Finanzwerte gesucht:Deutsche Anleger entdecken Einstiegskurse

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Kann sich der Dax dem Abwärtssog an den asiatischen Börsen entziehen? Der deutsche Auswahlindex blieb die Antwort zunächst schuldig und trat am Freitag zwischen Bangen und Hoffen auf der Stelle. Die zuletzt unter Druck geratenen Finanzwerte waren allerdings gesucht.

Unter dem Eindruck der Hypothekenkrise in den USA haben die internationalen Aktienmärkte am Freitag ihre Talfahrt fortgesetzt. Nach gemischten Vorgaben aus New York und Tokio rutschte der Deutsche Aktienindex kurz nach Handelsbeginn sogar unter die Marke von 7.200 Punkten.

Im weiteren en Handelsverlauf konnte er aber wieder etwas Boden gutmachen und lag nach zweieinhalb Handelsstunden in etwa wieder auf dem Niveau des Vortagesschlussstandes bei 7.267 Punkten.

Für den MDax mittelgroßer Werte ging es um 1,50 Prozent auf 9366 Punkte nach unten. Der TecDax sank um 2,45 Prozent auf 813 Zähler. An der Indexspitze standen Qiagen, die mit 12,23 Euro unverändert blieben. Solon verloren dagegen am Indexende 11,26 Prozent auf 41,71 Euro.

Finanztitel gesucht

Offenbar nutzten die ersten Anleger die billigen Kurse wieder zum Einsteigen bei bestimmten Werten. Gesucht waren vor allem Finanztitel - allen voran Deutsche Bank (plus 1,5 Prozent) und Commerzbank (plus 2,5 Prozent).

"Das ist eine Gegenbewegung", sagte Analyst Christian Hamann von der Hamburger Sparkasse. Es gebe im Moment eine Art Glaubensstreit, was die Branche angehe.

Die einen gingen davon aus, dass die Reaktionen auf die Krise am US-Kredit- und Hypothekenmarkt übertrieben sei und die Gewinne der Institute nicht beeinträchtigt würden. Die andere Seite stelle das zukünftige Ergebnispotenzial in Frage. Wenn zum Beispiel das Geschäft mit Hedge Fonds heruntergefahren werde, könnte es zu einer Gewinnrevision kommen.

"Heute scheint die erste Meinung zu überwiegen", sagte Hamman. Es sei aber derzeit sehr schwierig einzuschätzen, wie es weiter gehe. "Dafür ist diese Krise einfach noch zu jung."

Reaktion auf Einbruch des Vortags

Auch Analyst Konrad Becker von Merck Finck & Co. wertete die Kurserholung als Reaktion auf die starken Einbrüche vom Vortag. Die Aktien seien dadurch sehr billig gewesen, deshalb seien Investoren eingestiegen.

Zuvor war angesichts der US-Hypothekenkrise der Nikkei-Index in Tokio um mehr als fünf Prozent oder 874,81 Punkte gefallen. Er schloss bei 15.273,68. Das war der niedrigste Schlusskurs seit dem 7. August 2006. Die japanische Notenbank unterstützte den Geldmarkt am Freitag erneut mit der Zufuhr von 1,2 Billionen Yen (7,8 Milliarden Euro).

Der Dow Jones war am Donnerstag zeitweise um mehr als 340 Punkte oder rund 2,5 Prozent abgerutscht. Bis zum Börsenschluss an der Wall Street erholte er sich aber wieder und verlor nur noch gut 15 Punkte.

Weiterhin Hiobsbotschaften aus dem US-Bankensektor

Die Serie negativer Nachrichten aus dem US-Bankensektor reißt unterdessen nicht ab. So stellte, unter dem Eindruck der US-Immobilienkrise, eine der größten privaten Hypothekenbanken des Landes ihre Geschäfte ein.

Ab sofort würden keine neuen Kredite mehr vergeben, teilte die First Magnus Financial Corp. In Phoenix mit. Möglicherweise müsse das Institut ein Konkursverfahren einleiten, sagte Marketing-Chef Gary Baraff.

In schwieriges Fahrwasser ist auch das Institut Fannie Mae geraten, das mit Hypotheken anderer Institute und Bürgschaften handelt. Nach einem Ertragsrückgang um 36 Prozent im vergangenen Jahr seien in diesem Jahr verstärkte Abschreibungen von Krediten zu erwarten, teilte das Institut in Washington mit.

Fannie Mae finanziert oder bürgt für jeden fünften Immobilienkredit in den USA. Das Institut wurde vom US-Kongress gegründet, um Familien mit geringem Einkommen den Hausbesitz möglich zu machen.

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