Interview:Eine Wohnanlage nur für Frauen - fast

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Und was ist mit den Männern? 99 Prozent der Immobilien weltweit sind in ihrer Hand. In der Münchner Messestadt Riem entstehen nun 49 Wohnungen, die ausschließlich Frauen gehören und nur an Frauen vermietet werden sollen.

In der neuen Messestadt Riem, direkt am Park, soll in den nächsten zwei Jahren das erste Projekt der FrauenWohnen eG verwirklicht werden. Vorstandsmitglied Barbara Yurtdas erläutert Andrea Nasemann, wer in das neue Frauenhaus einziehen darf.

SZ: Sie bauen ein barrierefreies und ökologisches Wohnhaus mit etwa 49 Wohnungen, die ausschließlich Frauen gehören und nur an Frauen vermietet werden sollen: Warum das?

Yurtdas: Weltweit befindet sich nur ein Prozent der Immobilien in Frauenhand. Auch in München gehören Häuser und Grundstücke vorwiegend Männern. Warum sollten also Frauen nicht auch auf diesem Gebiet die Gleichberechtigung verwirklichen? Außerdem wollen viele Frauen gerne in einem frauenbestimmten Umfeld wohnen, in dem sie ihre Bedürfnisse leben können.

SZ: Sind Männer in Ihrem Projekt ganz außen vor?

Yurtdas: Nein, es können auch Männer in der Anlage mitwohnen, sei es als Ehemann, Lebenspartner oder Sohn. Voraussetzung ist aber, dass sie die Ausrichtung der FrauenWohnen eG akzeptieren.

SZ: Was unterscheidet denn Frauen- von Männerwohnungen?

Yurtdas: Wir haben schon ein bestimmtes Wohnkonzept, das Männern aber vielleicht auch gefallen würde. Unsere Frauen bevorzugen einen kommunikativen Wohnstil: Alle Wohnungen öffnen sich zu einem Innenhof, in dem man sich treffen kann. Die Wohnungen werden durch Laubengänge erschlossen, die zum Hof verlaufen. Alle Bewohner, die aus ihrer Wohnung treten, sollen so mit anderen in Kontakt kommen.

SZ: Wie werden die Wohnungen finanziert?

Yurtdas: Zunächst muss jede Frau mindestens einen Geschäftsanteil in Höhe von 1100 Euro zeichnen, um Genossin bei FrauenWohnen zu werden. Wer einziehen oder das Nutzungsrecht für eine Wohnung erwerben will, muss zusätzlich einen Eigenkapitalanteil leisten. Dieser beträgt 870 Euro pro Quadratmeter für eine frei finanzierte Wohnung und zwischen 400 und 620 Euro pro Quadratmeter für eine öffentlich geförderte Wohnung. Bei letzteren Wohnungen liegen die Mieten dann nicht höher als bei einer Sozialwohnung.

SZ: Was unterscheidet genossenschaftliches von normalem Wohnen?

Yurtdas: Wir sind eine Vermietungsgenossenschaft, da haben die einzelnen Genossinnen kein Eigentum. Wer bei uns wohnt, hat aber ein Wohnrecht auf Lebenszeit. Wir arbeiten nicht gewinnorientiert. Deshalb steigen unsere Mieten nur kostenangepasst.

SZ: Werden Sie auch in Ihrem Frauenhaus wohnen?

Yurtdas: Ja. Die Idee zu einer Genossenschaft nur für Frauen hatten wir schon 1991. Sieben Jahre später haben wir dann die Genossenschaft gegründet. Wir haben also schon einen langen Weg hinter uns, wenn wir - hoffentlich wie geplant - Anfang 2006 einziehen.

Kontakt:

FrauenWohnen eG, Tel. 2719190, Infoabende am 18. Mai und 20. Juli um 19 Uhr im Selbsthilfezentrum, Bayerstr. 77a, Rückgebäude

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