Finanzkrise:Krisenstimmung bei WestLB und LBBW

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Banken unter Druck: Die WestLB benötigt angeblich viel mehr Geld als bisher befürchtet, die Eigentümer treffen sich nun zur Krisensitzung. Und die Landesbank Baden-Württemberg soll 1,7 Milliarden Euro abschreiben müssen.

Die weltweite Kreditmarktkrise hat der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) im vergangenen Jahr einen Gewinnrückgang beschert und ihre Rücklagen angeknabbert. Bei der Landesbank Baden-Württemberg klafft nach Informationen des Spiegel eine große Finanzierungslücke: Die Landesbank soll Abschreibungen von 1,7 Milliarden Euro auf Kreditpapiere verkraften müssen.

WestLB: Am Sonntag treffen sich die Eigentümer zu einer außerordentlichen Versammlung. (Foto: Foto: dpa)

Der erstmals nach internationalen Bilanzregeln (IFRS) ermittelte, im Vergleich zu 2006 gesunkene Jahresüberschuss liege voraussichtlich über 300 Millionen Euro, wie die größte deutsche Landesbank mitteilte. Eine konkrete Vergleichszahl nach IFRS nannte die Bank nicht.

Damit hat die LBBW, die zum Jahreswechsel 2007/08 die durch Belastungen aus der US-Hypothekenkrise ins Trudeln geratene Sachsen LB übernommen hatte, ihr Versprechen gehalten, trotz der Abschreibungen nicht in die roten Zahlen zu rutschen.

Nach deutschem Bilanzrecht (HGB) wäre der Gewinn nur auf rund 700 Millionen Euro zurückgegangen von 828 Millionen im Jahr zuvor. Im ersten Halbjahr 2007 hatte die Stuttgarter Landesbank den Gewinn noch auf 473 (388) Millionen Euro gesteigert.

Griff in die Rücklagen

Den größten Teil ihrer Verluste aus der Krise gleicht die LBBW allerdings durch einen Griff in die Rücklagen aus, was sich im Gewinn nicht niederschlägt. Die Neubewertungsrücklage sank dadurch im vergangenen Jahr um etwa 700 Millionen Euro, dennoch sei die Bilanzposition noch deutlich positiv, betonte die Bank.

Bereits im November hatte die LBBW Abschreibungen von rund 800 Millionen Euro angekündigt und erklärt, diese zum Großteil über das Eigenkapital auszugleichen. Die von Kursverlusten getroffenen Papiere könnten damit langfristig gehalten werden und spätere mögliche Kursgewinne damit verrechnet werden.

Auch den Gewinneinbruch gegenüber dem Vorjahr führte die vom Land Baden-Württemberg und den Sparkassen kontrollierte LBBW zu einem guten Teil auf Kursrückgänge von Bank- und Staatstiteln im Anlagebestand zurück, die nach IFRS mit ihren aktuellen Kursen in der Bilanz berücksichtigt werden. Ausfälle seien aber nicht zu erwarten, da es sich um "gute Bonitäten" handele. "Operativ haben die Geschäftseinheiten der LBBW den Plan 2007 gut erfüllt", hieß es. Einzelheiten zum Geschäftsverlauf sollen in ersten Märzhälfte veröffentlicht werden.

WestLB benötigt angeblich Finanzspritze

Die Fehlspekulationen mit faulen US-Immobilienkrediten haben die Westdeutsche Landesbank (West LB) nach einem Zeitungsbericht in eine tiefere Krise gestürzt als bisher angenommen.

Die angeschlagene Landesbank braucht nach Medienberichten deutlich mehr frisches Geld als bisher vermutet - der Kapitalbedarf werde auf einen Betrag von bis zu zwei Milliarden Euro geschätzt, berichteten am Samstag übereinstimmend der Kölner Stadt-Anzeiger und die Rheinische Post. Für 2007 werde derzeit ein Jahresverlust von rund einer Milliarde Euro veranschlagt. Bislang sei stets von einem "niedrigen dreistelligen Millionen- Betrag" die Rede gewesen. Die genannten Zahlen Zahlen seien "nicht ganz falsch", hieß es dazu aus den Kreisen. In der Bankbranche werde eine Wertberichtigung in dieser Größenordnung als "ein Hammer" gewertet.

Wegen einer zugespitzten Lage bei der WestLB ist für Sonntagabend in Düsseldorf eine außerordentlichen Versammlung der Eigentümer angesetzt worden. Das bestätigten Eigentümerkreise am Samstag. Dabei werde es um eine mögliche Kapitalerhöhung gehen, hieß es. Mit abschließenden Ergebnissen werde bei dem Treffen zunächst jedoch noch nicht gerechnet. Spätestens Ende Januar oder Anfang Februar müssten jedoch Maßnahmen ergriffen werden.

Gesellschafter der WestLB sind die beiden nordrhein-westfälischen Sparkassenverbände, das Land NRW und die NRW-Bank, die wiederum dem Land NRW und den beiden Landschaftsverbänden gehört. Bei den Sparkassen sei die Neigung gering, Geld zur Sanierung der WestLB in die Hand zu nehmen, schreibt der Stadt-Anzeiger.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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