Interview:"Wir machen Möbel für normale Menschen"

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Die Internationale Möbelmesse Köln ist ein Pflichtbesuch für Designer. Lars Engman (57), Chef-Designer von Ikea, über Trends, gelungene und überflüssige Einrichtung.

Interview: Eike Schrimm

SZ: Warum fehlt Ikea auf der Möbelmesse?

Lars Engman - Chef-Designer von Ikea. (Foto: Foto: Ikea.)

Engman: Wir haben doch unsere Einrichtungshäuser auf der ganzen Welt. Das ist die beste Leistungsschau, für alle geöffnet, das ganze Jahr lang.

SZ: Die deutsche Möbelbranche stöhnt über große Umsatzeinrbüche. Ikea hingegen verbucht noch ein Plus, wenn auch ein kleineres. Was macht Ikea richtig, die anderen falsch?

Engman: Was die anderen falsch machen, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass unser Konzept funktioniert: brauch- und bezahlbares Design.

SZ: Wie sieht ein typisches Ikea-Stück aus?

Engman: Schön vor allem. Aber der Preis muss stimmen und den halten wir niedrig mit billigem Material. Und noch ganz wichtig: Jedes Möbelstück muss sich flachlegen können. Wir wollen keine Luft teuer transportieren, sondern den LKW voll laden mit Möbeln.

SZ: Die Möbel, die auf der Messe ausgestellt werden brauchen viel, viel Platz auch im Wohnzimmer. Passt das überhaupt in unsere Zeit?

Engman: Die Wirtschaftsflaute verbreitet ganz schlechte Stimmung bei den Käufern. Das spürt man auch hier: Weniger Aussteller, weniger Trubel in den Gängen. Und was zeigen die Firmen: Teure, sehr teure Möbel. Die meisten Menschen wollen sich zurzeit diesen Luxus gar nicht leisten. Meistens sind ihre Wohnungen auch viel zu klein für so große Sofas.

SZ: Es sind viele asiatische Besucher da und fotografieren emsig bis in den letzten Winkel. Wohnt der neue Käufer in Asien?

Engman: Die meisten sind wohl gar nicht da, um zu kaufen. Sie nehmen die Ideen mit und versuchen selbst, die Möbel nachzubauen. Aber unsere Ikea-Philosophie kann man zum Glück gar nicht kopieren. Das werden sie schnell merken.

SZ: Das Interesse ist also da. Wird Ikea diesen Markt erobern?

Engman: Wir haben bis jetzt nur zwei Läden in China. Viel zu wenige. Wir werden deshalb im kommenden Jahr eine weitere Filiale eröffnen. Aber damit auch die Möbel Geschmack und Gewohnheit treffen, starten wir gerade ein Projekt mit jungen asiatischen Designern.

SZ: Es gibt kaum eine Wohnung in Deutschland ohne Ikea. Sind Sie stolz darauf?

Engman: Natürlich gefällt uns das. Meine Freunde leben mit Ikea-Möbeln. Ich auch.

SZ: Ihr Lieblingsmöbel von Ikea?

Engman: Unser Klassiker, das Sofa KLIPPAN. Da wechselt nur der Bezug, nicht die Form.

SZ: Das unwichtigste Möbelstück?

Engman: Ein freistehendes CD-Regal. Das war in den 90er Jahren wirklich eine Plage.

SZ: Aber Ikea hat mitgemacht.

Engman: Natürlich. Die Leute wollten unbedingt ihre CD's in dieser Skyline stapeln. Zum Glück ist der Trend vorbei und die CD's liegen wieder im Regal.

SZ: Wie werden wir in 20 Jahren wohnen?

Engman: Ich habe überhaupt keine Ahnung. Das ist eine ganz langsame Entwicklung, denn unsere Möbel gehören ja in unsere Häuser und die werden nun mal mindestens 100 Jahre alt.

SZ: Heißt Ihr Sohn Billy und ihre Tochter Karlanda?

Engman: Nein. So nennen wir nur unsere Regale oder Sofas, nicht unsere Kinder.

SZ: Werden Sie den Stand von Nils Holger Moormann, dem Ikea-Nachmacher, besuchen?

Engman: Oh, der ist auch da? Der macht tolle Sachen. Wo finde ich ihn denn?

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