Immobilie Insel:"Mehr Traum, weniger Rendite"

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Spezialimmobilien wie Inseln kennen keinen richtigen Zweitmarkt. Deshalb sollten Erwerber nicht mit hohen Erträgen rechnen.

Horst Peter Wickel

Welche Faktoren beim Erwerb einer Insel wichtig sind, sagt der auf Immobilienrecht spezialisierte Rechtsanwalt Timo Gansel aus Berlin im Interview.

Insel sind Exoten der Immobilienwirtschaft: Blick auf einen mit Palmen bewachsenen Sandstrand auf der Inselgruppe Vava´u. (Foto: Foto: dpa)

SZ: Welche Faktoren gilt es beim Erwerb einer Insel zu beachten?

Gansel: Die Faktoren werden vorrangig vom Motiv des Inselerwerbs bestimmt. So macht es schon einen Unterschied, ob man die Insel ganz für sich allein zur Erholung nutzen möchte oder eher kommerziell. Meist wird mit dem Kauf einer Insel ein Traum erfüllt.

SZ: Worauf kommt es an?

Gansel: Zunächst sind die Natur- und Klimagegebenheiten mit all ihren Vor- und Nachteilen zu beachten. Hinzu kommen die politischen Gegebenheiten. In nicht wenigen Ländern bedarf jeglicher Grundstückserwerb der Genehmigung einer nicht unbedingt demokratisch legitimierten und planmäßig agierenden staatlichen Behörde. So kann die Insel nicht nur traumhaft schön und paradiesisch ruhig sein, sondern es können ihr auch große Gefahren durch Klima und Natur bis hin zu Piraten drohen. Und schließlich sollte man nicht vergessen, dass man meist auf sich selbst gestellt ist.

SZ: Wie kann sich ein Insel-Käufer gegen Risiken absichern?

Gansel: Wie bei jedem Grundstückskauf ist beim Kauf einer Insel die vorherige ausführliche Information und die eigene Besichtigung das A und O. Weniger Sinn dürfte es bei den meisten Inselkäufen machen, Nachbarn zu den Gegebenheiten und Besonderheiten zu befragen. Mit dem Kaufvertrag kann man sich gegen bestimmte Risiken absichern.

SZ: Gegen Folgen des Klimawandels?

Gansel: Nein, diese Risiken muss der Käufer selbst in Kauf nehmen. Der Verkäufer wird sich kaum auf eine Tsunamiklausel einlassen und für Klimawandel, Naturereignisse oder höhere Gewalt haften wollen, zumal der Käufer diese Gefahren regelmäßig kennen dürfte und mit der Übergabe übernimmt. Doch dem Käufer steht natürlich frei, sich eine Versicherung zu suchen, die bereit ist, denkbare Risiken zu versichern.

SZ: Wie weit kann die, auch rechtliche Unabhängigkeit einer Insel gehen?

Gansel: Die Welt ist aufgeteilt. Und so gehört jede Insel als Grundstück zu einem Staat. Der Inseleigentümer ist also der jeweiligen Staatsmacht unterworfen und kann seine Freiheit beziehungsweise seine Unabhängigkeit nur im Rahmen der geltenden Rechtsordnung genießen. Spätestens dann, wenn er auf der Insel bauen oder Landschaftsveränderungen vornehmen will, kann er erleben, dass seine gewünschte Unhängigkeit weitaus geringer ist als von ihm gedacht.

SZ: Und wie beurteilen Sie den Insel-Besitz als Möglichkeit der Geldanlage?

Gansel: Mit dem Kauf einer Insel realisiert man zumeist seine Träume und nicht eine hohe Rendite. Wie bei jedem Grundstück bestimmt der Markt den Preis. Und das ist hier im Allgemeinen das Problem, denn es existiert kein echter Zweitmarkt.

© SZ vom 12.09.2008/jh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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