Grünes München (4):Eine wesentliche Bereicherung

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Trotz der vielen kritischen Stimmen - die Anwohner scheinen rundum zufrieden zu sein. Ein Zwischenreport von der Buga.

Von Gudrun Passarge

Brigitte Sowa kommt im Bikini zum Treffpunkt, die Sportklamotten trägt sie unterm Arm. Einige Tropfen laufen ihr noch aus den nassen blonden Haaren. Sie war joggen und ist danach eine Runde im neuen Buga-See schwimmen gegangen. Jetzt ist sie mit einer Freundin in ihrem Schrebergarten verabredet, der Teil der Buga ist.

Brigitte Sowa wohnt mit Mann und zwei Kindern in einer Drei-Zimmer-Wohnung mit Balkon in der Messestadt. Als eine der letzten hat die 41-Jährige eine der 19 Parzellen ergattert und kann bereits gärtnerische Erfolge vorweisen: "Drei Radieserl haben wir schon geerntet." Ihr Urteil über die Buga ist durchweg positiv. Die Anwohner seien froh, dass der Park jetzt offen ist, "und den See findet jeder genial".

Dabei gab es zu Beginn der Buga-Planungen durchaus Befürchtungen, die Anlieger könnten durch den Trubel gestört werden. Aber das ist kein Thema mehr, erzählt Brigitte Sowa. Von den Schlangen an den Eingängen bekomme sie überhaupt nichts mit. Und die Buga findet sie einfach nur "ganz, ganz toll".

Die häufig geäußerte Kritik, es seien zu viele Steine und zu wenig Blumen zu sehen, kann sie nicht nachvollziehen. "Es blüht und grünt doch alles." Vielleicht hätten viele Besucher "zu starre Vorstellungen" von einer Bundesgartenschau. Mit dem "klaren Stil" des Landschaftsarchitekten Vexlard kann sie jedenfalls gut leben.

Wie die meisten Anwohner, die sie kennt. Sie alle hätten eine Dauerkarte, was sich auch für die Kinder lohne, für die es ein interessantes Angebot gibt.

Das bestätigt auch die Leiterin der Grundschule an der Lehrer-Wirth-Straße, die direkt neben dem Park liegt. "Wir hatten schon Sorge, dass wir belästigt werden", sagt Margit Widmann. Aber außer einem Tag, an dem der Schulhof gesperrt werden musste, weil die Seilbahn aufgebaut wurde, gab es bislang keine Beeinträchtigung. Ganz im Gegenteil, "wir profitieren sehr", stellt Widmann fest.

"Es gibt ein großes Angebot für Schulklassen, das nehmen wir gerne in Anspruch." Beispielsweise hat Tanja Scheele mit ihrer 3a an einem Projekt des Vereins "Spiellandschaft Stadt" teilgenommen. Ziel war es, Kinder eine Karte der Buga für Kinder entwickeln zu lassen. Die Schüler waren deswegen als Forscher unterwegs, um das Gelände zu erkunden. Sie fotografierten, zeichneten, überlegten sich Zeichen für Plätze und beschrieben mit eigenen Worten, was es dort zu sehen und erleben gibt. "Das hat den Kindern super-gut gefallen", sagt die Lehrerin.

Der Garten der Familie Sowa ist ein 230-Quadratmeter großer Nutzgarten, leicht zu erkennen an dem grauen Klotz von Gartenhaus, den sie für 10.000 Euro gekauft haben. Die Häuser wurden einheitlich geplant. In den ökologischen Parzellen sind sie in schreiendem Pink gehalten, in den Wellness-Gärten stehen Holzhäuser.

Die Gärten sind dagegen ganz individuell gestaltet. Bei Brigitte Sowa wachsen Bohnen, Fenchel, Tomaten, Kartoffeln, Physalis und Birnenmelonen, um nur einige der Nutzpflanzen zu nennen. Eine kleine Rasenfläche dient den Kindern zum Tollen und am Rand sind Beete mit Stauden und Erdbeeren.

Da ihre Parzelle gleich am Eingang zu den Kleingärten liegt, habe der Architekt gesagt, es handle sich um einen "sehr kommunikativen Garten". "Das stimmt", nickt die Hobby-Gärtnerin. Sie kann mit den anderen Gärtnern beim Vorbeigehen plauschen, und nicht selten muss sie auch Fragen der Besucher beantworten, die vor ihrem niedrigen Zaun stehen.

Der Garten gegenüber wird von Familie Gutensohn-Lingen ökologisch bewirtschaftet, was leicht am Ziegel-Brunnen und der Trockenmauer zu erkennen ist - und natürlich am Knall-Pink und Orange der Laube. Christine Gutensohn-Lingen sagt dazu nur lachend: "Das sind genau meine Farben."

Sie kann die Buga nicht genug loben. Für das tolle kulturelle Angebot. Für das Kinderprogramm, das ihr neunjähriger Sohn eifrig nutzt. Für den See. Sie wohnt seit sechs Jahren in der Messestadt, "sie hätten mal am Anfang sehen sollen, wie viele Steine es hier gab und wie wenig Grün", sagt sie zur aktuellen Kritik vieler Parkbesucher. Sie jedenfalls ist rundum zufrieden als Nachbarin der Buga.

Zumal auch das Verkehrschaos ausgeblieben ist. Im Gegenteil: "Das Parkraumkonzept greift, die Straßen sind nicht mehr so zugestellt." Besondere Freude empfindet Christine Gutensohn-Lüngen am See. "Es ist ein komplett neues Lebensgefühl in der Messestadt, seit der See da ist." Und am Abend bieten sich Picknicks oder Kulturveranstaltungen an.

Alles könne sie zwar nicht nutzen, bedauert die Anwohnerin. "Aber ich denke, es wird einer der schönsten Sommer, die wir hier erleben werden." Spricht's und bricht mit ihrem Sohn auf zum See. Die Pflanzen in ihrem Garten wachsen schließlich auch alleine.

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