Gewinner eines Problems:Pack' den Klimawandel ins Depot

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Banken entdecken die globale Erwärmung. Dummerweise hat der grüne Grundton viele Schattierungen.

Thomas Hammer

Die Diskussion um den Klimawandel ist mittlerweile ein Top-Thema der Weltpolitik. Dies zeigte sich erneut an diesem Freitag, als sich die EU auf verbindliche Klimaziele einigte.

Was Nachhaltigkeits-Fonds bringen. (Foto: Tabelle: SZ)

Doch auch die globalen Finanzkonzerne haben das Thema für sich entdeckt, nachdem grüne Investments lange Zeit als Marktnische für kleinere Fondsgesellschaften und Banken galten.

Gleich reihenweise äußerten sich in den vergangenen Wochen internationale Investmentbanken besorgt über die globale Erwärmung. ,,Wir bekommen immer mehr Anfragen aus unserem Kundenkreis zu unserer Haltung zu möglichen ökonomischen Effekten des Klimawandels'', schreibt das US-Institut Goldman Sachs in einem Kommentar.

Das amerikanische Investmenthaus Lehman Brothers hat in einer Studie versucht, die Gewinner und Verlierer des Klimawandels auszumachen. Ergebnis: Probleme bekommen beispielsweise die Autoindustrie wegen drohender Mehrkosten durch staatlich verordnete Investitionen in umweltfreundlichere Antriebskonzepte oder die Versicherungsbranche, für die es immer schwieriger wird, Deckungen für Großschäden nach Wetterkapriolen anzubieten.

Auch über die Gewinner sind sich die meisten Analysten einig. Unternehmen, die zu den Produzenten von erneuerbarer Energie aus Wind und Sonne gehören oder sich mit besonders sparsamer Technik schon auf die knapper werdende fossile Energie eingestellt haben, profitieren von steigenden Rohstoffpreisen und verschärften Umweltschutzgesetzen.

In der Windbranche zeigt derzeit ein aktuelles Beispiel, wie schnell dank des Klimawandels ein mittelgroßes Unternehmen in den Fokus der Märkte rücken kann: Im Februar unterbreitete der französische Atomkonzern Areva eine Übernahmeofferte für den Windanlagenbauer Repower, wenige Tage später folgte das Gegenangebot eines indischen Windkraftkonzerns. Im Zuge der Übernahmeschlacht wurde der Kurs der Repower-Aktie seit Jahresbeginn um fast 70 Prozent nach oben katapultiert.

Breite Palette

Diejenigen, die mit ihrem Investment ein Zeichen für Umweltschutz und Ethik setzen, anstatt allein von Klimakrisen-Gewinnern profitieren zu wollen, finden sich eher in den Konzepten der schon seit längerem am Markt befindlichen Nachhaltigkeitsfonds wieder.

Diese Fonds konzentrieren sich auf Aktien von Unternehmen, die bei Umweltschutz und sozialen Gesichtspunkten besonders hohe Maßstäbe anlegen. Allerdings sind die Fonds in unterschiedlichen Grüntönen eingefärbt - je nachdem, ob sie den eher lockeren Best-in-Class-Ansatz verfolgen oder rigide Ausschlusskriterien einsetzen (Anlegerlexikon). Die Analyse der in Frage kommenden Unternehmen wird unter dem Gesichtspunkt des umwelt- und sozialverträglichen Verhaltens meist extern von spezialisierten Ratingagenturen durchgeführt. Die Palette reicht dabei von breit streuenden Fonds, die europa- oder weltweit in Großunternehmen fast aller Branchen investieren, bis hin zu Fonds mit enger Fokussierung.

So wählt der Green-Effects-Aktienfonds seine Werte ausschließlich aus dem Naturaktien-Index, der jedoch lediglich aus 30 Unternehmen besteht. Diese werden zwar nach besonders strengen Maßstäben aussortiert, doch die Streuung des Anlagerisikos ist für den Investor damit nur mit großen Einschränkungen möglich. ,,Wir erachten eine Auswahl von 30 Aktien für den Aufbau eines Portfolios als zu gering'', bemängelt deshalb Werner Hedrich, Researchleiter bei der Fonds-Ratingagentur Morningstar.

Dann gibt es noch Branchenfonds, die auf einzelne Wirtschaftszweige wie die Solarindustrie oder die Erzeugung regenerativer Energie setzen. Allerdings sind solche Nischenfonds längst nicht immer so grün wie der Green-Effects-Fonds. So finden sich im Portfolio des ,,Global Trend New Power Tech'' der Schweizer Privatbank Vontobel auch die Aktien des Atom- und Kohlekraftwerksbetreibers Eon und des französischen Ölkonzerns Total. Investiert wird laut Fondswerbung in Unternehmen, die ,,eine umweltverträgliche und ressourcenschonende Energieproduktion oder einen ökologischen Energieverbrauch ermöglichen''.

Allerdings sollten grün investierende Anleger bedenken, dass sie allein durch den Kauf von Aktien eines umweltfreundlich wirtschaftenden Unternehmens noch lange keinen aktiven Beitrag zum Umweltschutz leisten. Wenn sie nicht an einem Börsengang oder einer Kapitalerhöhung teilgenommen haben, kaufen sie lediglich die Aktien, die jemand anderes zum Verkauf gestellt hat - das Unternehmen selbst hat davon nichts.

,,Wer sich über Investitionen in den Klimaschutz Gedanken macht, sollte auch das direkte Investment im eigenen Umfeld berücksichtigen'', sagt Rainer Juretzek, Vorstand der deutschen Gesellschaft für Finanzplanung. So hilft beispielsweise der Umstieg auf eine moderne Heizung den Herstellern umweltfreundlicher Technologie dort, wo es ihnen am meisten nützt - nämlich bei Umsatz und Gewinn.

Bei solchen Investitionen lässt sich überdies in Form eingesparter Energiekosten oftmals eine ordentliche Rendite erzielen, ermittelten die österreichischen Universitäten Krems und Klagenfurt. Wenn im Rahmen einer ohnehin erforderlichen Fassadensanierung gleich ein Vollwärmeschutz angebracht wird, beträgt die jährliche Heizkostenersparnis 9 bis 14 Prozent der zusätzlichen Investitionskosten - diese Rendite lässt sich auf Dauer selbst mit Aktien kaum erzielen.

© SZ vom 10.03.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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