Immobilien-Oscar:Das schönste Hotel der Welt

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Nicht Tokio und auch nicht Paris haben gewonnen, sondern Heiligendamm: Deutschlands ältestes Seebad kommt mit dem frisch sanierten Grand Hotel schick heraus und erntet dafür die Branchen-Trophäe.

Das Grand Hotel Heiligendamm in der Nähe von Bad Doberan (Mecklenburg-Vorpommern) hat in Cannes den begehrten "Immobilien-Oscar" in der Hotel-Kategorie gewonnen. Heiligendamm habe sich damit gegen das Intercontinental Paris und das Grand Hyatt Tokyo durchgesetzt, sagte Hoteldirektor Thomas Klippstein. "Das Grand Hotel Heiligendamm ist damit in diesem Jahr zur schönsten Hotel-Immobilie der Welt gewählt worden. Das ist fantastisch." Die Auszeichnungen werden jährlich auf der weltgrößten Immobilienmesse Mipim verliehen.

Mipim-Bilanz: Veranstalter sehen stabile Entwicklung

Fast 1900 Aussteller, 15 000 Fachbesucher. Das sind die wichtigsten Zahlen zur diesjährigen Mipim, der wichtigsten, weil internationalsten Messe für gewerbliche Immobilien, die Thierry Renault, Chef des Messeveranstalters Reed Midem, auf Nachfrage mitteilte.

Wichtig deswegen, weil angesichts eines schwächelnden Marktes, hoher Messekosten und eines in Fahrt gekommenen Mitbewerbers, sprich die Expo Real in München, viele einen erneuten Rückgang des Interesses und keine stabilen Zahlen erwartet hatten.

Weniger Projektentwickler

Deutsche Standorte präsentierten sich auf dem ¸¸internationalen Markt der Immobilienprofis", so die Übersetzung, nur noch wenige, darunter Berlin, Hamburg, Köln/Bonn, Frankfurt, Düsseldorf und der wichtigste, was den Umsatz angeht, München. Es mache auch keinen Sinn, den Hagener Bahnhofsvorplatz internationalen Investoren vorzustellen, kommentierte ein Messebesucher die ¸¸Reduktion auf das Wesentliche", die dazu geführt hat, dass es erstmals keine ¸¸deutsche Straße" mehr auf der Mipim gibt.

Der Stand der bayerischen Landeshauptstadt und ihrer 24 Partner erfüllte wieder die Rolle eines Treffpunktes für lokale, nationale und internationale Fachleute der Immobilien- und der Finanzwelt. ¸¸Ich hatte mit weniger Besuchern gerechnet", sagte Volker Hofmann, Vorstand der Baywobau.

Inländische Projektentwickler seien in geringerer Zahl vertreten als früher, ¸¸aber die Amerikaner und Engländer sind unterwegs". Auch mit dem Präsidenten der brasilianischen Zentralbank habe er konkrete Gespräche führen können. ¸¸Wir können", sagten unisono Karl Breuling, Chef des Standorts München der KGaL Leasing, und Hans Schlamp, geschäftsführender Gesellschafter von Accumulata, ¸¸am München-Stand ohne zusätzlichen Aufwand mit fast allen unseren Geschäftspartnern Gespräche führen."

Auch Rupert Hackl, Niederlassungsleiter München der Eurohypo, registriert ein ¸¸unverändertes Interesse" am Münchner Geschehen. ¸¸Allerdings hat die zahlenmäßige Präsenz meiner Kollegen aus Madrid, New York und anderen Plätzen im Vergleich zu denen aus Deutschland stark zugenommen." Die Architektin Ina-Marie Orawiec, die auf dem London-Stand zugegen ist, in München aber den Umbau der Münchner Freiheit zum Bahnhof für die Parkstadt-Schwabing-Tram plant, brachte es auf den Punkt: ¸¸Wir müssen uns die Innensicht abgewöhnen. Wenn die Zahl der deutschen Aussteller abnimmt, liegt es nicht unbedingt an der abnehmenden Bedeutung der Mipim, sondern eher am abnehmenden Interesse an deutschen Standorten."

Internationale Trends

Deutsche Impulse gab es in der Tat kaum, nur wenige Städte konnten größere Investitionsvorhaben vorstellen. So sind die wichtigen Trends, die man auf der Mipim aufspüren konnte, ausnahmslos international: Der schwache Dollar und die Milliarden, die in US-Fonds akkumuliert sind, führen zu erhöhtem Kapitalfluss und Einkaufszügen an Top-Standorten, wie etwa Canary Wharf, London, und an neuen, günstigen Standorten rund um den Globus, wenn sie nur Entwicklungschancen haben. Da mit Immobilien gesicherte Forderungen international stärker handelsfähig werden, erleben entsprechende Gesellschaften, wie US-Reits, gegenwärtig einen Boom. Bislang konservative Staaten wie China und Indien beginnen, sich dem Immobiliengeschäft zu öffnen. Westliche Firmen buhlten auf der Mipim darum, hier ins Geschäft zu kommen. Von den künftigen EU-Mitgliedsstaaten präsentieren sich Städte wie Stettin, Breslau oder Tallinn, die bislang bestenfalls Insider auf der Rechnung hatten. Das Vermarkten nicht betriebsnotwendiger Immobilien, Crem genannt, gewinnt an Fahrt. Auch die öffentliche Hand denkt darüber nach, sich von ihrem Tafelsilber zu trennen. In der Hotel- und Tourismusindustrie und bei Wohnimmobilien wird die Gruppe der Älteren zunehmend interessanter.

Spreu vom Weizen trennen

So hatte die diesjährige Mipim ihre Trends und ihre Themen, mit denen sich die Besucher auseinander setzen konnten. Aus ausländischer Sicht beginnt sich in Deutschland, was interessante Standorte angeht, ¸¸die Spreu vom Weizen zu trennen", wie ein englischer Besucher am München-Stand formulierte. Wer seine ¸¸Weizenkörner" in Cannes präsentieren konnte, war allen vorherigen Unkenrufen zum Trotz gut beraten.

© Von Hans-Herbert Holzamer - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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