Finanzprodukte im Test:Knausrig selbst in Boomzeiten

Lesezeit: 2 min

Eifrig wirbt die Postbank für ihr "Börsensieger"-Konto. Doch dabei spart vor allem der Anbieter - an Zinsen.

Udo Keßler

Woche für Woche bis zu 5 % p. a. Bonus!" und "Jetzt weltweit von Börsenanstiegen profitieren ... ohne jedes Risiko". So wirbt die Postbank für ihr Anlageprodukt "Börsensieger" auf ihrer Homepage www.postbank.de.

Dabei handelt es sich zunächst um ein ganz normales Sparbuch mit dreimonatiger Kündigungsfrist, für das seit Ende November 2006 ein variabler Basiszins von zwei Prozent vergütet wird.

Zum "Börsensieger" soll den Sparer ein zusätzlicher Bonus von bis zu fünf Prozent jährlich machen, der wie folgt ermittelt wird: Aus drei internationalen Börsenindizes (derzeit sind das Dow Jones/USA, Euro Stoxx 50/Europa und Titans 100/Japan) pickt die Postbank jeweils mittwochs denjenigen heraus, der in der vergangenen Woche den höchsten prozentualen Anstieg verzeichnet hat.

Dieser Wert wird dann rückwirkend als Bonus zusätzlich zum Basiszins vergütet. Laut Werbeflyer sollen "bullenstarke Renditen" von bis zu sieben Prozent jährlich winken. Die Postbank kann die ausgewählten Indizes jederzeit komplett oder teilweise austauschen. So weit die Theorie.

Bonus gedeckelt

In der Praxis hat der Postbank-Sparer seit Einführung des Produkts am 6. November 2006 bis Anfang August 2007 nur einen Bonus von durchschnittlich 1,45 Prozent erhalten. Der bis heute höchste Bonuswert lag bei 4,41 Prozent. Mehr als fünf Prozent pro Woche sind jedoch nicht drin, weil die Postbank den Bonus gedeckelt hat. Weist keiner der drei Börsenbarometer eine positive Entwicklung auf, fällt der Bonus für eine Woche komplett flach. Und dies ist schon neunmal passiert, zuletzt zum Mittwochs-Stichtag 1. August 2007.

Was die Postbank vollmundig als Maximalrendite verspricht, nämlich sieben Prozent, dürfte aufs Jahr gesehen wohl kaum jemals auf einem Konto landen. Die Tücke liegt im Zinsdetail: Da der Börsensieger-Bonus im Wochenrhythmus ermittelt und vergütet wird, beträgt die tatsächliche Zinsgutschrift immer nur ein Zweiundfünfzigstel des prozentualen Indexanstiegs.

Legt der Index beispielsweise um 2,5 Prozent zu, wird für ein Guthaben von 10 000 Euro auch nur der Wochenanteil von 4,81 Euro gutgeschrieben. Um den maximalen Jahresbonus von fünf Prozent zu erreichen, muss deshalb Woche für Woche mindestens einer der ausgewählten Börsenindizes um fünf Prozent steigen.

Hätte ein Index diese Last allein zu tragen, müsste er - bei Annahme eines gleichmäßigen Anstiegs - binnen eines Jahres um sage und schreibe 1164,3 Prozent zulegen. Der Euro Stoxx 50 etwa müsste von 4289 Punkten (Schlusskurs 2. August 2007) auf kaum vorstellbare 54 225 Zähler nach oben schießen!

Besitzer des Postbank-Produkts müssen sich selbst in guten Börsenphasen mit einer Verzinsung auf Tagesgeldniveau zufriedengeben. So beträgt die Rendite aus Basiszins und Bonus seit der Produkteinführung am 6. November 2006 bis zum 2. August 2007 nur 3,35 Prozent. Rund 60 Prozent dieses Ertrags entfallen auf den Basiszins, der bis auf die ersten drei November-Wochen immer zwei Prozent pro Jahr brachte. Folglich profitiert der Postbank-Kunde vom weltweiten Börsenanstieg auf ein Jahr hochgerechnet nur zu rund einem Prozentpunkt.

Dieses eine Prozentpünktchen ist kaum mehr als ein Trinkgeld, gemessen an dem Wertzuwachs eines der Börsenindizes, des Euro Stoxx 50. Dieser verbuchte im selben Zeitraum, ebenfalls aufs Jahr hochgerechnet, eine Rendite von 8,1 Prozent. Und vor gut zwei Wochen schnitt der Börsensieger gegenüber diesem Index noch viel, viel schlechter ab. War doch der Euro Stoxx 50 von 4045 Punkten (6. November 2006) auf 4558 Zähler (16. Juli 2007) emporgeschnellt, was einem Zuwachs von 12,7 Prozent und einer Rendite von 18,2 Prozent entspricht. Danach ging es tendenziell nach unten, auf 4289 Punkte (2. August 2007). Zum Vergleich: Die Rendite des Börsensiegers lag selbst zu Zeiten dieses Börsenhochs, am 19. Juli 2007, mit 3,43 Prozent nur minimal über der aktuellen mit 3,35 Prozent.

Es stellt sich also die Frage, warum Börsensieger-Kunden von solch boomenden Märkten bei wöchentlicher Betrachtungsweise bislang kaum profitiert haben. Antwort: Auch in Haussephasen gehen die Kurse nicht stetig von einem Mittwoch zum nächsten Mittwoch nach oben - also keineswegs immer dann, wenn die Postbank die prozentualen Zuwächse für den Börsensieger gutschreibt.

© SZ vom 4.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: