Interview:Verträgliche Hilfe bei Ungeziefer

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Ein Agraringenieur kennt verträglichere Alternativen, die Umwelt und Gesundheit schont.

Interview: Ingrid Brunner

(SZ vom 01.03.2002) Die meisten greifen panisch zur Giftspritze, wenn sie solche ungebetenen Gäste entdecken - und setzen sich damit selbst der toxischen Wirkung aus. Thomas Frische, Agraringenieur, zeigt verträglichere Alternativen auf.

Süddeutsche Zeitung: Herr Frische, ist es bei Ungeziefer in der Wohnung nicht angebracht, schnell und gründlich mit der chemischen Keule ranzugehen?

Thomas Frische: Das Problem ist leider, dass es keine schnellen Lösungen gibt. Und wenn Sie ein Langzeitinsektizid in der Wohnung haben, müssen auch Sie lange Zeit mit dem Gift leben.

SZ: Sie empfehlen biologische Produkte zur Schädlingsbekämpfung. Helfen die wirklich?

Frische: Wenn sie konsequent angewendet werden, ja.

SZ: Ist denn gegen Kakerlaken ein Kraut gewachsen?

Frische: Schaben haben bevorzugte Aufenthaltsorte. Da sollten spezielle Köderfallen platziert werden. Dann muss man die Herkunft des Befalls abklären, sprich: ob es auch Kakerlaken beim Nachbarn gibt. Da Schaben so genannte Hygieneschädlinge sind, sollte sich der Laie lieber fachlichen Rat holen - beim Gesundheitsamt oder beim Schädlingsbekämpfungs-Fachbetrieb.

SZ: Sie bieten Lavendelöl gegen Motten an. Das ist ja nicht gerade neu ...

Frische: Lavendel wird allgemein gern verwendet, weil es angenehm riecht. Aber es dient eher der Verwirrung, das Öl überdeckt nur Gerüche, nach denen die Motten sonst suchen. Zur Abschreckung würde ich das Arvenöl empfehlen. Arvenöl riecht holzig - das mögen die Motten nicht.

SZ: Lavendelöl, Arvenöl - das hört sich mehr nach Aromatherapie an als nach Schädlingsbekämpfung. Haben Sie auch etwas Kräftigeres im Angebot?

Frische: Wir haben auch ein Insektizid im Sortiment für Fälle, die anders nicht zu lösen sind.

SZ: Und was ist an Ihrem Insektizid dann "bio"?

Frische: Es baut sich schnell ab, das heißt, es ist in seiner Wirkung zeitlich begrenzt und schädigt damit nicht über Wochen oder Monate die Bewohner.

SZ: Reicht Hygiene aus, um Schädlinge fernzuhalten?

Frische: Hygiene hat den Vorteil, dass man ziemlich schnell merkt, dass Schädlinge im Haus sind. Sauberkeit allein reicht aber nicht aus. Denken Sie an die Einbauküche: Da gibt es jede Menge Rückzugsräume. Wenn sich da was einnistet, das wird man so schnell nicht wieder los.

SZ: Was sind neben Lebensmittelmotten die häufigsten Schädlinge?

Frisch: Da kommt eine ganze Zeit lang gar nichts. Dann folgen die Textilmotten und dann sind schon fast die textilschädigenden Käfer an der Reihe - in der Regel der Teppichkäfer. Dessen Larven gehen zum Fressen ans Textil und verschwinden zum Schlafen wieder.

SZ: Gibt es auch Tierchen, bei denen Sie auf dem Standpunkt stehen, leben und leben lassen?

Frische: Im Haus würde ich erst mal sagen: nein. Es kommt natürlich darauf an, worum es sich handelt. Spinnen zum Beispiel würde ich versuchen lebend zu erwischen und dann auszusetzen.

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