Europäische Zentralbank:Trichet verzichtet auf Zinssenkung

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Die EZB bleibt hart und belässt den Leitzins bei zwei Prozent. Andere Töne kommen aus London - dort senkt die Bank of England ihren Leitzins auf ein historisches Tief.

Obwohl sich die Wirtschaftskrise bislang nicht entschärft hat, belässt die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins unverändert bei 2,0 Prozent. Das teilte die EZB nach ihrer Sitzung in Frankfurt am Main mit. Angesichts der Rezession in vielen Euro-Ländern und des nachlassenden Preisdrucks hatten viele Volkswirte zur Stützung der Wirtschaft eine erneute Zinssenkung verlangt.

Die EZB belässt den Leitzins bei 2,0 Prozent. (Foto: Foto: AP)

Ganz überraschend kommt diese Entscheidung aus Frankfurt jedoch nicht. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte nach der jüngsten Senkung um 0,5 Punkte im Januar eine Zinspause angedeutet. Die Notenbank habe bereits damals berücksichtigt, dass sich die Wirtschaft im Euro-Raum weiter verschlechtern werde, sagte Trichet damals.

Seit Herbst reduzierte die Notenbank den wichtigsten Zins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld um insgesamt 2,25 Prozentpunkte auf einen bisherigen Tiefstand. Volkswirte erwarten nun bei der EZB-Ratssitzung im März eine weitere Zinssenkung. Niedrige Zinsen verbilligen Kredite für Unternehmen und Verbraucher und können so die Wirtschaft anschieben. Allerdings werden auch Sparguthaben niedriger verzinst.

Experten fürchten Deflationsspirale

In den USA und in Japan liegen die Leitzinsen derzeit bereits praktisch bei null. Und auch die Bank of England hat den Leitzins für Großbritannien um 0,5 Prozentpunkte auf das historische Tief von 1,0 Prozent gesenkt. Die Finanzmärkte hatten mit einem Zinsschritt in dieser Höhe gerechnet.

Zur Begründung für die weitere Lockerung ihrer Geldpolitik erklärte die Notenbank, die Weltwirtschaft befinde sich in einem anhaltenden und in vielen Regionen gleichgerichteten Abschwung. Die jüngsten Zinssenkungen sollten aber gemeinsam mit den finanzpolitischen Maßnahmen der Regierung, der Abwertung des Pfund Sterling und fallenden Rohstoffpreisen zu einem enormen Stimulus für die Wirtschaft beitragen.

Ein weiterer Grund für die neue Zinssenkung war offenbar auch die zuletzt rasant gefallene Inflation. Es bestehe das Risiko, dass die Teuerung in den kommenden Monaten das Ziel der Notenbank von zwei Prozent unterschreite, hieß es. Dies könne in der zweiten Jahreshälfte der Fall sein. Bei zu niedrigen Inflationsraten besteht nach Meinung der meisten Ökonomen die Gefahr einer gefährlichen Deflationsspirale.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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