Geschlossene Reithinger-Bank:Staatsanwaltschaft will Thannhuber anklagen

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Die Bielefelder Ermittler werfen dem Eigner der Privatbank Manipulationen mit der Eigenheimzulage vor. Thannhuber weist die Vorwürfe zurück.

Der Eigentümer der von der Finanzaufsicht geschlossenen Privatbank Reithinger, Klaus Thannhuber, ist jetzt auch ins Visier der Staatsanwaltschaft Bielefeld geraten. Sie ermittelt gegen ihn wegen Beihilfe zur Untreue und Steuerhinterziehung. Dies bestätigte am Montag ein Sprecher der Behörde.

Kunden vor geschlossener Tür der Reithinger-Bank in Singen. (Foto: Foto: dpa)

Thannhuber wird verdächtigt, mit Managern der Bielefelder Wohnungsbaugenossenschaft Euranova durch illegale Geschäfte mit der Eigenheimzulage hohe Schäden verursacht zu haben. Die Ermittler wollen deshalb Ende des Jahres Anklage gegen Thannhuber und gegen Vorstände von Euranova erheben.

"Anlagetipp des Jahres"

Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft sind schwerwiegend: Demnach haben Finanzvermittler Anteile an der Wohnungsbaugenossenschaft verkauft. Den Anlegern wurde dabei versprochen, mit den Anteilen die staatliche Eigenheimzulage kassieren zu können - ohne Kauf oder Bau einer Immobilie.

Die Beteiligung an der Euranova sei bei einer Rendite von 12 Prozent der "Anlagetipp des Jahres", hieß es in Werbeprospekten von Euranova. Viele der angeworbenen Kunden seien finanziell aber gar nicht in der Lage gewesen, die im ersten Jahr erforderliche gesetzlich vorgeschriebene Mindestsumme von im Durchschnitt 500 bis 1000 Euro zu bezahlen. Die Beschuldigten hätten deshalb einen "Buchungskreislauf installiert", sagte der Bielefelder Oberstaatsanwalt Heinrich Rempe.

Dieser funktionierte nach den bisherigen Erkenntnissen der Ermittler so: Zunächst sei ein Millionenbetrag an die Privatbank Reithinger überwiesen worden. Dieser sei gestückelt worden, so dass anschließend anonym zum Beispiel 500 oder 1000 Euro auf eines der 3000 bis 5000 Anlegerkonten fließen konnten.

Manipulationen

Die auf diese Weise gefälschten Auszüge hätten als Grundlage gedient, um vom Finanzamt die Eigenheimzulage zu erhalten. Die wiederum hatte sich Euranova bei Vertragsabschluss von den Anlegern abtreten lassen. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Rempe sind diese Manipulationen "mit Wissen von Herrn Thannhuber geschehen", der dafür Gebühren und Provisionen in Höhe von mehreren 100.000 Euro kassiert habe. Beim Fiskus, der nun das Geld zurückfordert, sei ein Schaden in Millionenhöhe entstanden. Auf Beihilfe zur Untreue sind Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren möglich.

Thannhuber ließ die Vorwürfe zurückweisen. Als Eigentümer sei er nicht in die Geschäftsführung der Privatbank Reithinger involviert gewesen. Deshalb könne er dafür auch nicht juristisch verantwortlich gemacht werden, hieß es in einer Erklärung seines Münchner Anwalts Michael Scheele.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat unterdessen Akten der Privatbank Reithinger an die Staatsanwaltschaft München übergeben. Dies sei ein normales Verfahren, wenn wir "Anhaltspunkte für Straftatbestände haben", sagte eine Bafin-Sprecherin.

Zu Details wollte sie sich nicht äußern, mit den Bielefelder Ermittlungen habe dies aber nichts zu tun. Die Bafin hatte der Bank die Erlaubnis zum Betrieb von Bankgeschäften entzogen und dies unter anderem mit der Gefahr begründet, dass Thannhuber Verpflichtungen gegenüber Gläubigern nicht mehr nachkommen könne. Dieser hatte dagegen rechtliche Schritte angekündigt.

© SZ vom 22.8.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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