Immobilienkauf:Was denn nun, wenn schon?

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Eine Wohnung ist meist preiswerter, ein Haus bietet in der Regel mehr Platz. Entscheidend sind letztlich finanzielle Spielräume.

Von Heinz-Josef Simons

Den Traum von den eigenen vier Wänden träumen Millionen Menschen in Deutschland. Verständlich, spielt doch der Wunsch, sein eigener Herr zu sein, bei vielen eine wichtige Rolle. Glaubt man Meinungsumfragen, wünschen sich etwa 80 Prozent der Mieterhaushalte kaum etwas so sehr wie das Haus im Grünen oder die Wohnung in der Innenstadt. Allerdings ist hierzulande die Wohneigentumsquote mit etwas mehr als 40 Prozent im europäischen Vergleich sehr niedrig.

Was spricht fürs Haus, was für die Eigentumswohnung? Schnelle Antworten. (Foto: Tabelle: www.immobilienscout24.de)

Wer genügend Geld hat und zudem ausreichende Mittel als Darlehen bekommt, steht bisweilen vor einem Luxusproblem. Denn dann stellt sich die Frage: Haus oder Wohnung?

"Beides hat Vor- und Nachteile. Es gibt eine Menge guter Gründe, die für ein Haus und gegen eine Wohnung sprechen. Und umgekehrt", sagt Max Herbst, Chef der Frankfurter FMH Finanzberatung und deutschlandweit einer der erfahrensten Experten für Immobilienfinanzierung.

Die Entscheidung für oder gegen eine der beiden Alternativen ist allerdings nicht immer nur eine Sache des Familienbudgets. Nicht selten wird auch mit dem Bauch entschieden, es sind also starke Gefühle mit im Spiel. Nur den eigenen Emotionen zu folgen, kann aber genauso falsch und fatal sein, wie jeden Euro und jeden Cent nachzurechnen.

Das Haus

Bevorzugte Standorte sind Lagen am Stadtrand oder gar ganz im Grünen, vor allem bei Familien mit Kindern. Das kann sich auch finanziell rechnen, weil die Grundstückspreise an der Peripherie oder auf dem flachen Land gemeinhin deutlich niedriger sind als in den städtischen Lagen.

Freilich gibt es auch erhebliche Nachteile. Der tägliche Weg zur Arbeit ist lang, mithin teuer, und oftmals auch aufreibend. Zudem lässt bisweilen die Infrastruktur auf dem Land zu wünschen übrig. Da kann es schon mal sein, dass etwa die Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs etliche Kilometer entfernt liegen, man zur Schule oder zum Kindergarten 20 Minuten und länger mit dem Auto braucht, und der nächste Supermarkt sowieso nahe der Stadt liegt. Vom vergleichsweise großen finanziellen und zeitlichen Aufwand, Heim und Herd, Grund und Boden in Schuss zu halten, gar nicht zu reden.

Reihenhaus und Doppelhaushälfte

Beide bieten Tuchfühlung mit den Nachbarn statt Distanz und Weitläufigkeit. Diese Nähe mag nicht jedermanns Sache sein, sie ist aber oft die ideale Variante, den Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen. Für das Reihen- oder das Doppelhaus spricht in der Regel der geringere Preis im Vergleich zu freistehenden Objekten, schon wegen der niedrigeren Grundstückskosten. Hinzu kommt, dass sich in der Gemeinschaft mit anderen Eigentümern etwa die Erschließungs- und Anbindungskosten auf viele Schultern verteilen.

Eng nebeneinander zu wohnen, kann auch bei den laufenden Ausgaben finanzielle Vorteile bringen. So können die Heizkosten bei Reihenhäusern mit weniger Außenwandflächen um 30 bis 50 Prozent niedriger liegen als bei Einzelhäusern. Weniger Kosten, dafür aber mitunter anstrengende Nachbarn - "letztlich muss jeder selbst entscheiden", meint Finanzberater Helfesrieder.

Die Eigentumswohnung

Für sie spricht viel. Angefangen vom meist deutlich geringeren Kaufpreis bis hin zu einer einfacheren Handelbarkeit. Ein Vorteil, wenn etwa persönliche Veränderungen anstehen. Liegt die Wohnung in guter Innenstadtlage, muss man sich zudem um die Wertbeständigkeit keine Sorgen machen. Selbst Wertsteigerungen sind möglich, wie Statistiken beweisen.

Absolut gesehen ist der Kaufpreis wegen des Miteigentums geringer als bei einem Haus. Überzeugend ist die in der Regel gute Infrastruktur bei städtischer Lage. Sie garantiert eine gute Vermietbarkeit.

Ein weiterer Punkt steht hinter dem Kostenrisiko. Es ist exakt begrenzbar, da oftmals eine Festpreisvereinbarung möglich ist. Gleiches trifft auf den Kontrollaufwand zu. Auch dieser ist im Vergleich zum Haus niedriger, denn Eigentumswohnungen werden schlüsselfertig erworben. Pluspunkte sammelt die Eigentumswohnung schließlich bei Fragen der Verwaltung, Pflege und Instandhaltung. Darum kümmern sich von der Wohngemeinschaft eingesetzte Objektmanager.

Allerdings zählen die regelmäßig abzuhaltenden Eigentümerversammlungen nicht unbedingt zu den Sternstunden der einzelnen Eigentümer. Sie gehören dazu. Wer etwas ändern möchte, muss viel Überzeugungsarbeit leisten.

© SZ vom 24. 10. 2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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