Hitze in der Wohnung:Sonne, bleib draußen!

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Tipps, wie man mit preiswerten und umweltschonenden Methoden die Temperaturen drinnen reduziert

Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius heizen ordentlich ein. Doch selbst in Wohnung oder Büro ist Linderung machbar - auch ohne eine zentrale Klimaanlage oder ein stromfressendes Raumklimagerät.

Die Sonne brennt auf den Leuchtturm von Westerheversand. Für den Leuchturmwärter kein Problem - ist er doch schon vor fast 30 Jahren endgültig "von Bord" gegangen. (Foto: dpa)

Schutz von außen

Schutz gegen die pralle Sonne ist am wirksamsten, wenn die Sonnenstrahlen abgewehrt werden, bevor sie die Fensterflächen und die Hausfassaden erreichen. Ein wirksamer Schutz sind daher Laubbäume vor der Tür oder lange Dachüberstände sowie bewegliche Sonnenblenden wie Markisen, Jalousien, Roll- und Klappläden.

Schutz von innen

Auch Rollos und Vorhänge an der Innenseite des Fensters schirmen die Sonnenstrahlen ab, allerdings erst, wenn sie bereits in den Raum eingedrungen sind. Damit sie das Licht möglichst gut reflektieren, sollte die Außenflächen der Rollos daher sehr hell oder metallbeschichtet sein.

Glas mit Sonnenschutz

Eingefärbte oder beschichtete Scheiben schirmen die Wärmestrahlung zumindest zum Teil ab. Sie eignen sich vor allem für Südfenster. Sogenannte Reflexionsfolien, die meist getönt sind und von innen auf die Glasflächen geklebt werden, schützen ebenfalls. Die Folie ist jedoch nur begrenzt haltbar.

Lüften

Da die Tageshitze auch durch das geöffnete Fenster in die Wohnung oder in das Büro strömt, sollte nur in den kühleren Morgenstunden oder nachts ausgiebig gelüftet werden. Tagsüber sollten Fenster und Türen geschlossen bleiben. Auch Elektrogeräte und Lampen strahlen Wärme ab. Sie sollten daher nur eingeschaltet werden, wenn es unbedingt notwendig ist.

An schwülen Tagen sollten zudem Arbeiten mit viel Wasser und feuchter Wäsche vermieden werden, um die Luftfeuchtigkeit in den Räumen nicht noch zusätzlich zu erhöhen.

Schlafräume

Experten empfehlen die "italienische Lösung": Schlafräume sollten tagsüber dicht und dunkel sein. Fenster und Türen spätestens ab 11 Uhr geschlossen halten, damit die Hitze nicht in die Wohnung strömt. Gelüftet werden sollte nur in den frühen Morgenstunden oder spät abends.

Wer dennoch nachts lieber die Fenster aufreißt, sollte Zugluft meiden: Sonst drohen am nächsten Tag ein steifer Nacken oder gereizte Schleimhäute. Die Zimmer sollten tagsüber abgedunkelt werden. Wie gesagt: Rollläden sind am wirksamsten, innen angebrachte Jalousien und Vorhänge können die warmen Sonnenstrahlen erst abschirmen, wenn sie bereits in den Raum eingedrungen sind. Die ideale Raumtemperatur liegt bei 16 bis 18 Grad Celsius.

Ventilatoren

Ventilatoren wirken zwar erfrischend und lassen den Schweiß verdunsten. Aber auch hier drohen Nackenverspannungen und Erkältungen, wenn der Körper zu sehr auskühlt.

Klimageräte

Verbraucherexperten raten von diesen Geräten ab, weil besonders bei Billiggeräten die Technik oft nicht ausgereift ist, und der Energieaufwand in keinem Verhältnis zur erzeugten Kälte steht. Auch ist die Leistung begrenzt.

Nach Angaben des Bundesindustrieverbandes Heizung-, Klima-, Sanitärtechnik verbraucht ein Gerät im Durchschnitt für die Erzeugung von einem Kilowatt Kälte rund drei Kilowattstunden Strom. Bei einer Laufzeit von mehreren Stunden pro Tag muss der Verbraucher bis zu sechs Euro Stromkosten berappen. Die Abwärme des Lüfters muss über einen Außenanschluss nach draußen abgeleitet werden. Üblicherweise geschieht dies über einen Schlauch durch ein geöffnetes Fenster. Die von dort eindringende warme Luft mindert jedoch wiederum den Kühlungseffekt.

Klimaanlangen

Sogenannte Split-Geräte mit einem kälteerzeugenden Teil im Raum und dem eigentlichen Kühlgerät im Außenbereich werden vor allem in Büros oder Praxen eingesetzt. Sie kosten mindestens 2000 Euro und werden dauerhaft installiert.

Auch Teilklimaanlagen und komplette Klimaanlagen, die heizen, kühlen, be- und entfeuchten, sollen für angenehme Temperaturen in Bürogebäuden sorgen. Nach Angaben der Verbraucherexperten können Klimaanlagen in vielen Fällen allerdings die Schadstoffbelastungen erhöhen, vor allem bei unzureichenden Filtersystemen oder seltenem Filterwechsel.

Hitzeschild bauen

Um auch an den heißesten Tagen des Jahres ein kühles Raumklima zu bewahren, kann mit Baumaßnahmen und Sonnenschutz vorgesorgt werden. Sommerlicher Wärmeschutz lässt sich bei Neubauten bereits durch bewusste Materialauswahl einplanen.

"Häuser aus Mauerwerk und Beton haben im Sommer eine angenehme Raumtemperatur, weil sie überschüssige Wärme aus der Raumluft abziehen", erläutert Gisela Pohl vom Arbeitskreis "Massiv mein Haus" im bayerischen Friedberg. Schwere Wände lassen Temperaturspitzen nur langsam und stark abgeschwächt nach innen gelangen. Hohe Außentemperaturen erreichen hierdurch die Innenseite der Bauteile erst in den Abendstunden, wenn die Wärme leichter weggelüftet werden kann.

Bei Neubauten geht der Trend zu lichtdurchfluteten Räumen mit großen Fensterflächen. Solche Glasfronten haben jedoch den Nachteil, dass mit den Sonnenstrahlen auch Hitze in die Räume hinein kommt. "Fenster in der Fassade können durch Dachüberstände vor Sonneneinstrahlung geschützt werden", so Pohl. Denn bei senkrechtem Sonnenstand liegen sie durch den Überstand im Schatten. Ein weiterer Vorteil: Dachüberstände schützen die Fassade.

"Als Hitzeschutz kann für die Verglasung von Wintergärten, Mansardenwohnungen oder großzügige Glasfronten im Einfamilienhaus spezielles Klimaglas verwendet werden", sagt Martin K. Burghartz von der Firma Interpane Glas Industrie aus dem niedersächsischen Lauenförde. Dieses sorge mit einer Kombination aus sommerlichem Wärmeschutz und energiesparenden Dämmeigenschaften in der kalten Jahreszeit ganzjährig für angenehme Raumtemperaturen. Im Sommer verhindere ein niedriger Energiedurchlass den gefürchteten Sauna-Effekt. Im Winter bleibe Dank eines effektiven Wärmeschutzes die Heizwärme im Raum.

Schutz vor Sonnenhitze verlangt ausdrücklich der Gesetzgeber. "In der Energieeinsparverordnung (EnEV) sind Sonnenschutzmaßnahmen zwingend vorgeschrieben, wenn bei Neubauten der Anteil der Fenster an der Fassadenfläche 30 Prozent überschreitet", sagt Pohl. Denn mit ausreichendem Sonnenschutz werden "Energiefresser" wie Klimaanlagen oder Ventilatoren größtenteils überflüssig.

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