Finanzmärkte:Verschnaufpause nach Rekordjagd

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Mangels spannender Berichte rechnen Analysten mit wenig Bewegung am Aktienmarkt. Doch ein hartnäckiges Fusions-Gerücht lässt aufhorchen.

Nach dem Kursplus in der abgelaufenen Woche können sich Anleger nach Einschätzung von Analysten vorerst keine Hoffnungen auf weitere Dax-Gewinne machen.

Von der Sitzung der EZB am Donnerstag erwarten sich Börsianer Hinweise auf die zukünftige Geldpolitik in der Euro-Zone. (Foto: Foto: ddp)

"Da kaum Unternehmensbilanzen und Konjunkturdaten anstehen, wird der Markt voraussichtlich mit sich selbst beschäftigt sein", sagte Aktienstratege Carsten Klude von MM Warburg. Sein Kollege Markus Reinwand von der Helaba glaubt: "Es besteht Konsolidierungsbedarf. Wir werden voraussichtlich die Unterstützung von 6800 Punkten auf ihre Tragfähigkeit testen."

Ende der vergangenen Woche hatte der Dax deutlich zugelegt und zeitweise die Marke von 6900 Stellen überschritten. Dieses Niveau hatte der Leitindex zuletzt im November 2000. Am Freitag ging der Index mit einem Plus von 2,92 Prozent im Wochenvergleich dann bei 6885,76 Punkten aus dem Handel.

Der MDax stieg um 2,86 Prozent auf 9918,27 Zähler. Und der technologielastige TecDax gewann 3,57 Prozent auf 831,61 Punkte. Vieles spreche dafür, dass der Dax bald die Marke von 7000 Punkten knacken werde, sagte ein Händler. In dieser Woche aber rechnen die Analysten mehrheitlich mit einer Verschnaufpause.

Focus Airlines und Autobauer

Zu den wenigen Unternehmen, die in der neuen Woche Geschäftszahlen vorlegen, gehört IWKA (Dienstag). Daneben haben Lufthansa (Freitag) und Air Berlin (Dienstag) die Bekanntgabe ihrer Passagierzahlen für Januar angekündigt. Ins Rampenlicht rücken außerdem die deutschen Autobauer.

DaimlerChrysler will am Dienstag Absatzzahlen seiner Marke Mercedes-Benz vorlegen. Daneben werden sich die französischen Fahrzeug-Hersteller Peugeot (Mittwoch) und Renault (Donnerstag) in die Bücher schauen lassen. Mitte der Woche startet zudem die Automobilmesse in Chicago.

Mit Spannung warten Börsianer zudem auf die Ergebnisse der Ratssitzungen von Europäischer Zentralbank (EZB) und Bank von England (BoE) am Donnerstag. "Wir erwarten, dass sowohl die BoE als auch die EZB die Zinsen unverändert lassen", sagte MM-Warburg-Stratege Klude. EZB-Chef Jean-Claude Trichet habe auf der letzten Sitzung klar gemacht, dass ein Zinsschritt erst im März komme, sagte er.

Hinweise auf die Geldpolitik der kommenden Monate erhoffen sich die Börsianer deshalb vor allem aus den Begleitkommentaren der beiden Notenbanken. Der Leitzins der Euro-Zone liegt aktuell bei 3,5 Prozent. Die britischen Notenbanker hatten die Finanzmärkte vor drei Wochen mit einer Anhebung um 25 Basispunkte auf 5,25 Prozent überrascht.

Gerüchte über Fusion von BP und Shell

Robert Halver von der Bank Vontobel hält die fortdauernden Übernahmefantasien wie zuletzt bei dem spanischen Versorger Endesa oder dem britischen Einzelhandelskonzern Sainsbury für eine weiter aktive Antriebskraft am Markt. An den internationalen Finanzmärkten waren zuletzt auch Gerüchte über eine Großfusion in der Ölbranche zwischen den Konzernen BP und Shell kursiert.

Mit Spannung erwarten Anleger die Bekanntgabe der Jahresbilanz von BP am Dienstag. Die Entwicklung des BP-Aktienkurses hinkte in den vergangenen Monaten hinter denen der Wettbewerber wie Total, Exxon Mobil und Shell zum Teil deutlich hinterher.

Zahlen von Walt Disney sollen dem Dow helfen

New York - An den US-Aktienmärkten konzentrieren sich die Anleger in dieser Woche auf Unternehmenszahlen. Zwar ebbe die Flut der Quartalsberichte langsam ab. Doch eine Reihe von Branchenschwergewichten zieht das Interesse der Anleger noch auf sich.

Allen voran legen der Medienkonzern Walt Disney und der Lebensmittelhersteller PepsiCo ihre Unternehmensdaten vor. Analysten erwarten, dass die wichtigen Indizes erneut zulegen können. Erst am Freitag war der Dow-Jones-Index der Standardwerte kurz nach Handelsbeginn auf ein Rekordhoch von 12.683 Punkte geklettert, gab dann aber wieder nach und schloss bei 12.653, 49 Punkten im Wochenvergleich mit Plus 1,3 Prozent.

Der breiter gefasste S&P-500-Index legte im Wochenvergleich um 1,8 Prozent auf 1448,39 Punkte zu. Und der Technologie-Index Nasdaq stieg im Wochenvergleich um 1,7 Prozent auf 2475,88 Punkte.

Fed-Entscheidung lässt Wall Street kalt

Anders als in Europa erwarten Finanzstrategen großer US-Banken von Konjunkturdaten nach der Fed-Entscheidung gegen eine Zinserhöhung und einem Bündel anderer Berichte allerdings nur wenige Impulse auf die Börsen. Am wichtigsten dürften noch neue Zahlen zur Entwicklung des US-Dienstleistungssektors im Januar sein, die das Institute for Supply Management (ISM) an diesem Montag veröffentlicht.

Investoren würden die Daten mit den bereits veröffentlichten Zahlen zum verarbeitenden Gewerbe vergleichen, sagt Analyst Brian Gendreau von ING Investment Management in New York. "Falls die Zahl nur etwas steigt, wird man an der Wall Street einen Seufzer der Erleichterung hören."

Andernfalls dürfte die Börse aber mit Kursverlusten reagieren, fügte er hinzu. Die ISM-Daten hatten in der vergangenen Woche für das verarbeitende Gewerbe überraschend einen Rückgang im Januar gezeigt. Für den Dienstleistungssektor rechnen von Reuters befragte Analysten im Durchschnitt nun mit einem Anstieg auf 57,0 Punkten von 56,7 Punkten im Dezember.

Hauptmotor für den Rest der Woche dürften aber vor allem die Quartalszahlen sein. Bob Millen von Jensen Investment Management geht davon aus, dass die Quartalszahlen am Ende etwas robuster ausfallen werden, als bislang erwartet. Der Unterhaltungskonzern Walt Disney und das Medienunternehmen News Corp. legen ihre Berichte am Mittwoch vor. Die Geschäftszahlen des Verlagshauses Tribune Co. und des Getränke- und Snackherstellers PepsiCo Inc. folgen am Donnerstag.

© SZ vom 05.02.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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