Fondssparpläne:Inflation frisst Rendite auf

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Um für das Alter vorzusorgen, zahlen viele Menschen regelmäßig in Fondssparpläne ein. Die Renditen, die die Investmentgesellschaften erwirtschaften, sind allerdings zum Großteil eher bescheiden.

Bernhard Wild

Der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) ist die Lobbyorganisation der deutschen Fondsgesellschaften. Und als solche gehört es zu seinen Aufgaben, auch weniger erfreuliche Nachrichten möglichst attraktiv erscheinen zu lassen. Vor kurzem beispielweise veröffentlichte der BVI die jüngste Wertentwicklungsstatistik für Fonds-Sparpläne und teilte dem interessierten Publikum dabei per Überschrift mit: "Bei Altersvorsorge auf Aktienfonds-Sparpläne setzen: Attraktive Renditen trotz zwischenzeitlicher Börsenschwäche."

Vorsicht, Inflation! Geringe Renditen bedeuten oft einen realen Wertverlust. (Foto: Foto: ddp)

Tatsächlich zählen Fondssparpläne im Allgemeinen und Aktienfonds-Sparpläne im Besonderen zu den beliebtesten Anlageprodukten der Deutschen beim mittel- und langfristigen privaten Vermögensaufbau. Insgesamt sammeln die Bundesbürger zur Zeit auf rund 15,7 Millionen Fonds-Sparplänen Geld an. Die Renditen allerdings sind beileibe nicht so berauschend wie vom BVI suggeriert.

Realer Geldwertverlust

Wer in den vergangenen zehn Jahren per Sparplan in einen Investmentfonds investiert hat, wäre teilweise sogar besser gefahren, wenn er das Geld regelmäßig auf ein Sparbuch eingezahlt hätte. So haben international agierende Aktienfonds in den vergangenen zehn Jahren einen Wertverlust von 0,6 Prozent per annum "erwirtschaftet". Wenn Sie also seit dem Frühjahr 1998 monatlich 100 Euro in einen solchen Fonds investiert hätten, würde sich inzwischen statt der eingezahlten 12.000 Euro nur noch eine Summe von 11.666 Euro auf Ihrem Wertpapierkonto befinden.

Ausschließlich in Europa anlegende Aktienfonds und global agierende Rentenfonds waren mit Wertzuwächsen von durchschnittlich einem beziehungsweise 0,6 Prozent pro Jahr kaum besser. Sie haben mit ihrem minimalen Plus zwar nominal betrachtet kein Geld vernichtet, schafften es allerdings real nicht, den Geldwertverlust durch die Inflation auszugleichen.

Die Inflationsrate lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahr bei 1,5 Prozent. Am besten schnitten im Zehn-Jahres-Vergleich noch ausschließlich in deutsche Unternehmen investierende Aktienfonds ab. Sie erwirtschafteten im Durchschnitt immerhin 3,8 Prozent pro Jahr (siehe Tabelle 2008).

Rendite von global investierenden Aktienfonds-Sparplänen (Angaben in Prozent pro Jahr). (Foto: Quelle: BVI)

Lukrativ auf lange Sicht

Einigermaßen lukrativ werden die Sparplan-Investments für die Anleger allerdings nach deutlich längeren Laufzeiten. So verbuchten deutsche Aktienfonds in den vergangenen 20 Jahren im Durchschnitt eine jährliche Wertsteigerung von 6,8 Prozent. Und im 30-Jahres-Zeitraum waren es sogar 8,7 Prozent. Wer - um bei obigem Beispiel zu bleiben - in diesem Zeitraum monatlich 100 Euro in einen deutschen Aktienfonds investiert hat, kann damit inzwischen bei einem Gesamtinvestment von lediglich 36.000 Euro über ein Vermögen von 161.499 Euro verfügen.

Im Vergleich dazu mussten diejenigen, die 1977 eine klassische Kapital-Lebensversicherung abgeschlossen haben, mit einem deutlich niedrigeren Wertzuwachs auskommen. Diese Versicherungen, so errechnete jetzt der Spezial-Informationsdienst Map-Report, brachten es in den vergangenen 30 Jahren auf eine durchschnittliche Rendite von 5,45 Prozent pro Jahr.

Geschmälert wurde diese insbesondere durch den Todesfallschutz, der Bestandteil der meisten Lebensversicherungen ist. "Ohne Todesfallschutz würde die Rendite auf den eingezahlten Beitrag deutlich über sechs Prozent liegen", sagt Map-Report-Chefredakteur Manfred Poweleit.

Unabhängig davon fallen sowohl bei den Lebensversicherungen als auch bei den Investmentfonds die aktuellen Renditezahlen im Vergleich zu früheren Werten eher bescheiden aus. Besonders deutlich zeigt sich dies beim Blick auf die Fonds-Renditen, die Ende 1999 zu Buche standen.

Timingrisiko nicht beherrschbar

Damals, in der Hochzeit des Dot-Com-Booms, brachten es deutsche Aktienfonds-Sparpläne im Zehn-Jahres-Durchschnitt auf Wertsteigerungen von 17,8 Prozent pro Jahr (siehe Tabelle 1999). Im 30-Jahres-Vergleich waren es immerhin noch 12,5 Prozent. Wer demnach von Januar 1970 bis Ende 1999 jeweils 100 Euro pro Monat in einen Aktienfonds investiert hatte, konnte sich zur Jahrtausendwende 342.490 Euro auszahlen lassen. Hier schlug insbesondere auch der Zinseszinseffekt voll durch.

Allerdings zeigen die Zahlen auch, dass die Differenz bei der prozentualen Wertentwicklung umso niedriger wird, je länger der Anlagehorizont ist. Dies bestätigen beispielsweise auch Zahlenreihen des BVI. Selbst unabhängige Experten raten deshalb dazu, einen Sparplan zu starten, ohne einen vermeintlich günstigeren Zeitpunkt dafür abzuwarten.

"Das Timingrisiko ist einfach nicht beherrschbar", sagt Andreas Beck, Geschäftsführer des Instituts für Vermögensaufbau in München. Von klassischen Investmentfonds und Lebensversicherungen mit ihren hohen Gebühren und Kosten rät er Anlegern mit Know-how allerdings ab. "Ein Investment in Exchange Traded Funds ist stattdessen für langfristig orientierte Anleger doch eine kostengünstige und gute Alternative."

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