Immobilienmarkt in München:Stille Zeiten

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Die Münchner Makler haben zurzeit nicht viel zu tun, denn die Käufer sind sehr vorsichtig geworden.

Felix Berth

Es sind kaum Kaufinteressierte unterwegs, stellen die Makler fest. Die aktuellen Politik-Nachrichten aus Berlin tragen zum Niedergang bei, klagen die Vermittler: "Seit der Wahl ist das Geschäft erheblich schlechter geworden - obwohl es schon vorher nicht gut lief", sagt Friederike Basedow, Geschäftsführerin der Immobilienfirma Contigrund. Stephan Kippes vom Ring Deutscher Makler (RDM) bestätigt diese Einschätzung: "Zurzeit herrscht Flaute auf dem Münchner Immobilienmarkt."

Die Ursachen sind wohl in einer Mischung aus politischen und ökonomischen Ängsten und Erwartungen zu sehen. Bei potenziellen Käufern dominiert eine vorsichtige Haltung in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit - wer kauft schon eine Wohnung, wenn er die Entwicklung seines Jobs, seiner Firma, seiner Branche nur schlecht abschätzen kann? Dies hat nach Einschätzung des städtischen Bewertungsamts zu einem Rückgang der Umsätze im Immobiliengeschäft geführt: "Im ersten Halbjahr 2002 sanken die Umsätze beim Kauf von Eigentumswohnungen und von Gewerbeimmobilien", sagt Helmut Thiele vom Münchner Kommunalreferat.

Zwar gibt es eine Passage in der kürzlich verabschiedeten rotgrünen Koalitionsvereinbarung, die manche Käufer eher antreiben dürfte: Schon ab 1. Januar 2003 soll die Eigenheimzulage reduziert werden - sie entfällt für kinderlose Familien; für kleine Familien sinkt sie; lediglich Familien mit mehr als drei Kindern kommen besser davon.

Doch diese drohende Verschlechterung hat noch keinen Schlussspurt der Käufer ausgelöst: "Bisher ist die politische Unsicherheit zu groß", sagt Stephan Kippes vom RDM. Noch seien die rotgrünen Konzepte nicht zu Gesetzen geworden. Deshalb würden manche Käufer abwarten, obwohl sie die Subventionen der alten Eigenheimzulage mitnehmen wollen. Wahrscheinlich, so der Münchner Makler Ingo Gerschlauer, werde es am Jahresende zu einer Steigerung der Nachfrage kommen. Eine Einschätzung, die man im Kommunalreferat teilt: "Wir schätzen, dass demnächst ein Run losgeht", sagt Helmut Thiele. Allerdings bleibt dies kein dauerhafter Effekt - im Januar ist der prognostizierte Mini- Boom wieder vorüber.

Die Preise sind wegen der bisher geringe Nachfrage übrigens noch nicht gesunken: Nach den sehr verlässlichen Daten des städtischen Bewertungsamts verlangten Verkäufer und Makler im ersten Halbjahr 2002 noch die gleichen Quadratmeterpreise wie ein Jahr zuvor.

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