Folgen der Finanzkrise:Rettungspaket für Hypo Real Estate gescheitert

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Der mühsam ausgehandelte Rettungsplan für die Münchner Hypothekenbank Hypo Real Estate ist geplatzt. "Wir kämpfen darum, das Unternehmen zu erhalten", teilte ein Unternehmenssprecher am Samstagabend mit. Nach alternativen Maßnahmen werde gesucht.

Das 35 Milliarden Euro schwere Rettungspaket für den angeschlagenen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate ist geplatzt. Wie das Unternehmen am Samstagabend mitteilte, ist die Kreditzusage durch mehrere Finanzinstitute nicht mehr gültig. Die Gruppe prüfe die daraus drohenden Konsequenzen für die Einheiten des Konzerns. Es werde nach alternativen Maßnahmen gesucht.

Am Ende: Der Rettungsplan für die Hypo Real Estate ist gescheitert. (Foto: Foto: dpa)

"Wir kämpfen darum, das Unternehmen zu erhalten", sagte HRE-Sprecher Hans Obermeier. Die großen Aktionäre hätten deutlich gemacht, dass sie das Unternehmen unterstützen wollten. "Wir bekommen Signale von der irischen Regierung, dass sie Maßnahmen zur Stützung der Depfa prüft", sagte Obermeier. "Wir können nur hoffen, dass sich alle Beteiligten der Dringlichkeit und Ernsthaftigkeit der Lage bewusst sind", sagte der Konzernsprecher.

Die aktuellen Probleme der HRE waren durch eine milliardenschwere Liquiditätslücke bei dem in Irland ansässigen Staatsfinanzierer Depfa ausgelöst worden. Diese hatte systematisch ihre langfristigen Ausleihungen mit kurzfristigen Mitteln vom Geldmarkt refinanziert. Durch die Kreditkrise trocknete der Markt aber aus, so dass die Depfa plötzlich eine riesige Liquiditätslücke hatte.

Das Bundesfinanzministerium, das die Hilfen mit ausgehandelt hatte, reagierte überrascht. "Wir haben keine Informationen über die Adhoc hinaus", sagte der Sprecher von Finanzminister Peer Steinbrück, Torsten Albig, am Samstagabend. "Es müssen erstmal alle Informationen zusammengetragen werden, das wird morgen geschehen." Er hoffe, dass sich alle ihrer Verantwortung bewusst seien. "Die Bürgschaft gab es für das Rettungspaket", ergänzte Albig. Noch am Samstagnachmittag hatte Albig erklärt, ihm sei nicht bekannt, dass das Rettungspaket gefährdet sei.

Das vor einer Woche vereinbarte Rettungspaket sieht einen Kredit von insgesamt 35 Milliarden Euro vor: 15 Milliarden kurzfristig von der Finanzbranche und weitere 20 Milliarden von der Bundesbank, die bis in die zweite Jahreshälfte 2009 hinein reichen sollen. Diese Kredite sind mit Bürgschaften abgesichert, von denen der Bund mit rund 26,5 Milliarden den Großteil übernimmt. Die Finanzbranche hatte sich erst in der Nacht zum Freitag nach einem zähen Ringen auf die Lastenverteilung bei ihrem Teil der Bürgschaften von insgesamt 8,5 Milliarden Euro geeinigt. Damit galt die Rettung der HRE eigentlich als gesichert.

Nach Informationen der Welt am Sonntag stellte die Deutsche Bank bei einer Prüfung aber fest, dass die HRE bereits kurzfristig deutlich mehr Geld brauche. So hätten dem Vernehmen nach bis Jahresende bis zu 50 Milliarden Euro und bis Ende 2009 sogar 70 bis 100 Milliarden Euro gefehlt. Das Blatt berichtete weiter, die Deutsche Bank habe die neuen Zahlen in einer Telefonkonferenz am Freitagabend genannt, an der neben Vertretern der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und der Bundesbank auch Manager aller Bankengruppen und der Versicherungsbranche teilgenommen hätten.

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung hatte vorab berichtet, das vereinbarte Rettungspaket für die HRE wackele wieder. Es sei offen, ob die Finanzbranche ihren Anteil zur Rettung der HRE wie erwartet leisten werde. "Die Banken zögern und überdenken das Paket insgesamt noch einmal", zitierte die Zeitung Finanzkreise.

Ein HRE-Sprecher wollte die Berichte nicht kommentieren. Er räumte aber ein: "Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt über die Vereinbarungen vom vergangenen Wochenende hinaus noch keine vertragliche Regelung einer Kreditlinie."

Branchenbeobachter schlossen nicht aus, dass die Finanzindustrie Druck auf den Bund ausübe, damit er sich noch stärker bei der Rettung der Hypo Real Estate engagiert. Nach Informationen aus dem Umfeld der Verhandlungen strebte die Branche anfänglich eine Verstaatlichung des Immobilien- und Staatsfinanzierers an.

© dpa/AP/Reuters/buma/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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