Geld:Wenn Kreditkarten richtig teuer werden

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Banken trommeln für Kreditkarten mit Teilzahlungsfunktion - sogenannte Revolving-Produkte. Wer nicht aufpasst, zahlt horrende Zinsen.

Wolfgang Klöters

Mit flotten Sprüchen preisen Geldhäuser Kreditkarten mit Teilzahlungsfunktion an. Diese sogenannten "Revolving''-Produkte, bei denen sich der Kredit quasi ständig erneuert, sind in den USA schon lange üblich.

Die Banken versprechen den Kunden meist bequeme Rückzahlungsmodalitäten und einen hohen finanziellen Spielraum. Für die Kartenbesitzer können die Angebote jedoch teuer werden, warnen Verbraucherschützer. Wer nicht ständig seinen Kontostand kontrolliere, könne schnell den Überblick über seine Schulden verlieren.

Bei diesen Bankprodukten werden die Kreditkartenkonten nicht mehr monatlich automatisch per Lastschrift ausgeglichen, wie es bei der klassischen Kreditkarte üblich ist. Stattdessen vereinbart der Kunde mit dem Geldhaus die Abbuchung monatlicher Raten.

Den jeweiligen Restbetrag kann der Kunde innerhalb eines individuellen Kreditrahmens nach Belieben abzahlen. Doch diese Flexibilität hat ihren Preis. Während die Banken den Kunden bei der klassischen Kreditkarte vom Tag der Zahlung bis zur nächsten Abrechnung praktisch einen zinslosen Kredit gewähren, kann das System mit Teilzahlungsfunktion hohe Kosten verursachen. Denn für die nicht ausgeglichenen Schulden werden saftige Kreditzinsen fällig.

"Die Banken bauen auf Unkenntnis"

Verbraucherschützer vermuten, dass hinter den Angeboten eine ganz bestimmte Absicht steht: "Die Banken bauen auf die Unkenntnis und Trägheit der Kunden, die nicht jeden Monat aktiv das Kreditkonto ausgleichen. Dann können sie vom Kunden kräftige Überziehungszinsen kassieren", beschreibt Rechtsanwalt Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen das Geschäft mit den Revolving-Kreditkarten.

In den Werbetexten der Kartenanbieter liest sich das freilich ganz anders. "Die schönen Momente des Lebens spontan genießen und dabei finanziell beweglich bleiben'', preist beispielsweise die Deutsche Bank ihre "WorldFlexCard'' an. Mit der finanziellen Beweglichkeit ist es allerdings nicht weit her, und der Gebrauch der Karte kann hohe Kosten mit sich ziehen.

Denn Inhaber der Karte können die Höhe der automatischen Ratenzahlung nicht frei wählen. Sie können lediglich bestimmen, ob sie fünf oder zehn Prozent des Schuldenstandes, mindestens aber 25 Euro, automatisch abbuchen lassen. Für den Rest der Kontenüberziehung zahlt der Deutsche-Bank-Kunde stolze 14,48 Prozent Effektivzins, wenn er nicht selber initiativ wird und auch die Restschulden begleicht.

Nicht immer günstig für Kunden verläuft auch die Ratenrückzahlung beim vergleichbaren Modell der Direktbank ING-Diba. "Bei Teilzahlung zahlen Sie monatlich nur fünf Prozent des Saldos zurück und gleichen den Rest aus, wann Sie wollen. Das kostet Sie weniger als die meisten Dispokredite", heißt es in der Werbung. Dabei bucht das Institut mindestens 50 Euro ab, für den Rest werden effektiv 10,9 Prozent Zinsen fällig.

Damit Diba-Kunden möglichst häufig mit der Karte bezahlen, gibt es ein Geldgeschenk: 50 Cent Sofortbonus für jeden Einkauf ab 20 Euro schreibt die Bank den Kunden gut. Ausgleichen kann der Bonus die Kosten für die Teilzahlung jedoch nicht immer - wer etwa drei Mal etwas für 250 Euro kauft, erhält eine Gutschrift über 1,50 Euro und zahlt 5,45 Euro Zinsen. Unterm Strich bleiben Kosten von 3,95 Euro.

Bei anderen Banken sind zwar flexiblere Ratenzahlungen möglich. Dafür verlangen sie aber noch höhere Kreditzinsen. So kann der Kunde bei der Postbank-Kreditkarte zwar entscheiden, ob er fünf, 10, 20 oder 50 Prozent des Rechnungsbetrages automatisch abbuchen lassen will.

Im Gegenzug betragen die Kreditzinsen effektiv 15,25 Prozent. Wer sich bei der britischen Barclays Bank für die "bequeme Ratenzahlung'' entscheidet und mindestens drei Prozent der Monatsrechnung automatisch zurückzahlt, wird für die Restschulden auf dem Konto mit 16,99 Prozent Kreditzins zur Kasse gebeten.

Ein Zins über 20 Prozent ist möglich

Noch teurer wird es bei der Citibank - das Institut verlangt 17,65 Prozent Zinsen. Dafür kann der Kunde die Höhe der Ratenzahlung frei wählen, muss sich allerdings immer für einen Monat festlegen.

Bei allen genannten Banken wird es noch teurer, wenn der Kunde die meist zusätzlich angebotene Restschuldversicherung in Anspruch nimmt. "Dann kann der tatsächliche Zins weit über 20 Prozent liegen'', warnt Strube.

Der Verbraucherschützer empfiehlt, nur das Zahlungsziel in Anspruch zu nehmen, für das keine Zinsen zu entrichten sind. Denn die Eröffnung einer zweiten Kreditlinie neben dem Girokonto berge zusätzliche Gefahren: "Wer die Übersicht über das Kreditkartenkonto verliert, landet schnell in der Schuldenfalle."

Die Kreditkarten mit Teilrückzahlungsfunktion eignen sich demnach generell nicht zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen. Ein günstiger Abrufkredit oder der Dispokredit auf dem Girokonto sind meist preiswerter. Selbst bei den angesprochenen Häusern gibt es günstigere Angebote.

So offeriert die Diba einen Abrufkredit schon für einen Zins von 7,76 Prozent statt für 10,25 Prozent über das Kreditkartenkonto. Auch zur "WorldFlexCard'' der Deutschen Bank, die obendrein zehn Euro Jahresbeitrag kostet, gibt es eine preiswertere Alternative: Die Konzerntochter Noris Bank bietet Kunden ein gebührenfreies Girokonto an. Die klassische Kreditkarte mit monatlichem Lastschrifteinzug gibt es gratis dazu.

© SZ vom 22.09.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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