Geschlossene Fonds:Das Wundertüten-Prinzip

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Nach Abschaffung der Steuervorteile werben Anbieter geschlossener Fonds mit neuen Produkten. Den neuen Angeboten fehlt häufig allerdings die Transparenz.

Simone Gröneweg

Die Initiatoren geschlossener Fonds haben ein neues Produkt entdeckt: den so genannten Blind-Pool-Fonds. Die Anleger vertrauen ihr Geld dabei einem Emissionshaus an und wissen nicht, in welche konkreten Projekte es investiert wird.

Windpark-Fonds haben nach Ansicht von Anlage-Experten kaum noch eine Zukunft. (Foto: Foto: ddp)

Der Fondsanalyst Stefan Loipfinger spricht vom Wundertüten-Prinzip. ,,Man weiß nicht, was da drin ist. Es kann toll laufen, aber auch eine Katastrophe werden.''

Die neue Vorgehensweise widerspricht den bisherigen Prinzipien der Branche. Wer sich an einem geschlossenen Fonds beteiligt, weiß üblicherweise, welche Immobilien oder welches Schiff er finanziert.

Vorher bestimmter Zeitpunkt

Hatte der Fondsanbieter ausreichend Geld eingesammelt, wurde der Fonds geschlossen. Auch das läuft bei den meisten Blind-Pool-Fonds anders: Zu einem bestimmten Zeitpunkt wird der Fonds geschlossen, unabhängig davon, wie viel die verschiedenen Anleger eingezahlt haben.

Im vierten Quartal 2006 lag der Anteil dieser Fonds am Gesamtangebot bei fast 40 Prozent, schätzt Stefan Löwer vom Analysehaus GUB.

In der Branche heißt es, man wolle für die Kunden neue Renditepotenziale erschließen. Die Initiatoren stehen mächtig unter Druck, denn die Steuervorteile für ihre bisherigen Beteiligungen wurden vom Gesetzgeber gestrichen.

Das entscheidende Verkaufsargument fehlt

Ohne die steuerliche Attraktivität fehlt den Vermittlern das entscheidende Verkaufsargument. Der Kauf eines Anteils an einem Medien-, Windpark- oder Immobilienfonds war bei Spitzenverdienern eine beliebte Methode, um die eigene Steuerlast zu senken.

Erste Folgen dieses Wandels sind zu spüren: Im Jahr 2005 sammelten die Initiatoren noch 12,3 Milliarden Euro bei den Anlegern ein. ,,In den vergangenen zwölf Monaten sind es im Gesamtmarkt vielleicht zehn bis zwanzig Prozent weniger gewesen'', schätzt Löwer.

Besonders hart getroffen hat es die Initiatoren von Filmfonds und Windparkfonds, denn bei diesen Fonds fielen die Verlustzuweisungen sehr hoch aus. ,,Diese Fonds haben keine Zukunft'', erklärt René Laudi vom Analysehaus Fondsmedia.

Jene Initiatoren müssen sich nach neuen Konzepten umschauen, wenn sie weiter existieren wollen. ,,Der Branche ist immer wieder etwas eingefallen. Das wird auch diesmal so sein'', prognostiziert Löwer.

Notwendiges Vertrauen

Das zeigt sich schon an den Blind-Pool-Fonds, die durchaus riskant sind. ,,Man kauft die Katze im Sack'', kritisiert Experte Loipfinger. ,,Wichtig ist, dass der Initiator verlässlich ist. Aber selbst bei einem guten Emissionshaus muss man schon viel Vertrauen haben, wenn man in so einen Fonds investiert.''

Doch es gibt noch einen weiteren Trend: Private-Equity-Fonds. Damit beteiligen sich Kunden an nicht börsennotierten Firmen in Privathand. ,,Man muss sich wundern, woher manche Anbieter in kürzester Zeit das Know-how für solche neuen Konzepte bekommen'', sagt Löwer.

Schiffsbeteiligungen weniger gefragt

Schwieriger hat sich das vergangene Jahr für Schiffsbeteiligungs-Markt dargestellt. ,,Diese Branche hat vermutlich etwa 20 Prozent weniger Kapital als 2005 eingesammelt'', schätzt Löwer.

Ursache dafür ist, dass der Markt für Containerschiffe abgekühlt ist. Die Charterraten sind deutlich gesunken. Das bedeutet, die Eigner können ihre Schiffe nicht mehr so teuer vermieten wie noch vor einigen Jahren. Damit ist es für Initiatoren auch schwieriger, Projekte zu finden, die sich wirklich lohnen. Darum ist man am Markt zurückhaltend mit Käufen.

Zudem droht bei der Finanzierung Konkurrenz aus dem asiatischen Raum. Es existieren in Südkorea und Singapur offenbar Initiativen, die es Reedern ermöglichen sollen, billiger an Eigenkapital für Schiffsbeteiligungen zu kommen als mit einem deutschen Fonds.

Provisionen unter Druck

Die Branche stellt daher die Höhe ihrer Provisionen in Frage. Wolle man wettbewerbsfähig bleiben, müssten die Zahlungen in Zukunft wohl etwas niedriger ausfallen, sagen bereits einige Branchenkenner.

© SZ vom 27.12.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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