Hohe Benzinpreise trotz Ölpreisverfall:Der Euro-Effekt

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Um 25 Prozent ging der Ölpreis in sieben Wochen zurück, doch die Verbraucher stöhnen weiter unter nahezu konstanten Benzinpreisen. Schuld daran ist der schwache Euro.

In den vergangenen Monaten liefen die Linien nahezu parallel - nach oben. Der Ölpreis stieg und stieg und mit ihm der Benzinpreis. Seit zwei Monaten sinken die Preise für Rohöl an den Weltmärkten jedoch kontinuierlich. In sieben Wochen ging der Preis für ein Barrel Rohöl um gut 25 Prozent zurück. Die Preise für Benzin sind seitdem jedoch nahezu konstant geblieben. Versuchen die Mineralölkonzerne auf diese Weise, abzukassieren?

Der Ölpreis sinkt, der Benzinpreis bleibt konstant - und Schuld daran ist der schwache Euro. (Foto: Foto: ddp)

Überraschenderweise ist das Wehklagen derzeit ziemlich leise. Die sonst üblichen Abzocke-Vorwürfe an die Adresse von Aral, Shell und Co. sind nicht zu hören - und selbst der ADAC, der in solchen Situationen immer mahnend den Zeigefinger hebt, schweigt.

Und das aus gutem Grund. Denn die Ursache für den sinkenden Ölpreis ist nach Expertenmeinung die schwache Weltwirtschaft, die dadurch bedingte sinkende Nachfrage - und der erstarkte Dollar. Der ist auch verantwortlich, dass in Deutschland die sinkenden Rohölpreise nicht an den Zapfsäulen ankommen. In der vergangenen Woche änderten sich die Spritpreise hierzulande kaum. Superbenzin kostete am Dienstag im Schnitt 1,485 Euro und damit um 0,4 Cent mehr als eine Woche zuvor, teilte der ADAC mit.

Sinkende Nachfrage

Da die Weltmarktpreise in der US-Währung bestimmt werden, bedeutet ein stärkerer Dollar auch immer einen höheren Euro-Preis für das Öl - der schwache Euro sorgt also dafür, dass die Preisnachlässe beim Rohöl hierzulande nicht ankommen. Der Effekt, der den Autofahrern in den ersten sechs Monaten des Jahres - als der Euro noch stark war und der Ölpreis hoch - half, bremst jetzt mögliche Preisnachlässe ab.

Immerhin gehen Experten davon aus, dass sich die Wirtschaft in den USA, Japan, Europa und den Entwicklungsländern in den kommenden Monaten weiter abschwächen wird - und somit auch die Nachfrage nach Öl weiter sinken wird. Darauf liege der Fokus des Marktes, sagte Finanzexperte David Moore und fügte hinzu: "Wenn es nicht den Hurrikan gegeben hätte, hätten wir über die vergangene Woche ein noch niedrigeres Preisniveau gesehen."

Die Angst vor den Folgen des Tropensturms Gustav hatte die Preise leicht nach oben getrieben. Nun wirkt sich mäßigend aus, dass er weniger stark war als befürchtet und die Produktionsstätten im Golf von Mexiko weitgehend unbeschädigt blieben. Öl- und Gasförderplattformen, die sicherheitshalber geschlossen worden waren, können voraussichtlich in einem oder zwei Tagen wieder in Betrieb gehen, Raffinerien an Land innerhalb der nächsten vier Tage. Die Hurrikans Katrina und Rita hatten die Anlagen vor drei Jahren für mehrere Wochen lahmgelegt.

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