Gazprom lässt die Muskeln spielen:Kein russisches Gas für die Ukraine

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Gazprom macht seine Drohungen wahr: Der russische Staatskonzern dreht der Ukraine das Gas ab - und zwar komplett. Deutschland muss allerdings nicht bangen.

Es geht um den für die Ukraine so wichtigen Brennstoff Gas - und natürlich ums Geld: Der russiche Staatskonzern Gazprom hat seine Gaslieferungen an die Ukraine vollkommen gestoppt, wie der Monopolist am Neujahrsmorgen mitteilte. Westeuropäischen Kunden werden den Lieferstopp wohl nicht zu spüren bekommen, obwohl das Gas durch die Ukraine geleitet wird.

Der Staatskonzern demonstriert seine Macht - und dreht der Ukraine das Gas ab. (Foto: Foto: Reuters)

Das russische Staatsfernsehen berichtete am Donnerstag in einer Live-Schaltung von einer Pumpstation an der Grenze zur Ukraine. Dort sei man von der Gazprom-Zentrale in Moskau angewiesen worden, kein Gas mehr an das Nachbarland durchzuleiten. Die Versorgung mit russischem Gas an die Ukraine sei damit um das Vierfache gesunken. Ein Gazprom-Sprecher sagte, der Vertrag mit der Ukraine sei um 10.00 Uhr Moskauer Zeit (08.00 Uhr MEZ) abgelaufen.

Weiter Gas in die Europäische Union

Der Europäischen Union wurde der reibungslose Transit von russischem Gas zugesichert. Die Verträge würden erfüllt, obwohl Russland seine Gaslieferungen an die Ukraine eingestellt habe, sagte der Sprecher des ukrainischen Unternehmens Naftogas, Valentin Semljanski, der Agentur Interfax zufolge in Kiew. Auch das Außenministerium in Kiew garantierte den Transit. Gazprom-Sprecher Sergej Kuprijanow sagte in Moskau, dass die Exporte nach Westeuropa über separate Leitungen durch die Ukraine um 20 Millionen Kubikmeter auf 326 Millionen Kubikmeter pro Tag erhöht worden seien.

Keine Einigung erzielt

Gazprom-Chef Alexej Miller hatte in Moskau erklärt, der Konzern und die Ukraine hätten sich nicht über die Rückzahlung ukrainischer Schulden und Details eines neuen Liefervertrages einigen können.

Die ukrainische Ministerpräsidentin Julia Timoschenko versicherte dem EU-Kommissionspräsidenten Jose Manuel Barroso in einem Telefonat, es werde trotz ihres Streits mit Russland keine Unterbrechung der Erdgaslieferungen nach Europa geben.

Europa bezieht etwa ein Fünftel seines Gases über die Pipeline in der Ukraine. Für Russland ist die Röhre ungleich wichtiger: Durch die Verbindung werden etwa achtzig Prozent des russischen Gases für Westeuropa geleitet. Deshalb baut Russland derzeit auch eine weitere Pipeline durch die Ostsee unter Umgehung der Ukraine und anderer osteuropäischer Länder.

Vor drei Jahren war bei einem ähnlichen Streit zwischen Russland und der Ukraine zeitweise weniger Gas nach Deutschland gelangt.

Im jüngsten Streit will Gazprom den Preis für die Ukraine von zuletzt etwa 180 Dollar (pro 1000 Kubikmeter) auf 250 Dollar erhöhen. Damit müsste die ehemalige Sowjetrepublik für das russische Gas immer noch nur etwa halb soviel zahlen wie andere europäische Kunden. Trotzdem lehnt die Ukraine die Erhöhung ab.

Die Regierung in Kiew will nach Angaben der russischen Agentur Interfax höchstens 201 Dollar pro 1000 Kubikmeter Gas zahlen.

Neben dem Gaspreis streiten beide Seiten auch über die Gebühren, die Russland an die Ukraine für die Durchleitung des Brennstoffs nach Westeuropa zahlt. Russland will die Transitgebühr bei 1,70 Dollar (pro 1000 Kubikmeter) belassen, während die Ukraine eine Erhöhung auf mindestens zwei Dollar anstrebt.

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