Garten:Die Glücksoase

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Was schon im Barock schick war, liegt jetzt wieder im Trend: Zitrusbäume. Das Neueste aus der Welt des Gartens.

Von Andrea Bachstein.

Das war schon im Barock schick: Ein Fürstenhof, der auf sich hielt, hatte eine Orangerie. Diese Mode, Zitrusbäume zu sammeln, hatte natürlich Prestigegründe, und wer etwa die Sammlung alter Zitruspflanzen auf der Insel Mainau sieht oder die Orangerie von Schloss Sanssouci in Potsdam, kann sich vorstellen, wie beeindruckt unsere Vorfahren gewesen sein müssen.

Sehnsucht nach Exotik und Südlichem spielte natürlich auch eine Rolle bei der Liebe zu den Orangen. Diese Sehnsucht ist seither kaum kleiner geworden. Da passt es gut, dass das Angebot an immergrünen Zitruspflanzen immer größer wird. Gelegentlich findet man Zitronen- oder Orangenpflanzen schon ab rund 16 Euro.

So ein Zitronenbäumchen, das gleichzeitig intensiv duftende weiße Blüten und gelbe Früchte trägt, entfaltet erheblichen Charme, und den Fisch oder Salat mit Zitronen aus eigener Ernte zu beträufeln, hat seinen Reiz.

Wer es ein bisschen weniger sauer liebt, findet Zwergorangen, Kumquats oder Mandarinen. Das Schöne ist, dass die südlichen Gäste gar nicht besonders anspruchsvoll in der Pflege sind und auch im hiesigen Sonnenangebot gut gedeihen.

Eher Evolution als Revolution

Wenn es nun ans Setzen und Bepflanzen geht, sind es natürlich die Klassiker, die vor allem den Sommer schmücken sollen, es hat ja auch seine guten Gründe, warum sich bestimmte Pflanzensorten in bestimmten Klimazonen so durchsetzen. Es sind also eher Evolutionen als Revolutionen, die im Blumentopf zu erwarten sind.

So gibt es immer wieder neue Petunienzüchtungen, klein- und großblütige, einfarbige und gestreifte, mit ihnen lässt sich risikolos experimentieren. Auch bei den allgegenwärtigen Geranien geht es weiter mit den Varianten. Die Duftgeranie ist eine davon, die in den letzten Jahren beliebt geworden ist, doch es lohnt sich, sich nach weiteren Geraniensorten umzusehen, und nicht stets zur Massenware zu greifen.

"Sprinter Rot-Weiß", bei der die Blüten verlaufend zum Rand sich immer kräftiger röten etwa, oder "Frank Hadley" mit weiß-grün kräftig gemusterten Blättern bieten Abwechslung. Überhaupt: Die Farbzusammenstellungen ändern sich. Es geht weg von kunterbunt, größere Anordnungen von Blüten in gleichen und ähnlichen Tönen sind zurzeit beliebt.

Bei Streifzügen durch Zeitschriften und Gartenzentren fällt auf, dass die Möblierung von Terrasse und Garten massiv voranschreitet. Offenbar gibt es ein wachsendes Bedürfnis, ein gewisses Wohnzimmergefühl auch unter freiem Himmel zu erhalten.

Sofabänke, die auch im Wohnzimmer stehen könnten, aufwendige Hollywoodschaukeln könnten es stillen. Die Auswahl an Mobiliar ist erschlagend, und die Stile reichen von gar keinem über romantisch bis ultracool. Schnörkelige Eisenmöbelchen bleiben genauso im Trend wie massive Tropenholzmöbel mit klassischen Linien.

Immer mehr ganz Modernes ist zu sehen, viel raffiniertes, hochklassiges Design. Geflochtenes, ob nostalgisch geformt oder futuristisch, bleibt beliebt, aber das Angebot wird immer stärker von High-Tech-Materialien bestimmt wie zum Beispiel Alu. Der Grund ist natürlich die pflegeleichte Wetterfestigkeit solcher Möbel.

Gärtnerbücher

Ob die Gartenbücher Trends folgen oder setzen? Bei den Neuerscheinungen stechen die dicken Kompendien ins Auge, in denen Gartenanfänger und Fortgeschrittene auf die meisten Praxisfragen eines Gärtnerlebens Antwort finden.

Schön übersichtlich wirkt dabei "Das große GU Praxishandbuch Garten" bei Gräfe und Unzer mit 400 Pflanzenporträts (51,30 Euro). Immer Neues gibt es zu einzelnen Gewächsen, etwa "Zitruspflanzen" von Hans-Peter Maier (12,90 Euro). Alles ist Bio, oder soll es werden - auch im Garten, und nicht nur, wer vom Kunstdünger weg und naturgemäß gärtnern will, lernt dazu einiges in "Die kleine Biogarten Praxis" von Marie-Luise Kreuter (10,95 Euro).

Mit prächtigen Fotos liegt "Ein Gartenzimmer für mich allein" von Sabine Reber und Ursel Borstell (26 Euro) schwer in der Hand. Hier geht es um "die Glücksoase Garten". Anfänger werden darin nicht genug praktische Tipps finden, aber dafür Anregungen zu einer individuellen Gestaltung seines grünen Lebens.

© SZ vom 3. Mai 2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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