Euro und Bausparen:Eine runde Sache, die kostet

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Aufstocken der Bausparsumme verlängert die Sparphase.

Simone Gröneweg

(SZ v. 12.12.01) - Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Daran sollten Bausparer denken, wenn sie nach der Euro-Umstellung auf ihren Kontoauszug blicken. "Kunden sollten unbedingt prüfen, ob die Bausparsumme - also der Betrag, über den der Bausparvertrag abgeschlossen worden ist - korrekt umgerechnet wurde", rät Karin Kuchelmeister, Euro-Expertin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände.

Im Grundsatz ändert sich für Bausparer nach der Euro-Umstellung nichts. Sämtliche Beträge sollten nach dem offiziellen Kurs exakt umgerechnet werden. Gewöhnungsbedürftig ist nur, dass die Beträge der Bausparsummen nach der Umstellung ungerade sind. Manche Bausparkassen wollen deswegen auf einen vollen Euro abrunden.

Die Tricks der Anbieter

Der warnende Hinweis der Verbraucherschützerin ist trotzdem begründet. So sorgte etwa die Bauspartochter der Deutschen Bank bereits für Unruhe. Sie informierte 430.000 Kunden, man werde die Bausparsummen auf den nächsten glatten Tausender aufrunden. Ohne Widerspruch würden die Sparer der Vertragsänderung zustimmen, hieß es in den Schreiben.

Zwei Bezirksleiter der Schwäbisch Hall Bausparkasse empfahlen ihren Kunden ebenfalls, die Bausparsummen aufzurunden und legten einigen Schreiben gleich entsprechende Formulare bei. Die Verbraucherschützer protestierten. Die Euro-Umstellung rechtfertige keine Vertragsänderungen. Die Deutsche Bank Bauspar AG machte einen Rückzieher. "Jetzt wird auf den Cent genau umgerechnet", so die Sprecherin. Auch die Schwäbisch Hall teilt mit, dass die Schreiben der Mitarbeiter nicht mit dem Hause abgestimmt gewesen seien.

Die Branche ist nun vorsichtig. Einige Landesbausparkassen wollten ähnlich vorgehen. Doch laut Bundesgeschäftsstelle habe man es sich anders überlegt. Der Wirbel um die Deutsche-Bank-Tochter habe abgeschreckt, so Tobias Pauer, der Euro-Experte in der Bundesgeschäftsstelle.

Bausparkassen machen Plus

Der Wunsch der Bausparkassen nach Aufrundung lässt sich nachvollziehen. Wenn es sich bei einzelnen Bausparverträgen auch lediglich um kleine Beträge handelt, addieren sich zehn- oder hunderttausend Verträge zu einer beachtlichen Summe - eine willkommene Ausweitung des Geschäfts. Aus Kundensicht ist eine Aufrundung nicht immer sinnvoll. Sie kann sich sogar nachteilig auswirken.

Folgen des Aufrundens

Ein Beispiel: Ein Bausparvertrag mit einer Sparsumme von 10000 DM, in den monatlich 52 DM an vermögenswirksamen Leistungen fließen und mindestens 50 Prozent der Vertragssumme angespart werden müssen.

Nach der Euro-Umstellung beläuft sich die Bausparsumme auf 5113 Euro. Wird sie auf 6000 Euro aufgerundet, muss der Kunde 1734,82 DM mehr sparen, bis der Vertrag zuteilungsreif ist. Die Sparphase verlängert sich um rund 15 Monate. Benötigt der Bausparer das Darlehen zu einem bestimmten Zeitpunkt, muss er einen Zwischenkredit aufnehmen. Die verlängerte Sparphase kann also teuer kommen.

In den kommenden Monaten werden wohl einige Berater ihre Kunden auf die krummen Bausparsummen ansprechen. "Ich schließe nicht aus, dass Vertreter Kunden vor Ort fragen, ob sie die Zahlen glätten wollen," sagt Matthias Schnabel, Pressesprecher der BHW."Aufrundungs-Angebote genau darauf prüfen, ob sie sinnvoll sind", rät Verbraucherschützerin Kuchelmeister. Zumal bei einer Aufrundung mit Abschlussgebühren zu rechnen sei. Sie werde wie eine normale Erhöhung behandelt. Für den aufgestockten Betrag werden je nach Bausparkasse 1 bis 1,6 Prozent Gebühren fällig.

Staatliche Förderung

Über die staatlichen Förderungen müssen sich Bausparer keine Gedanken machen. Wohnungsbauprämie und Arbeitnehmersparzulage werden leicht nach oben gerundet

Wer nach dem 1. Januar 2002 einen Bausparvertrag abschließt, muss sich nicht mit solchen Problemen beschäftigen. Dann belaufen sich die Bausparsummen wieder auf die bei den Anbietern beliebten glatten Tausender.

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