Interview mit Fachwerk-Experten:Gute Dämmung schützt Balken

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Andreas Vollack ist vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Hildesheim für das Zimmereihandwerk. Der Fachwerk-Spezialist erklärt die Besonderheiten dieses Haustyps.

Joachim Göres

SZ: Worauf sollten Menschen achten, die sich für den Kauf eines Fachwerkhauses interessieren?

Vollack: Käufer verlieben sich schnell in ein von außen toll aussehendes Objekt, machen sich viele Gedanken über die Raumaufteilung, aber zu wenige über die Konstruktion. Ich werde als Sachverständiger meist erst geholt, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Hausschwamm, gebrochene oder verfaulte Balken - das sind häufige Schäden, die Sanierungen von 10.000 Euro aufwärts verlangen. Im Extremfall ist der Abriss nötig, das habe ich schon erlebt.

Vom Verkäufer kann man kein Geld zurückverlangen - dafür muss man ihm nachweisen, dass er von den Mängeln wusste und das ist in der Praxis so gut wie unmöglich. Auf jeden Fall ist es sinnvoll, vor Vertragsabschluss ein Sachverständigen-Gutachten erstellen zu lassen, es kostet zwischen 600 und 1200 Euro.

SZ: Wie aufwendig ist die Pflege, um ein Jahrhunderte altes Haus gut in Schuss zu halten?

Vollack: Die Dämmung ist sehr wichtig, zur Senkung der Energiekosten, aber auch für den Erhalt des Gebäudes. Es gibt gute Dämmstoffe, die alle nachträglich eingebaut werden können: Holzweichfaserplatten, Zellulose, Lehm. Lehm entzieht dem Holz die Feuchtigkeit und trägt damit zum Schutz der Balken bei. Die Balken müssen nach meiner Erfahrung nicht besonders behandelt werden.

SZ: Können Sanierungskosten bei denkmalgeschützten Häusern steuerlich geltend gemacht werden?

Vollack: Es gibt je nach Landkreis ganz unterschiedliche finanzielle Förderungen. Interessenten sollten bei den jeweiligen Denkmalämtern nachfragen. Zudem gibt es im Internet unter www.fachwerk.de Tipps und Adressen zum Thema Sanierung. Dazu gehören auch Foren von langjährigen Fachwerkhaus-Besitzern, an die man sich mit speziellen Problemen wenden kann.

SZ: Einige Firmen bieten den Neubau von Fachwerkhäusern an. Was halten Sie davon?

Vollack: Im Grundsatz finde ich das gut. Oft sieht der Neubau allerdings nur wie Fachwerk aus und es handelt sich um Holzrahmbau, bei dem die Verbindungsstücke nicht aus Holz sind - somit kann man nicht von ,Fachwerkhäusern' sprechen. Bei echten Fachwerkhäusern ist die Bauzeit länger, entsprechend höher sind die Kosten.

© SZ vom 27. 4. 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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