehmen 400 Millionen Euro einsammeln.

Mehrstufiges Bewerbungsverfahren

Wer Geld aus dem Fonds bekommen möchte, muss ein mehrstufiges Online-Bewerbungsverfahren bestehen. Bankübliche Sicherheiten werden nicht verlangt, dafür aber Noten, Praktika und Testfragen. "Wir erwarten eine gewisse grundlegende Leistungsbereitschaft", sagt Katrin Hofmann, Projektmanagerin bei der Deutschen Bildung. Auch ohne Glanznoten habe man eine Chance.

Adrian Meyer hat es geschafft. Der 21-Jährige studiert Volkswirtschaftslehre an der Humboldt-Universität in Berlin und wird ab dem kommenden Semester jeden Monat 100 Euro vom Bildungsfonds erhalten. "Ich möchte eine möglichst ausgeglichene Finanzierung", sagt er.

Aus seinen Daten hat die Deutsche Bildung ausgerechnet, wie viel er voraussichtlich verdienen wird. Danach richtet sich der Prozentsatz, den er später von seinem Einkommen zahlen muss. Er konnte zwischen drei verschiedenen Sätzen in Abhängigkeit von der Rückzahlungsdauer wählen und hat sich für 3,2 Prozent über 36 Monate entschieden. Mit einem weniger aussichtsreichen Studienfach oder einer schlechteren Abiturnote wäre der Prozentsatz in der Regel höher.

Um abzusichern, dass die Studenten erfolgreich studieren, müssen sie jedes Semester ihren Notendurchschnitt vorlegen. Außerdem können sie begleitende Angebote wie etwa Rhetorik-Workshops, Bewerbungstrainings oder Chats mit Experten wahrnehmen.

Auswahlverfahren nötig

Das Modell hat große Ähnlichkeit mit den Programmen der Career Concept AG. Sie entstanden vor fünf Jahren in Zusammenarbeit mit Hochschulen. Inzwischen bietet das Unternehmen elf Fonds an, zwei davon sind hochschulunabhängige Publikumsfonds.

Der Marktführer finanziert rund 2000 Studenten und hat Kapazitäten für 10 000. Etwa 400 Anleger haben bei Career Concept über 25 Millionen Euro eingebracht. Wie bei der Deutschen Bildung müssen die Kandidaten ein Auswahlverfahren absolvieren und können begleitende Angebote nutzen. Dazu gehören Kontakte zu potentiellen Arbeitgebern. Career Concept hat gute Erfahrungen mit dem Investitionsobjekt Student gemacht: "Wir hatten noch keinen einzigen Fall, in dem jemand nicht zurückgezahlt hat", betont Vorstandsmitglied Rolf Christian Zipf.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie die Risiken gestreut werden

Auch Oliver Kruse, Professor für Finanzmanagement an der Fachhochschule des Mittelstands in Bielefeld, hält die Anlageform für sicher. Durch die verschiedenen Fachrichtungen der Studenten sei das Risiko verteilt. Außerdem werde der Bildungsfonds nicht von Krisen bei anderen Anlagen beeinflusst. Dennoch müsse man bedenken, dass es sich um eine Kommanditeinlage mit Haftung handle: "Im Extremfall kann man seine gesamte Einlage verlieren", so Kruse.

Kleingedrucktes wichtig

Das wäre allerdings nur möglich, wenn alle Studenten auf Dauer arbeitslos wären. Für Privatanleger sei ein Bildungsfonds zu empfehlen, so der Experte. Durch die risikoarme Anlage mit stetigem Rückfluss könnten andere, riskantere Geschäfte ausgeglichen werden.

Die Rendite von sechs bis sieben Prozent sei zwar nicht sehr hoch, aber "man tut ja auch etwas Gutes mit dem Geld", so Kruse. Anleger müssen 10.000 Euro aufbringen, um bei der Deutschen Bildung einsteigen zu können. Bei Career Concept sind es 5000 Euro. Beide Produkte können bis Jahresende gezeichnet werden.

Den Studenten bleibt das Risiko, dass sie bei einem unerwartet hohen Einkommen mehr zurückzahlen müssen, als sie bekommen haben. Umgekehrt sinkt aber der Betrag bei einem unerwartet geringen Verdienst. Das Deutsche Studentenwerk in Berlin rät, auf das Kleingedruckte zu achten.

"Wichtig ist, ob zum Beispiel Auslandssemester gefördert werden und ob bei der Auswahl alle die gleichen Chancen haben", sagt Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde. Tatsächlich müssen Studenten von "Orchideenfächern" oft schlechtere Konditionen akzeptieren als zum Beispiel angehende Ingenieure. Meyer auf der Heyde empfiehlt, parallel Möglichkeiten wie Bafög zu nutzen: "Ein Fondsmodell kann nur eine ergänzende Finanzierung bieten."

© SZ vom 13.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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