Finanzbranche:Al Gore - Investmentbanker mit grünem Gewissen

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Kandidat für das Weiße Haus, Umweltschützer, Nobelpreisträger und nun auch noch Investmentberater mit grüner Seele: Al Gore mischt die Finanzszene auf.

Melanie Ahlemeier

Al Gore, erst im Oktober mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, will in saubere Technologien investieren. Darum ist er jetzt bei der US-Risikokapitalgesellschaft Kleiner Perkins Caufield & Byers mit Sitz im Silicon Valley eingestiegen. Als Berater und Öko-Finanzstratege.

Er wolle das kalifornische Unternehmen bei Investitionen unterstützen, die im Kampf gegen die globale Erwärmung helfen könnten, begründete der frühere US-Vizepräsident seinen Einstieg. Die Allianz läuft über seine in London ansässige Firma Generation Investment Management. Seit drei Jahren ist Gore Vorsitzender der Londoner Investmentfirma. Nebenbei berät der Ex-Politiker auch Google, den mit Abstand weltweit größten Suchmaschinenbetreiber. Seit März 2003 gehört der 59-Jährige dem Apple-Aufsichtsrat an.

Beobachter der Finanzszene gehen davon aus, dass Gore prominentes Aushängeschild und aktiver Partner der US-Risikokapitalgesellschaft, die zu den bekanntesten ihrer Art gehört, werden könnte. Denn Kleiner Perkins gilt als erste Adresse, wenn es um Investitionan in Internet-Start-ups geht. Seit Jahren.

Richtigen Riecher für sichere Investments

Das kalifornische Institut hat offenbar ein Näschen für ertragreiche Kapitalanlagen. Schon bei den Start-ups Netscape, Google und Amazon war die Gesellschaft früh dabei. Nur wenig später rentierten sich die Investitionen - massiv.

Der Demokrat Gore, der acht Jahre lang Stellvertreter von Ex-Präsident Bill Clinton war und im Jahre 2000 aufgrund des komplexen amerikanischen Wahlsystems trotz Stimmenvorsprungs dem Republikaner George W. Bush unterlag, engagiert sich seit seinem Rückzug aus der ersten Reihe der Politik mit aller Kraft für den Klimaschutz.

Unter anderem produzierte Gore den viel gerühmten Dokumentarfilm "Eine unbequeme Wahrheit". Der Film wurde mit der begehrtesten Trophäe im Filmgeschäft, dem Oscar, ausgezeichnet. Schon Anfang der neunziger Jahre machte Gore mit Schriften zum Thema Umweltpolitik auf sich aufmerksam.

Für sein Engagement in der Klimapolitik erhielt Gore zuletzt zusammen mit dem Weltklimarat IPCC im Oktober den Friedensnobelpreis.

Der Sektor boomt

Das Geschäft mit dem Risikokapital boomt: Allein im ersten Halbjahr 2007 investierten europäische und nordamerikanische Risikokapitalgesellschaften insgesamt 1,3 Milliarden Euro in Unternehmen, die sich mit sogenannter sauberer Technologie befassen. Dazu zählen unter anderem alternative Treibstoffe und erneuerbare Energien. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Plus von zehn Prozent.

Al Gore steht nicht als einziger prominenter Ex-Politiker unter Vertrag bei Kleiner Perkins: Vor zwei Jahren heuerte der frühere US-Außenminister Colin Powell als strategischer Partner an. Allerdings hat der bislang keine prominente Rolle in Unternehmensangelegenheiten gespielt.

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