Folgen der US-Immobilienkrise:Aufwachen mit einem Kater

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Auch den normalen Verbraucher in Deutschland kann es finanziell betreffen, wenn viele Amerikaner ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen.

Corinna Nohn

Man könnte meinen, dass die Hypothekenkrise in Amerika die Konsumenten hierzulande nicht trifft. Was geht es den normalen Verbraucher in Deutschland an, wenn viele Amerikaner ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen können oder die Aktienkurse der Banken einbrechen?

Natürlich sind all jene direkt betroffen, die in Immobilenprojekte investiert haben - diesen Anlegern drohen Wertverluste. Aber die Krise könnte auch für Häuslebauer Folgen haben. Denn viele Experten prophezeien, dass sich in Folge der Hypothekenkrise Kredite verteuern.

"Die Zinsen werden steigen, weil die Banken darüber ihre Risikopuffer erhöhen'", sagt etwa der Börsenexperte Wolfgang Gerke vom Bayerischen Finanzzentrum.

Kredite werden strenger geprüft

Außerdem würden die Institute nun die Kreditwürdigkeit der Kunden genauer prüfen, um das Risiko zu reduzieren, dass Zahlungen ausfallen. "Der ein oder andere Kredit, der vor einigen Monaten noch vergeben wurde, wird nun sicherlich nicht mehr vergeben", sagt Gerke.

Auch Karin Baur von der Stiftung Warentest meint, dass die Banken bei der Kreditvergabe nun vorsichtiger werden.

Vielleicht können Verbraucher von der derzeit diffusen Stimmungslage an den Kreditmärkten aber auch profitieren.

So sagt Robert Haselsteiner, Vorstandsmitglied des größten unabhängigen Baufinanzierers Interhyp, für die nächsten Wochen kräftige Schwankungen für die Eurozinsen und damit für die Baugeldzinsen voraus.

Dadurch könnten sich Kreditnehmer eventuell günstigere Konditionen sichern. "Von Donnerstag auf Freitag sind die Zinsen für zehnjährige Baukredite zum Beispiel gefallen", sagte ein Sprecher des Unternehmens.

Zinspolitik der EZB

Die Krise könnte auch Auswirkungen auf die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) haben - das Institut hatte den Leitzins zuletzt immer weiter angehoben.

Dieses Niveau beeinflusst langfristig die Konditionen, zu denen Banken Geld verleihen oder wie sie Spareinlagen verzinsen. Die EZB hatte angedeutet, den Leitzins im September erneut um 0,25 Prozentpunkte auf dann 4,25 Prozent zu erhöhen.

Am Donnerstag und Freitag jedoch stellte das Institut den europäischen Banken auf einen Schlag insgesamt 156 Milliarden Euro zur Verfügung - was im Gegensatz zur bisherigen Zinspolitik steht, weil mehr liquide Mittel auf dem Markt für fallende Zinsen sorgen.

Geldknappheit

Großzügig deckten sich die Banken mit dem Geld ein, denn sie leiden derzeit unter Geldknappheit. Das heißt aber nicht, dass der Euro knapp geworden ist. Verbraucher und Finanzinstitute investierten derzeit einfach lieber in festverzinsliche Wertpapiere wie Bundesanleihen, anstatt Aktien oder Anleihen zu kaufen, mit denen die Banken ihre Geschäfte refinanzieren.

Der Münchner Vermögensberater Sabri Ergin glaubt nicht, dass die momentane Krise den Trend steigender Zinsen aufhält: "Die Einmalaktion der EZB muss man streng von der langfristigen Entwicklung trennen."

Demgegenüber meint Finanzexperte Gerke: "Durch die Krise gewinnt die EZB Spielraum, die Zinsen nicht anzuheben.'' Er mahnt zudem, dass die Wogen nun schnell geglättet werden müssen: "Wenn nicht schnell Ruhe auf dem Markt einkehrt, wird es auch Folgen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung haben."

Zunächst keine Auswirkungen für Sparer

Für Sparer wird sich durch die Krise voraussichtlich nichts ändern. Denn auch, wenn die Zinsen steigen sollten - zuerst heben die Banken die Kreditzinsen an, bevor sie die Erhöhung an die Verbraucher weitergeben.

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