Grünes München (3):Alter Park im neuen Viertel

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Der Bavariapark auf der Theresienhöhe zieht lediglich benachbarte Anwohner an - obwohl er mit seinen 150 Jahren eine außerordentliche Geschichte zu erzählen hat.

Von Wiebke Schodder

Keines Blickes wird die rundliche Dame gewürdigt. Da kann sie noch so emanzipiert das Schwert an ihre Brust halten und den Eichenkranz triumphierend gen Himmel recken - sobald auf der Theresienwiese die Saison der Maßkrüge und Achterbahnen anbricht, pilgern an der Bavaria fast ausschließlich kulturignorante Massen vorbei.

Im Vordergrund der über 150 Jahre alte Bavriapark, im Hintergrund die frische Wohnsiedlung Theresienhöhe. Nach der Enthüllung der Bavaria und der Fertigstellung der Ruhmeshalle wurde der grüne Flecken zum Bavariapark erhoben. Das war anno 1853. (Foto: Foto: Martin Hange)

Ja, Historisches hat es in Münchens Festviertel nicht leicht im Kampf um touristische Anerkennung. Davon kann die Frauen-Statue gemeinsam mit der Ruhmeshalle ein Lied singen. Und auch der dahinter liegende Bavariapark zieht mit seiner außergewöhnlichen Geschichte lediglich benachbarte Anwohner an.

"Extra anreisen würde ich hierfür nicht", sagt Christian Lindbüchl. "Aber dass wir so einen Park direkt im Wohngebiet haben, ist schon toll."

Mehrmals in der Woche kommt der fünffache Familienvater mit seinen Kindern auf das achteinhalb Hektar große Areal. "Eierwiese" nennt er es - wegen der ovalen Grünfläche in der Mitte, wo sein Sohn Nicolai gerade eine vom Papa verordnete Zeitstrafe absitzen muss und den drei Freunden ungeduldig beim Fußballspielen zusieht.

Ob Spielplatz, Volleyball, Lauftraining oder Picknick - es findet sich immer ein Grund für die Familie Lindbüchl, in den Park zu kommen. Nur ruhige Entspannung ist zwischen Baukran und Frühlingsfest eine Seltenheit.

Dort, wo sich Sendling und die Ludwigsvorstadt auf der Theresienhöhe treffen, pulsierte schon immer ein etwas anderes Leben als in vielen städtischen Grünanlagen, wo liegelustige Sonnenanbeter voll auf ihre Kosten kommen.

Lichte Herbststimmung im Bavariapark. (Foto: Foto: sueddeutsche.de)

König Ludwig I. ließ im 19. Jahrhundert den Park als private Flanierfläche mit Laubbäumen und Statuen erbauen. Seit dem 20. Jahrhundert wurde die Grünanlage vor allem durch das angrenzende alte Messegelände geprägt und zum Ausstellungspark umfunktioniert. Erst 1998 - nach der Eröffnung des neuen Messezentrums in Riem - bekam die Öffentlichkeit wieder ganz offiziell ihre "Eierwiese" zugesprochen.

"In all den Jahrzehnten standen die Bedürfnisse der Messe immer vor denen des Parks", sagt Otto Efler, Landschaftsarchitekt im städtischen Baureferat.

Das soll sich nun ändern: "Wir bekommen etwa 1000 Quadratmeter zusätzliche Fläche und haben jetzt die Chance, der Anlage mit kleinen Eingriffen ihren Ursprungscharakter zurückzugeben - und die wollen wir nutzen." Über die genauen Maßnahmen wird zur Zeit noch im Rathaus debattiert. Grundsätzlich sei es aber notwendig, so Efler, das Wachstum der alten Bäume zu fördern und die jungen somit großflächig zu entfernen.

Außerdem solle das alte Wegekonzept wieder hergestellt und mit Informationstafeln an den alten Monumenten ein anschaulicher Rückblick ermöglicht werden. "Was immer wir auch beschließen, wir wollen den Besuchern auf jeden Fall zeigen, was diese Anlage für einen Wert hat", beschreibt Efler das kommunale Vorhaben voller Optimismus.

Christian Lindbüchl dagegen sieht den Änderungswünschen etwas skeptisch entgegen. "Ich habe hier nichts auszusetzen", sagt er und empfiehlt, sich allenfalls der typisch münchnerischen Hundeproblematik anzunehmen.

Aber letztlich ist ihm doch vor allem eines wichtig: "Hauptsache, sie rühren die große Wiese nicht an. Denn dann würde der Park seinen größten Wert verlieren."

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