Ferienhaus:Ein Häuschen in Småland

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Schweden bietet ein großes Angebot an Ferienhäusern in naturnaher Umgebung - und zwar zu vergleichsweise günstigen Preisen.

Antje Rößler

Klare Seen, tiefe Wälder, menschenleere Küsten - Schweden ist ein Paradies für Naturfreunde. "Das Land hat etwas, was die Deutschen anspricht: die Weite, das Wasser, die Natur und das ruhige Lebenstempo", sagt Eva Häussling, die Chefjuristin der Deutsch-Schwedischen Handelskammer. "Besonders mögen sie die abgelegenen Regionen."

Ein Traum für viele Deutsche: Ein Häuschen in Schweden. (Foto: Foto: AP)

Meist beschränkt sich diese Vorliebe auf wenige Monate im Jahr. "Die meisten Deutschen halten sich zwischen Juni und September in Schweden auf", erklärt Thomas Beyerle, Research-Leiter der Deutschen Gesellschaft für Immobilienfonds (DEGI). "Aber auch die Zeit um Weihnachten und Neujahr wird immer beliebter."

Übers Wochenende nach Schweden

Aus rechtlicher Sicht steht dem Erwerb eines eigenen Ferienhauses in dem skandinavischen Naturparadies nichts entgegen. Christian Tippelt, Korrespondent der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) in Stockholm: "Seit dem Jahr 2000 dürfen Menschen, die außerhalb Schwedens wohnen, Immobilien in Schweden erwerben." Vor allem den Norddeutschen kommt dies zugute, die nach einem schnellen Sprung über die Ostsee ihr schwedisches Ferienhaus für Kurzreisen und verlängerte Wochenenden nutzen können.

Der näheren Anreise wegen bevorzugen sie die südlichen Teile Schwedens. "Die meisten Deutschen kaufen in den Regionen Skåne, Halland und Småland. Dann folgt Mittelschweden mit Vastergötland", sagt Thomas Beyerle und formuliert vorsichtig ein Profil des typischen deutschen Besitzers eines schwedischen Ferienhauses: "Statistisch gesehen ist er älter als 50, hat einen Angelschein und wohnt in Berlin, Hannover oder nördlich dieser Linie."

Die Käufer eines schwedischen Ferienhauses sollten ihre Ansprüche bezüglich der Ausstattung an dortige Gepflogenheiten anpassen. "Gerade bei Bestandsgebäuden beschränkt sich der Standard oft auf Wasser- und Stromanschluss", legt DEGI-Experte Beyerle dar.

Großer Markt für Sommer- und Wochenendhäuser

Wer in Schweden Abstand zur Zivilisation gewinnen will, den stört dies ebensowenig wie die einfache Bauart vieler Ferienhäuser. "Die meisten sind aus Holz und nicht unterkellert", sagt Eva Häussling und weist auf eine wichtige Unterteilung im schwedischen Markt hin. "Man unterscheidet Häuser, die ganzjährig genutzt werden und ausgesprochene Sommerhäuser, die nicht beheizbar und im Winter ohne Wasserversorgung sind."

Da auch die Schweden gerne aufs Land reisen, gibt es einen großen Markt für Sommer- und Wochenendhäuser. Im Jahr 2006 zählte

das Schwedische Statistikamt 680.000 solcher sogenannter "fritidshus". Das üppige Angebot und die schlichte Bauweise machen schwedische Ferienhäuser vergleichsweise preiswert. "Immobilien einfachster Ausstattung kann man ab 60.000 Euro erwerben; der Durchschnitt liegt bei etwa 180.000 Euro ohne Steuern", sagt Beyerle. In der Nähe größerer Städte sowie bei Grundstücken am Meer und an Binnenseen sei mit höheren Preisen zu rechnen.

Immobilienpreise steigen

Auch wenn diese Summen hierzulande niedrig erscheinen - sie sind bereits mächtig gestiegen. "Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren als Makler", berichtet Anders Revelj aus Göteborg. "In dieser Zeit haben sich die Immobilienpreise im Durchschnitt fast verdreifacht." Der schwedische Makler prognostiziert eine Fortsetzung dieser Tendenz.

Ein Kauf wird in Schweden erst dann gültig, wenn beide Parteien den Vertrag unterzeichnet haben. "Der Abschluss des Kaufvertrages führt sofort dazu, dass ein Haus zum Eigentum des neuen Besitzers wird", gibt Christian Tippelt von der Bundesagentur für Außenwirtschaft zu Bedenken. "Im Unterschied zur deutschen Rechtslage ist jedoch keine notarielle Beurkundung notwendig." Schließlich muss der Kauf vom zuständigen Grundbuchamt registriert werden.

Vor dem Kauf ist es wichtig, sich nach der Radonbelastung des Hauses zu erkundigen. Das radioaktive, krebserregende Gas tritt in bestimmten Granitsorten auf. Eine vom schwedischen Reichstag eingeleitete Untersuchung ordnet immerhin einem Zehntel der Landesfläche bedenkliche Radon-Konzentrationen zu; das betrifft etwa 500.000 Gebäude. Die schwedischen Kommunen geben Auskunft über Radon-Messwerte vor Ort.

Weitere Kosten nach dem Hauserwerb

Hat man eine bestimmte Immobilie ins Auge gefasst, ist zunächst Vorsicht angesagt: Seit einigen Monaten werden gebrauchte Immobilien häufig nur noch mit einem Startpreis, dem sogenannten "utgångspris", angeboten. "Die Immobilie wird meistbietend versteigert", erklärt der Makler Anders Revelj die neue Regelung, die besonders bei begehrten Wasser- und Strandimmobilien zum Tragen komme. "Interessenten müssen damit rechnen, dass ein Verkäufer mit seiner Zusage so lange wartet, bis er sicher ist, kein besseres Angebot zu erhalten." Der Endpreis könne sich so um 30 bis 40 Prozent erhöhen.

Hat der Käufer schließlich die angestrebte Immobilie erstanden, muss er mit weiteren Kosten rechnen. "Dabei handelt es sich um eine sogenannte Stempelgebühr von 1,5 Prozent des Kaufpreises und eine Bearbeitungsgebühr des Grundbuchamts im Wert von etwa 90 Euro", zählt Christian Tippelt auf. "Außerdem muss die jährliche Grundstückssteuer gezahlt werden." Ab 2008 beträgt diese Abgabe 4.500 Kronen pro Haus; das entspricht etwa 480 Euro. Schließlich sollte der Hausbesitzer auch die Gebühren für die Müllabfuhr und für die Instandhaltung der Verbindungswege zu den Grundstücken einplanen.

Nach Ansicht von Revelj wird die Beliebtheit schwedischer Ferienhäuser noch zunehmen. "In den Zeiten des Klimawandels wollen immer mehr Leute den Sommer irgendwo verbringen, wo es nicht unerträglich heiß wird", ist er überzeugt. "Da liegt es nahe, Schweden ins Visier zu nehmen."

© SZ vom 24.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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