Folgen der Kreditkrise:Citigroup-Chef Prince vor Rücktritt

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Die Krise an den Kreditmärkten wird womöglich schon bald ein weiteres prominentes Opfer fordern: Citigroup-Chef Charles Prince.

Der Chef des größten US-Finanzkonzerns Citigroup, Charles Prince, steht wegen massiver Probleme durch die Kreditkrise vor dem Rücktritt.

Seine Ablösung steht angeblich kurz bevor: Charles Prince (Foto: Foto: Reuters)

Der 57-Jährige wolle bei einem Krisentreffen des Verwaltungsrates der Bank noch im Laufe des Sonntags seinen Hut nehmen, berichteten amerikanische Medien übereinstimmend. Der Bank drohen laut Experten zudem weitere Milliardenabschreibungen.

Der Citigroup-Verwaltungsrat werde aller Voraussicht nach den früheren US-Finanzminister Robert Rubin zum Interims-Vorsitzenden ernennen, berichtete die New York Times am Sonntag. Der 68-jährige Rubin arbeitet seit 1999 in sehr hoher Position außerhalb des unmittelbaren Tagesgeschäfts für die Bank und gehört selbst dem Verwaltungsrat an.

Binnen einer Woche wäre der auch wegen seiner Strategie und Personalpolitik nicht unumstrittene Prince bereits der zweite Chef einer amerikanischen Top-Bank, der aufgrund von Wertverlusten in Milliardenhöhe gehen müsste. Erst am vergangenen Dienstag war Merrill-Lynch-Chef Stan O'Neal nach den höchsten Abschreibungen in der Geschichte der Investmentbank zurückgetreten.

Weder Citigroup noch der seit vier Jahren amtierende Prince noch Rubin wollten sich zu den Berichten äußern. Prince soll zu Vertrauten gesagt haben, es sei für die Bank besser, wenn er gehe, hieß es in der New York Times.

Neue Spekulationen

Wie nach einer Übergangslösung die dauerhafte Zusammensetzung an der Citigroup-Spitze aussehen könnte, ist offen. Denkbar ist sowohl ein einzelner starker Chef (CEO) als auch ein Führungsgremium aus mehreren hochrangigen Managern. Rubin gilt als enger Vertrauter von Prince.

Als sogenannter Chairman des Citigroup-Exekutivkomitees hat Rubin eine eher kontrollierend-beratende Funktion und ist vor allem repräsentativ im Kontakt mit wichtigen Kunden tätig.

Zu den heiß gehandelten Kandidaten für die Spitze zählen neben Rubin der derzeit für das laufende Geschäft verantwortliche Top-Manager Robert Druskin (COO) und der für das Investment Banking zuständige Vikram Pandit, der erst vor gut einem halben Jahr von der Investmentbank Morgan Stanley zur Citigroup kam.

Als externe Lösung im Gespräch ist der frühere Goldman Sachs-Präsident und heutige Chef des weltgrößten Börsenbetreibers NYSE Euronext, John Thain. Er gilt aber auch als Kandidat für den Führungsjob bei der Investmentbank Merrill Lynch, die noch keinen neuen Chef gefunden hat.

Citigroup hatte wegen der Kreditmarkt-Krise im dritten Quartal einen drastischen Gewinneinbruch um mehr als die Hälfte verbuchen müssen. Wie andere Großbanken weltweit nahm sie milliardenschwere Bereinigungen vor. Den Berichten zufolge prüft die US-Börsenaufsicht SEC bei Citigroup und anderen Banken bereits, ob alle Risiken richtig eingeschätzt und bekanntgegeben wurden.

© dpa/Reuters/plin/schä - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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