Experten streiten über den Aufschwung:Boom, boom - Bumerang

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Bleibt der wirtschaftliche Aufschwung oder bleibt er nicht? Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung beurteilt die deutsche Konjunktur weiterhin zuversichtlich - die OECD aber sieht den Höhepunkt bereits erreicht.

Der Konjunkturaufschwung in Deutschland setzt sich nach Einschätzung von Finanzmarkt-Experten fort. Allerdings hat sich der Erholungskurs im März etwas abgeschwächt, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim mitteilte. Nach Einschätzung der OECD hat die deutsche Wirtschaft bereits an Schwung verloren.

(Foto: Foto: dpa)

Bundesbank-Präsident Axel Weber sagte unterdessen für das erste Quartal eine Wachstumsdelle wegen der Mehrwertsteuererhöhung voraus. Dies werde aber nicht zu einem Abbruch des Aufschwungs führen, sagte Weber am Dienstag in Frankfurt am Main.

Die ZEW-Konjunkturerwartungen stiegen im März um 2,9 Punkte auf 5,8 Punkte. Damit liegt der Index weiterhin unter seinem historischen Mittelwert von 33,2 Punkten. Erstmals seit Juni verschlechterte sich die Bewertung der aktuellen Lage. Der Indikator sank um 1,7 Punkte auf 69,2 Punkte.

"Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiterhin auf Expansionskurs, und die Nachfrage nach Arbeit steigt", erläuterte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. Die inländischen Auftragseingänge entwickelten sich trotz der Mehrwertsteuererhöhung stabil, auch die Stimmung unter den Konsumenten habe sich dank guter Arbeitsmarktdaten beruhigt.

"Nachdenklich stimmen hingegen nachlassende Auftragseingänge aus dem Ausland, die als Anzeichen für eine beginnende nachlassende weltweite Nachfrage interpretiert werden können", erklärte das ZEW.

Ein weiteres Risiko bestehe in einem Ölpreisanstieg. An der Umfrage im Rahmen des ZEW-Finanzmarkttests des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) beteiligten sich 296 Analysten und institutionelle Anleger.

Aufschwung verliert 2008 an Fahrt

Nach Einschätzung der OECD hat die deutsche Wirtschaft an Schwung verloren. Das überraschend starke Wachstum der zweiten Hälfte 2006 habe seinen Höhepunkt überschritten, sagte OECD-Chefökonom Jean-Philippe Cotis in Paris. Im November hatte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ein Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes von 1,8 Prozent für dieses Jahr prognostiziert.

Eine neue Voraussage machte Cotis nicht, er verwies aber die Prognose für die ersten beiden Quartalen 2007 von 0,6 und 0,4 Prozent. Die OECD beurteilt die Entwicklung in Deutschland damit wesentlich verhaltender als das Institut für Weltwirtschaft (IfW), das am Montag ein Wachstum für die Bundesrepublik von 2,8 Prozent für das Gesamtjahr prognostizierte.

Nach seiner Prognose für Deutschland veröffentlichte das IfW am Dienstag seine Vorhersage für den Euro-Raum. Demnach wächst die Wirtschaft im gemeinsamen Währungsraum 2007 wie im Vorjahr um 2,7 Prozent.

Die Expansion Deutschlands werde mit 2,8 Prozent etwas höher sein als im übrigen Euroraum. 2008 werde der Aufschwung an Fahrt verlieren, auch weil die Geldpolitik leicht bremse. Nach Prognose des IfW hebt die EZB ihren Leitzins in diesem Jahr auf 4,25 Prozent an. Das reale BIP werde 2008 nur noch um 2,3 Prozent zulegen.

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