Hoher Energie-Verbrauch:Single-Dasein schadet der Umwelt

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Mehr PCs, mehr Wäschetrockner - und mehr Singles: Der Stromverbrauch pro Kopf stieg in den letzten zehn Jahren deutlich an.

Zusätzliche Elektrogeräte und der Trend zum Ein-Personen-Haushalt steigern den privaten Energieverbrauch, obwohl immer effizientere Technik eingesetzt wird. Das geht aus der "Umweltökonomischen Gesamtrechnung 2006" hervor, die das Statistische Bundesamt und das Umweltbundesamt (UBA) am Dienstag in Berlin vorstellten.

"Private Haushalte gehen immer noch zu verschwenderisch mit Energie und Fläche um", sagte UBA-Präsident Andreas Troge. Der Studie zufolge ist der Energieverbrauch privater Haushalte von 1995 bis 2005 trotz deutlicher Effizienzgewinne um 3,5 Prozent gestiegen. Ab dem Jahr 2000 ist aber - offenbar als Ergebnis drastisch gestiegener Energiepreise - eine Trendwende nach unten zu verzeichnen.

"Die erheblichen Verbesserungen bei Wärmedämmung, Heizungstechnik und Haushaltsgeräten reichen nicht aus, um den gestiegenen Energieverbrauch der Haushalte auszugleichen, der unter anderem durch eine wachsende Ausstattung mit Elektrogeräten und die zunehmende Wohnfläche verursacht wird", sagte der Vizepräsident des Statistischen Bundesamts, Walter Rademacher.

Starke Zuwächse bei Elektrogeräten

Konkret gab es demnach innerhalb von zehn Jahren bei PCs einen Zuwachs um 213 Prozent, bei Wäschetrockern um 103 Prozent, bei Mikrowellen um 93 und bei Videorekordern um 61 Prozent.

Zudem schlage besonders bei der Heizenergie der wachsende Anteil von Ein-Personen-Haushalten zu Buche, deren direkter Energieverbrauch pro Kopf durchschnittlich etwa doppelt so hoch sei wie in einem Drei-Personen-Haushalt. So wirke auch der demografische Wandel verbrauchssteigernd.

"Sollte unser Energiehunger weiter wachsen, könnten wir dem Klimawandel kaum begegnen", sagte Troge. Bis 2050 müsse es gelingen, den Verbrauch in Deutschland zu halbieren.

Um weitere Effizienzgewinne zu erreichen, seien aber rechtlich verbindliche Vorgaben erforderlich. Auf EU-Ebene solle das sogenannte "Toprunner-Prinzip" festgelegt werden. Demnach müssten die jeweils effizientesten Geräte zum verbindlichen Maßstab erklärt werden, den innerhalb einiger Jahre alle verkauften Geräte derselben Art einhalten müssten.

Zudem sollten klarere Kennzeichnungen zum Energieverbrauch vorgeschrieben werden. Allein Leerlaufverluste im Stand-by-Betrieb machten 17 Milliarden Kilowattstunden oder 3,3 Milliarden Euro pro Jahr aus, kritisierte Troge. "Schon ein einfach zugänglicher Netzstecker kann helfen, diese Verluste zu vermeiden."

Wichtiger noch für den Anstieg des Energieverbrauchs der Haushalte ist der Studie zufolge aber die Zunahme der Wohnfläche pro Person. "In großen Wohnungen, wo früher drei bis vier Menschen lebten, wohnen heute ein bis zwei Menschen", sagte Rademacher.

Um den damit verbundenen höheren Verbrauch aufzufangen, müsse die Modernisierung bestehender Gebäude in Städten bei der staatlichen Förderung Vorrang vor einem Neubau auf der "grünen Wiese" haben.

Sanierung von Altbauten hilft sparen

Troge verwies darauf, dass sich bei Altbauten, die vor 1980 entstanden sind, durch bessere Wärmedämmung und neue Heizungsanlagen bis zu 60 Prozent des Energieverbrauchs für Heizung einsparen ließen.

Einen Kurswechsel verlangte Troge auch beim Verkehr. Hier seien neben den Verbrauchern auch die Hersteller in der Pflicht. Es zeichne sich ab, dass die Industrie ihre Zusage nicht einhalten werde, bis 2008 den Flottenverbrauch ihrer Fahrzeuge auf 140 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer zu senken.

Bislang seien es noch 160 Gramm, kritisierte Troge. Daher müsse über rechtliche Vorgaben der EU nachgedacht werden, aber auch über neue Kfz-Steuer-Vergünstigungen für besonders sparsame Modelle.

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