Gerresheimer:Schwach gestartet - und dann stark nachgelassen

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Pharmazulieferer Gerresheimer kann die Anleger nicht überzeugen: Das Unternehmen - bis 2003 schon einmal notiert - rutscht gleich am ersten Handelstag deutlich unter den Ausgabepreis.

Beim bislang größten Börsengang des Jahres mit einem Volumen von gut einer Milliarde Euro gingen die Aktien mit einem ersten Kurs von 40 Euro und damit gerade auf Höhe des Ausgabekurses in den Handel.

(Foto: Foto: dpa)

Im Tagesverlauf konnten die Papiere dieses Niveau jedoch nicht halten, gegen Mittag kosteten sie 38,50 Euro. Das Unternehmen äußerte sich dennoch positiv zum Börsenstart. Händler hingegen zeigten sich kritisch und bezeichneten die Unternehmensbewertung als zu hoch.

"Wir sind zufrieden, dass wir den ersten Kurs erreicht haben, so wie wir ihn uns vorgestellt haben", sagte Vorstandschef Axel Herberg.

"Wir sind gut rausgekommen und werden hart daran arbeiten, dass es auch so weitergeht." Der Gesellschaft fließen brutto rund 456 Millionen Euro zu, der übrige Erlös geht an den US-Investor Blackstone, dem bisherigen Gesellschafter.

Neues Kapital - zum Schuldenabbau

Gerresheimer will mit den eingenommenen Mitteln vor allem den Schuldenstand von derzeit 840 auf 400 Millionen Euro abbauen. "Das bringt uns die finanzielle Flexibilität, um unsere Wachstumsstrategie fortzusetzen", sagte Finanzvorstand Hans-Jürgen Wiecha.

Gerresheimer will sowohl aus eigener Kraft als auch über Akquisitionen wachsen. Im Fokus stehen die Märkte in Osteuropa und Asien, ein großes Ziel ist Indien.

"China wollen wir als Plattform für unsere Expansion in der Region nutzen", sagte Wiecha. Dort ist Gerresheimer mit sechs Produktionsstandorten vertreten und eigenen Angaben zufolge zum Teil Marktführer. An den indischen Markt will sich die Gesellschaft über Unternehmenskooperationen Schritt für Schritt heranwagen.

Börsianer bezeichneten den Preis für Gerresheimer teilweise als zu hoch. "Die Bewertung war mit 40 Euro doch recht sportlich angesetzt", sagte ein Händler. Hinzu komme, dass der Erlös der Aktien des Altaktionärs in dessen Tasche fließe und der Erlös aus der Kapitalerhöhung zum Schuldenabbau verwendet werden soll.

Ein weiterer Marktteilnehmer machte die derzeit etwas angespannte Marktlage für den verhaltenen Start von Gerresheimer verantwortlich. "Vor einer Woche, als der Dax Kurs auf die 8.000 Punkte genommen hat, war die Stimmung besser", sagte er. Einem anderen Händler zufolge könnte der Kurs von einem niedrigeren Niveau aus zulegen. Immerhin mache der Schuldenabbau den Weg für Wachstum frei.

Der Börsengang übertrumpft mit einem Platzierungsvolumen von gut einer Milliarde Euro das Telekomunternehmen Versatel (knapp 830 Millionen Euro). In Kürze wird mit dem Großmotorenbauer Tognum eine Neuemission im Umfang von bis zu zwei Milliarden Euro erwartet.

Gerresheimer strebt den Einzug in den MDAX an, rein rechnerisch könnte es bereits im Herbst soweit sein.

Das Unternehmen war vor einigen Jahren bereits in dem Index für mittlere Werte gelistet, wurde 2003 jedoch von der Börse genommen. In den vergangenen Jahren verwandelte Gerresheimer sich von einem Verpackungshersteller zu einem Spezialglas- und Kunststoffproduzenten für die Pharmabranche. Den Börsengang begleiten unter anderem die Banken Credit Suisse und Morgan Stanley.

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