Finanzkrise:"Das Feuer breitet sich aus"

Lesezeit: 2 min

Die Achterbahnfahrt an den internationalen Börsen hat sich zwar vorerst etwas beruhigt, Händler warnen dennoch vor zu viel Optimismus.

Die japanischen Börsen haben sich nach den Kurseinbrüchen des Vortags etwas erholt. Zu den Gewinnern gehörten exportorientierte Unternehmen wie Canon, dessen Papier 1,4 Prozent zulegte.

Auch Finanzwerte wie Japans größte Bank Mitsubishi UFJ, deren Aktie 1,4 Prozent im Plus lag, machten einen Teil der Verluste vom Montag wieder wett. Händler warnten allerdings, es handle sich nur um kurzfristige Zukäufe. Je nachdem, wie die anstehenden Quartalszahlen großer US-Investmentbanken ausfielen, könne sich die Nervosität der Märkte sogar noch verstärken.

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index gewann bis kurz nach Beginn des Nachmittagshandels 0,6 Prozent auf 11.854 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index legte 0,2 Prozent auf 1151 Zähler zu.

Angesichts der Krise an den Finanzmärkten berät die amerikanische Notenbank am Dienstag über eine weitere Zinssenkung. Es wird für möglich gehalten, dass die Fed ihren Leitzins von zurzeit 3,0 auf 2,0 Prozent senken könnte. Dies wäre der niedrigste Stand seit Ende 2004.

Treffen in Washington

US-Präsident George W. Bush, Notenbankpräsident Ben Bernanke, Finanzminister Henry Paulson und der New Yorker Börsenchef Christopher Cox trafen am Montag in Washington zu Beratungen über die angespannte Lage zusammen.

Nach dem Notverkauf der Investmentbank Bear Stearns an JPMorgan Chase wächst in den USA die Sorge vor weiteren Bankenzusammenbrüchen.

"Die Fed ist in höchster Alarmstimmung", sagte der Chefvolkswirt des Finanzportals Economy.com, Mark Zandi. Dies erlebe man höchstens einmal in einem Vierteljahrhundert. "Dies ist eine sehr ungewöhnliche Zeit." Die Finanz- und Wirtschaftspolitik sieht sich gleich mit einer Vielzahl von Sorgen konfrontiert: Neben dem Zusammenbruch des privat finanzierten Wohnungsbaus gibt es auch eine ernste Knappheit am Kreditmarkt und Spannungen an der Börse, was sich alles gegenseitig beeinflusst und verstärkt. "Jetzt geht es darum, eine größere Rezession zu bekämpfen", erklärte Brian Bethune, Volkswirt bei Global Insight. "Das Feuer breitet sich aus."

Kritik der Demokraten

Zunehmend kritisch reagiert die Demokratische Partei auf die Wirtschaftspolitik des Republikaners Bush. "Die jüngsten Maßnahmen der Notenbank verschieben offenbar große Risiken zu den Steuerzahlern", sagte der Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid.

Die beiden Präsidentschaftsbewerber Hillary Clinton und Barack Obama warfen Bush vor, nicht genug zu tun, um die Bedingungen für die allgemeine Wirtschaftsentwicklung zu verbessern. Finanzminister Paulson verteidigte hingegen die Unterstützung von Notenbank und Regierung für die Übernahme von Bears Stearns: Da das Institut in eine schwere Liquiditätskrise geraten sei, sei es vor allem wichtig gewesen, "dies in einer Weise zu lösen, die die Auswirkungen auf unsere Wirtschaft möglichst gering hält".

An der Wall Street wurde am Montag zumindest nicht noch mehr Öl ins Feuer gegossen. Nach den hohen Kursverlusten der Börsen in Asien und Europa ging es auch in New York zunächst steil nach unten. Zum Ende des Handels aber konnte der Dow-Jones-Index mit einem Schluss von 11.972,25 sogar ein leichtes Plus von 21,16 Zählern verbuchen.

© Reuters/AP/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: