Firmen in der Solarbranche:Das komplexe Sonnengeflecht

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Q-Cells, Solarworld, Ersol: Unternehmen der Sonnenenergiebranche, die Schlagzeilen machen. Kein Grund, alle in einen Topf zu werfen - denn der Weg vom Silizium bis zur Solaranlage ist lang.

Anja Tiedge

Beim Stichwort Solarenergie schießen vielen Deutschen spontan folgende Begriffe in den Kopf: erneuerbare Energie, Umweltverträglichkeit, Subventionen. Bei der Frage nach Unternehmen, die in der Solarbranche tätig sind, werden die Assoziationen schon dünner: Die Namen Q-Cells, Solarworld und Ersol sind aufgrund steigender Umsätze häufiger in den Medien zu finden. Das Erfurter Unternehmen Ersol meldete gerade in dieser Woche, dass es im ersten Halbjahr 2006 mehr Umsatz und Gewinn erwirtschaftet hat als im gesamten Jahr 2005.

Ein Arbeiter kontrolliert Modulverschraubungen auf dem Dach der Neuen Messe Freiburg. (Foto: Foto: AP)

Aber was genau produzieren oder verkaufen diese Firmen? Welche Unternehmen sind Hersteller von Solarzellen, welche die Vertreiber, wer steht mit wem im Wettbewerb? Um einen Überblick über die Branche zu erlangen, lohnt ein Blick auf die fünfstufige Wertschöpfungskette der Photovoltaik, also den Prozess der Stromerzeugung aus Sonnenenergie.

Fünf Schritte bis zur Solaranlage

In einer ersten Stufe wird aus Quarzsand Silizium gewonnen, das den Rohstoff für die Solarzellen bildet. Mittels Diamant- oder Drahtsägen werden im zweiten Schritt aus Rohsilizium wenige zehntel Millimeter dünne Scheiben gesägt, die so genannten Wafer. Aus ihnen werden in der nächsten Stufe Solarzellen hergestellt. Mehrere aneinander angeschlossene Solarzellen bilden im vierten Schritt ein Solarmodul. Schließlich wird ein so genanntes Photovoltaik-System produziert, also eine fertige Solaranlage.

In diesem Wertschöpfungsprozess haben die Unternehmen der Solarbranche unterschiedliche Schwerpunkte. So beherrschen weltweit nur sechs Unternehmen den komplexen Prozess zur Herstellung des Siliziums in seiner nötigen Reinheit. Dadurch und durch den Solarboom ist es weltweit zu einem Versorgungsengpass gekommen, der voraussichtlich erst 2007 geschlossen sein wird. Branchenprimus für die Herstellung von Reinstsilizium ist die amerikanische Firma Hemlock Semiconductor Corporation (HSC), gefolgt von der deutschen Wacker Chemie mit einem Marktanteil von circa 19 Prozent.

Wie bei der Siliziumgewinnung gibt es auch bei den vier weiteren Wertschöpfungsstufen verschiedene Dynamiken. Der Modulmarkt ist wenig kapitalintensiv und deshalb starkem Wettbewerb ausgesetzt. Die Zellen- und Wafermärkte zeigen dafür größere internationale Relevanz.

Will man einige der Unternehmen, denen man in den Medien momentan begegnet, den verschiedenen Bereichen zuordnen, ergibt sich folgendes Bild: Ersol hat sich auf die drei Bereiche Wafer-Herstellung, Solarzellen- und Modulproduktion spezialisiert, wohingegen die Berliner Firma Solon ausschließlich Solarmodule und Photovoltaik-Systeme produziert. So kam es jüngst zwischen beiden Unternehmen zu einem Millionendeal: Bis zum Jahr 2017 verkauft Ersol an den vermeintlichen Wettbewerber Solon Solarzellen im Wert von 320 Millionen Euro.

Zellen, Module, Systeme

Das ebenfalls heimische Unternehmen Q-Cells konzentriert sich ausschließlich auf die Herstellung von Solarzellen. In Deutschland und Europa ist Q-Cells in diesem Bereich Marktführer, im internationalen Vergleich liegt das Unternehmen hinter Sharp auf Rang zwei.

Der in Bonn ansässige Konzern Solarworld ist mit der Produktion von Wafern, Solarzellen und Solarmodulen relativ breit aufgestellt. Im Joint Venture mit dem Düsseldorfer Spezialchemieunternehmen Degussa arbeitet Solarworld außerdem an der Gewinnung von Solarsilizium, für das eine geringere Reinheit benötigt wird als bisher üblich. Die Firma Conergy mit Sitz in Hamburg befindet sich mit der Herstellung und dem Vertrieb von Solaranlagen am Ende der Wertschöpfungskette.

Solarenergie ist demnach nicht gleich Solarenergie. Auf dem Weg von der Siliziumgewinnung bis hin zum Photvoltaik-System liegen einige Zwischenschritte und viele Unternehmen, die verschiedene Bereiche der Wertschöpfungskette besetzen. Felix Schnella, Portfolio-Manager der Deutschen Invetment Trust (DIT), vergleicht das mit dem Technologiebegriff: "Wenn Sie nun sagen würden, SAP als Softwareanbieter wäre dasselbe wie Nokia als Handyhersteller und wie Infineon als Chiphersteller - das wäre so, wie alle Solarunternehmen in einen Topf zu werfen."

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