Fußball-Klubs und Lizenzen:Leere Ränge, leere Kassen

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Die Deutsche Fußball Liga sagt dem Finanzdoping im Profisport den Kampf an: Erstmals werden die Bilanzen von 14 Profifußball-Klubs nach der Lizenzvergabe erneut überprüft.

Harald Schwarz

Die Lage beim traditionsreichen Pfälzer Fußballklub 1. FC Kaiserslautern ist prekär. Sportlich steht der Verein in der zweiten Liga auf einem Abstiegsplatz. Auch finanziell sieht es nicht eben rosig aus. Die Kasse ist fast leer, es kommen weniger Zuschauer als erhofft, Vermögenswerte wie Immobilien gibt es so gut wie keine mehr. Stadion und Trainingsgelände sind schon vor einigen Jahren verkauft worden.

Jubel: Ein Tor lässt sich immer feiern, wenn aber die Bilanzprüfer ins Haus kommen, fällt die Freude eher verhalten aus. (Foto: Foto: dpa)

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung gehören die Lauterer zu jenen 14 von insgesamt 36 Vereinen und Kapitalgesellschaften aus den beiden Fußball-Bundesligen, deren wirtschaftliche Lage die Deutsche Fußball Liga (DFL) jetzt nach der Lizenzerteilung im Frühjahr erstmals erneut überprüft. Mit dieser zusätzlichen Kontrolle verschärft die DFL ihren Kampf gegen Finanzdoping im Profi-Fußball.

Prüfinstrument fehlte bislang

Ein solcher Doping-Fall läge vor, wenn ein Klub etwa im Sommer Spieler verpflichtet, die ihm sportlich zwar einen Vorteil verschaffen, die er aber bei seriösem Geschäftsgebaren nicht bezahlen kann. Die Namen der von der sogenannten "Nachlizenzierung" betroffenen 14 Klubs nennt die DFL nicht. Untersucht werden sie, weil sie im Frühjahr noch Bedingungen erfüllen mussten, um die Lizenz zu erhalten, oder zuletzt über ein sogenanntes negatives bilanzielles Eigenkapital verfügten.

Christian Müller, Finanz-Geschäftsführer der DFL, hofft, mit der Nachschau im Herbst "Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen", damit es zu den verpönten Wettbewerbsverzerrungen gar nicht erst kommt. Bisher fehlte ihm ein Instrument, um Klubs erneut zu überprüfen, die ihre wirtschaftlichen Planzahlen nicht einhalten und dadurch letztlich sogar den Spielbetrieb während einer Saison gefährden.

Dass es nun zum ersten Mal eine Nachschau gibt, ist zugleich eine Konsequenz von Beinahe-Pleiten einiger Klubs wie Kaiserslautern und Borussia Dortmund in den vergangenen Jahren. Sie konnten nur mit umfangreichen Rettungsaktionen vor der Insolvenz bewahrt werden. Diese Vorgänge zeigen, dass die DFL mit der zusätzlichen Kontrolle der Klubfinanzen im Herbst einen großen Fortschritt erreicht hat, um etwaigen Hasardeuren die Rote Karte zu zeigen.

Ende November soll die "Nachlizenzierung" abgeschlossen sein. Die DFL hofft generell, niemals Sanktionen verhängen zu müssen. Fehlverhalten von Klubs kann sie mit dem sofortigen Abzug von zwei gewonnenen Punkten ahnden. Zudem darf sie geplante Spielertransfers in der Winterpause von ihrer Zustimmung abhängig machen. Bei begründeten Zweifeln an vorgelegten Zahlen kann sie auch einen Wirtschaftsprüfer in das Verfahren einschalten.

© SZ vom 7.11.2007/mah - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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