FC Bayern München:Der Ami mit den Fußball-Karten

Lesezeit: 2 min

Eric Baker kooperiert mit dem FC Bayern München - mit seiner Onlineticketbörse Viagogo will er den deutschen Markt aufmischen.

Kristina Läsker

Es war ein seltsam ungleiches Paar, das sich am Montag im Hauptquartier des FC Bayern in München vor die Kameras stellte. Links Karl-Heinz Rummenigge, Chef von Deutschlands erfolgreichstem Fußballclub. Seit dem vergeigten Spiel am Freitag gegen Dortmund sprach der Bayern-Chef kaum mehr als das Nötigste.

Anders machte es der kleine Amerikaner neben ihm. Mit Zahnpasta-Lächeln und nach vielen Worten hielt Eric Baker ein rotes Bayern-Shirt in die Höhe. Es war das Trikot mit der Nummer Zehn, auf das heute Baker statt Roy Makaay gedruckt war.

Interessant für Dauerkarten-Inhaber

Aber der etwas moppelige Baker, er dürfte kaum in das Shirt des Stürmers passen, ist Geschäftsmann und kein Fußballer, und mit Rückendeckung des FC Bayern will er den deutschen Ticketmarkt aufmischen.

Dazu hat der 33-Jährige die Onlinebörse www.viagogo.de gegründet und kooperiert mit dem deutschen Rekordmeister. Auf Viagogo könnten künftig alle 35.000 Besitzer von Dauerkarten des FC Bayern einzelne Heimspiele "total seriös und sicher" an Dritte weiterverkaufen, versicherte Rummenigge.

Das dürfte die Fans freuen: Bisher verfielen die Karten, wenn der Inhaber verhindert war. Künftig soll der Verkäufer den anteiligen Preis der Jahreskarte erhalten, der Käufer zahlt Tagespreis und "übliche Vorverkaufsgebühren". Die Differenz teilen sich Viagogo und der Club. Start für den Weiterverkauf ist das Spiel gegen Arminia Bielefeld am 11. Februar.

Einen ähnlichen Deal hat Baker bereits in England gemacht: Dort vermarktet er Karten für die Fußballclubs Manchester United und Chelsea. "Millionen Pfund" habe er bereits verdient, sagte Baker, der dafür eigens nach London gezogen ist. Von dort aus will er in den deutschen Markt einsteigen und neben Fußball- auch Konzerttickets anbieten.

Die Kooperation zwischen Bayern München und Viagogo zeigt, dass sich Firmen zunehmend für den schnell wachsenden Zweitmarkt für Veranstaltungstickets in Internet interessieren. Europaweit wird dieser auf etwa sieben Milliarden Euro geschätzt. Mitte Januar hat auch Bakers Gegenspieler CTS Eventim eine Wiederverkaufsplattform mit Namen www.fansale.de gestartet.

Dort können aber keine Fußballtickets weiterverkauft werden. "Wir verhandeln mit den Clubs", sagte CTS-Chef Klaus-Peter Schulenberg, der 2007 mit Zweittickets fünf bis sieben Millionen Euro umsetzen will. Anders als Viagogo ist Marktführer CTS auch im Erstverkauf von Tickets aktiv. Baker hält davon wenig. "Das ist doch ein Interessenskonflikt", sagte er.

Baker hat große Erfahrung im Zweitticketgeschäft. Nach dem Studium in Harvard und Stanford und einem Intermezzo bei McKinsey und Bain Capital gründete er die US-Online-Ticketbörse www.stubhub.com, die 2006 "mehr als 450 Millionen Dollar" umgesetzt habe. Vor kurzem hat Baker die Firma für 310 Millionen Dollar an das Internetauktionshaus Ebay verkauft.

Für Viagogo hat Baker insgesamt 20 Millionen Dollar von Investoren eingesammelt. Zu den Geldgebern gehören die Internetunternehmer Samwer ebenso wie der Medienmanager Herbert Kloiber aus München. In dessen Nähe zieht es Baker. In München will Viagogo im Februar ein Büro eröffnen.

© SZ vom 30.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: