Geldpolitik:"Wir sind bereit, rechtzeitig und entschlossen zu handeln"

Laut Bundesbankpräsident Axel Weber könnten steigende Preise für Energie, Nahrungsmittel oder Rohöl die Europäische Zentralbank zwingen, die Zinsen bald zu erhöhen.

Die Gefahr einer steigenden Inflation könnte nach Einschätzung von Bundesbankpräsident Axel Weber die EZB zu einer Zinserhöhung zwingen, selbst wenn das Wachstum darunter leiden würde. "Drohen sich Risiken für die Preisstabilität zu materialisieren, darf die Geldpolitik ihr primäres Mandat nicht aus den Augen verlieren - auch wenn sie dadurch die ohnehin robuste Konjunktur nicht weiter stützt oder restriktiv wirkt", sagte das EZB-Ratsmitglied am Donnerstag in München auf einem Empfang der Bundesbank laut Redemanuskript.

Der wichtigste Auftrag der EZB ist die Bekämpfung der Inflation. "Wir werden weiterhin alle Entwicklungen sehr genau beobachten und sind bereit, rechtzeitig und entschlossen zu handeln", sagte Weber. Er wies zugleich darauf hin, dass es auf breiter Front zu Preissteigerungen komme.

Dies betreffe nicht nur Energie oder Nahrungsmittel, Bereiche, in denen die Preise ohnehin schwankungsanfällig sind. Aufwärtsrisiken bergen laut Weber auch die unerwartet starke Lohnentwicklung angesichts der bestehenden Kapazitätsengpässe. Auch ein Anstieg der Ölpreise könne sich negativ auswirken, betonte der Bundesbank-Chef.

Kein Grund für Wachstumspessimismus

Langfristig sei Preisstabilität der beste Beitrag der Geldpolitik zu nachhaltigem und stabilem Wachstum. Die konjunkturellen Perspektiven für Deutschland nannte Weber günstig: "In kalenderbereinigter Sicht rechnen wir für dieses Jahr mit einem realen Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent, für nächstes Jahr mit knapp 2 Prozent."

Die Aussichten hätten sich auch angesichts der Finanzmarktturbulenzen nicht nachhaltig eingetrübt. "Für stärkere Abwärtsrevisionen unseres Wirtschaftsausblicks oder gar für Wachstumspessimismus gibt es aus heutiger Sicht keine triftigen Gründe", sagte Weber. Es sei nicht damit zu rechnen, dass der konjunkturelle Aufschwung in Deutschland unterbrochen werde.

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