G-7-Treffen in Washington:Mehr Offenheit und bessere Kontrollen

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Um die dramatische Lage an den Finanzmärkten in den Griff zu bekommen, rücken die G-7-Staaten zusammen: Bei ihrem Treffen in Washington wollen sie künftig vor allem mehr Transparenz und bessere Kontrollen erreichen.

Mehr Transparenz, eine verbesserte Arbeitsweise der Ratingagenturen und stärkere internationale Zusammenarbeit der Aufsichtsbehörden: So soll wieder Vertrauen auf den Finanzmärkten einkehren.

Mit diesen Vorschlägen zur Eindämmung der weltweiten Subprime-Krise beschäftigen sich die Finanzminister und Notenbankchefs der G-7-Staaten sowie IWF und Weltbank am Wochenende in Washington.

Der deutsche Ressortchef Peer Steinbrück und seine Kollegen werden alles daran setzen, um zu zeigen, dass sie die dramatische Lage an den Finanzmärkten in den Griff bekommen können. Seit ihrem Beginn vor acht Monaten in den USA hat sich die Krise über den Globus ausgeweitet.

USA am Rande einer Rezession

Eine Billion Dollar, so der Internationale Währungsfonds, könnte die Krise weltweit kosten. Zig Milliarden haben die Banken bereits abgeschrieben, die größte Volkswirtschaft - die USA - steht am Rande einer Rezession, das Risiko eines globalen Abschwungs hat sich auf eins zu vier erhöht.

Bereits am Freitag beginnen die Beratungen der G-7-Finanzminister. Der Gastgeber, der US-amerikanische Ressortchef Henry Paulson, bemühte sich, Zuversicht zu verbreiten.

Die amerikanische Wirtschaft werde einen kräftigen Schub erhalten, wenn die Regierung im Rahmen ihres Konjunkturprogramms ab dem nächsten Monat 130.000 Haushalten einen Scheck schickt. Der zusätzliche Konsum könne in diesem Jahr zur Schaffung von 500.000 bis 600.000 neuen Jobs führen, sagte Paulson am Donnerstag vor Bankern.

Bernanke mahnt zur Eile

Sein Notenbankchef Ben Bernanke mahnt zur Eile. Die Aufsichtsbehörden müssten künftigen Krisen vorbeugen, damit diese nicht zu einem Zeitpunkt aufbrächen, zu dem man noch mit der Bekämpfung eines anderen Problems beschäftigt sei. "Wir können uns nicht den Luxus leisten, darauf zu warten, dass sich die Märkte stabilisieren, bevor wir an die Zukunft denken", sagte Bernanke.

"Die finanzielle Notlage, die wir derzeit erleben, ist eine der schwersten Episoden der Nachkriegszeit". Fed-Chef Bernanke, der sich in seiner wissenschaftlichen Karriere vor allem mit der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre beschäftigt hat, bekräftigte aber seine Einschätzung, dass die Lage derzeit bei weitem nicht so schlimm sei - und auch nicht so schlimm werde, denn die Fed habe aus den damaligen Fehlern gelernt.

Die G-7-Gruppe wird auch den Akteuren auf den Finanzmärkten Gelegenheit geben, ihre Vorschläge im Kampf gegen die Subprime-Krise zu unterbreiten.

Rettungsplan liegt bereits vor

Dazu trifft man sich am Freitagabend zu einem Arbeitsessen mit Vertretern von einigen der größten Finanzkonzernen. Arbeitsgrundlage für die G-7 ist ein Plan, den das Forum für Finanzstabilität (FSF) unter dem Vorsitz des italienischen Notenbankchefs Mario Draghi erarbeitet hat.

Die FSF dringt auf mehr Offenheit und mehr Kontrolle. So sollen Banken und andere Institutionen des Finanzmarkts offenlegen müssen, wie tief sie in Subprime-Kredite verstrickt sind. Mehr Transparenz wird bei Investitionen gefordert, die nicht in den Bilanzen stehen.

Den Ratingagenturen soll eine wichtigere Rolle bei der Vermeidung von Finanzkrisen zugewiesen werden. Nicht zuletzt sollen die Möglichkeit der Zentralbanken gestärkt werden, den Märkten mit Finanzspritzen in Notsituationen zu helfen.

Der Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, fordert, dass die Verfahren dazu harmonisiert werden müssten. Doch auch so hätten die Europäische Zentralbank, die Fed und andere Notenbanken ihre Sache bislang gut gemacht.

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