Hilfsaktion:EZB mit erneuter Milliardenspritze

Lesezeit: 3 min

Der deutsche Leitindex Dax hat zu einer Gegenbewegung auf die heftigen Kursverluste der vergangenen Woche angesetzt. Im Fokus standen diesmal nicht die Meldungen zur US-Hypothekenkrise, vielmehr gab es viele wichtige Firmenmeldungen. Die EZB pumpte wieder Geld in den Markt.

Unterstützung bekam der deutsche Aktienmarkt auch von den freundlichen Vorgaben aus Übersee. Der Dax gewann in bis zum Nachmittag 1,39 Prozent auf 7446 Zähler. Der MDAX der mittelgroßen Werte stieg sogar um 2,40 Prozent auf 10.171 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax gab hingegen leicht um 0,35 Prozent auf 885 Zähler nach.

In den USA lag der Leitindex Dow Jones am Montag kurz nach Handelsbeginn leicht im Plus bei 13.314 Zählern (+0,56 Prozent).

In Japan ging die Tokioter Börse am Montagmorgen zudem gut behauptet aus dem Markt. Die japanische Notenbank hatte als Folge der amerikanischen Immobilienkrise an diesem Montag zusätzliche 600 Milliarden Yen (3,7 Mrd Euro) in den Geldmarkt gepumpt, um mögliche Liquiditätsengpässe zu überbrücken.

EZB spendiert noch einmal 48 Milliarden Euro

Am Montag stellte die Europäische Zentralbank den Banken erneut zusätzliche liquide Mittel zur Verfügung. Sie teilte den Instituten insgesamt 47,66 Milliarden Euro an Barmitteln zu. Der Durchschnittszins lag bei 4,07 Prozent, teilte die EZB am Montag in Frankfurt mit. 59 Bieter hatten sich an dem Tender beteiligt.

Bereits am Donnerstag hatte die EZB den Banken 95 Milliarden Euro an Barmitteln bereitgestellt und am Freitag weitere 61 Milliarden Euro.

Schlusslicht im Dax waren die Titel der Postbank mit minus 2,46 Prozent auf 52,43 Euro. Medienberichten zufolge war das Finanzinstitut mit 600 Millionen Euro bei zwei Gesellschaften des von der Krise schwer getroffenen Rhineland-Fonds der IKB engagiert.

Wie ein Sprecher der Bank am Sonntag sagte, entfiel von dieser Summe aber höchstens ein Drittel auf Immobilienkredite. Von denen wiederum seien die meisten von hoher Qualität.

Aareal-Bank mit Gewinnsprung

Die Aktien der Aareal Bank sprangen nach der Vorlage der Halbjahresbilanz im MDAX um 7,74 Prozent auf 32,00 Euro nach oben. Der deutsche Immobilienfinanzierer hat wegen massiver Sondereffekte im ersten Quartal den Gewinn im ersten Halbjahr deutlich erhöht. Ein Händler sagte, die Zahlen seien insgesamt recht gut ausgefallen.

Dabei hob er hervor, dass Aareal erneut betont habe, nicht im US- Subprime-Markt verstrickt zu sein. Insbesondere der deutliche Anstieg beim Neugeschäft im Segment "Strukturierte Immobilienfinanzierung" sei positiv, sagte er.

Große Aufmerksamkeit zog die Nachricht auf sich, dass Premiere-Chef Georg Kofler überraschend seinen Rückzug aus dem Unternehmen ankündigte.

Zuvor machte der Manager Kasse und verkaufte seine rund 1,23 Millionen Premiere-Aktien. Börsianer zeigten sich überrascht - schließlich sei Kofler ja nach außen sehr offensiv aufgetreten. "Kofler war das Aushängeschild von Premiere", sagte ein Händler.

"Negative Überraschung"

Dass sich Kofler von seinen Premiere-Aktien getrennt habe, sei eine "negative Überraschung" sagte ein Händler. Der Verkauf über die Börse wirke Übernahmefantasien entgegen.

Zudem will der Bezahl-Fernsehsender beim Shopping-Kanal 1-2-3.tv einsteigen und zahlt rund zehn Millionen Euro für eine Beteiligung von 14,4 Prozent. Die Aktie drückte das zur Eröffnung um mehr als drei Prozent ins Minus.

Die entgegengesetzte Richtung schlug die Comdirect-Aktie ein: Nach Meldungen, ein arabischer Fonds wolle sich an dem Institut beteiligen, schoss der Titel um 13 Prozent in die Höhe.

Münchener Rück im Plus

Im Dax legten die meisten Aktien ebenfalls zu: Deutsche Bank und Commerzbank erholten sich mit einem Plus von 1,2 Prozent und 0,8 Prozent von den heftigen Kursverlusten der vergangenen Woche. Münchener Rück, für die sich ebenfalls der arabische Fonds interessieren soll, kletterten um 2,4 Prozent.

Die Siemens-Aktie war mit minus 1,00 Prozent auf 91,22 Euro zweitgrößter Dax-Verlierer nach der Postbank.

Die Korruptionsaffäre des Konzerns könnte laut einem Bericht der Süddeutsche Zeitung noch viel größere Ausmaße haben als bislang bekannt. Interne Ermittler einer beauftragten US-Kanzlei seien auf fragwürdige Zahlungen von insgesamt weit mehr als einer Milliarde Euro gestoßen, hieß es in dem Bericht. Bislang bezifferte Siemens die entdeckten zweifelhaften Zahlungen auf 420 Millionen Euro.

Leichte Verluste für Arcandor

Leichte Verluste im festen Markt erlitten auch die Titel der Karstadt-Mutter Arcandor, die um 0,25 Prozent auf 20,27 Euro nachgaben. Für den mit Problemen kämpfenden Versandhändler neckermann.de gibt es Kreisen zufolge fünf Kaufinteressenten in der engeren Auswahl.

Branchenkreise bestätigten am Sonntag entsprechende Berichte der Nachrichtenmagazine Spiegel und Focus. Mit einer Entscheidung darüber, ob neckermann.de an die Börse gebracht oder an einen Investor verkauft wird, sei für September zu rechnen, hieß es in den Kreisen. neckermann.de gehört zur früheren KarstadtQuelle-Gruppe, die sich in diesem Jahr in Arcandor umbenannt hatte.

© dpa/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: