Ethische Geldanlage:Was Katholiken kaufen dürfen

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Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken fordert Anleger zur ethisch-korrekten Geldanlage auf - der Leitfaden dürfte nicht nur Christen interessieren.

Moritz Jäger

Ein Grundsatzpapier mit dem Titel "Ethisches Investment - Mit Geldanlagen Verantwortung übernehmen" hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) am Montag in Bonn vorgestellt.

Geld und Glauben lassen sich vereinbaren: Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Joachim Meyer. (Foto: Foto: dpa)

Darin fordert der Laienverband katholischer Christen Anleger auf, die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen von Geldanlagen ins Kalkül zu ziehen.

Das Thema habe in Deutschland bei Weitem noch nicht den Stellenwert, der aus christlicher Verantwortung wünschenswert wäre, beklagt das ZdK in dem Papier - und gibt Christen konkrete Orientierungshilfe:

Beteiligungen in der Rüstungs- oder Rotlichtbranche sollten, auch wenn die Renditen traditionell solide sind, tabu sein.

Auch sollten Investoren Unternehmen meiden, die Kinderarbeit, Diskriminierung von Minderheiten, Missachtung von Menschen- und Gewerkschaftsrechten sowie Umweltzerstörung dulden oder gar fördern.

An Positivkriterien zählt das Zentralkomitee Armutsbekämpfung durch Mikrokredite, Familienfreundlichkeit oder auch entwicklungsorientiertes staatliches Handeln auf.

Um Konfliktfelder bei der Geldanlage zu meiden, bieten etwa kirchliche Banken ethisch-korrekte Sparbücher oder Zertifikate an, darunter die Bank im Bistum Essen, die Bank für Kirche und Caritas in Paderborn und die ökomenische Entwicklungsgenossenschaft Oikokredit in Köln.

Auch kirchliche Anleger wie Pfarrgemeinden, Diözesen oder Orden sind aufgerufen, ihre Zuschüsse, Spendengelder und sonstige Einnahmen nach christlichen Wertmaßstäben anzulegen.

Nicht nur für Altruisten interessant

Nicht nur für Gutmenschen dürfte das ZdK-Votum interessant sein: Sozialverantwortliche Geldanlagen - zu englisch: socially responsible investments (SRI) - liegen verglichen mit weltlichen Anlagen nicht im Hintertreffen.

An Beispielen für Rating-Agenturen, an denen sich Investoren orientieren können, nennt das ZdK die oekom research AG in München, die Sustainable Asset Management Group in Zürich oder Sarasin Sustainable Investment SSI in Basel.

Darüber hinaus kategorisiert eine wachsende Palette an Indizes börsennotierte Unternehmen nach deren ethischem oder ökologischem Engagement.

Die beiden prominentesten Vertreter sind die Dow Jones Sustainability Indizes (DJSI) und die FTSE4Good-Indizes.

Wer sein Geld nicht bei Tabakproduzenten oder Betreiberfirmen von Kernkraftwerken parken will, kann sich hier über gelistete oder vom jeweiligen Index ausgeschlossene Unternehmen informieren.

Das Problem der freiwilligen Selbstverpflichtung

Mit dem UN Global Compact, einer freiwilligen Verpflichtung von Unternehmen zur Einhaltung eines ethischen Regelwerks der Vereinten Nationen, sollen schwarze Schafe ebenso identifiziert werden können, wie durch die Äquator-Prinzipien. Diese bilden seit ihrer Formulierung im Jahr 2003 einen Umwelt- und Sozialstandard für Projektfinanzierungen privater Banken mit einem Volumen ab 10 Millionen US-Dollar.

Nach Vorgaben des Weltbanktochterunternehmens International Finance Corporation (IFC) wird von den teilnehmenden Banken Sensibilität und besondere Sorgfalt gegenüber indigenen Völkern, bei Staudammprojekten, sowie Transparenz und Umweltmanagement gefordert. Risiken von Projekten gerade in Entwicklungsländern können so besser eingeschätzt und Imageschäden vermieden werden.

Allerdings kritisieren Umwelt- und Nichtregierungsorganisationen (NGO) dass diese Regelwerke meist keiner Unterzeichnung bedürfen. Die Banken verpflichten sich lediglich, die Prinzipien - wie auch immer - zu adaptieren. Daher können sie bei Vergehen auch nicht zur Rechenschaft gezogen werden.

Die größte Schwachstelle der Äquator-Prinzipien aber in den Augen der Umweltschützer: Sie seien ein Rückschritt gegenüber den strengeren Weltbankkriterien und ließen sich beliebig interpretieren.

Mikrokredite für die Dritte Welt

Beispielsweise ließ sich die Westdeutsche Landesbank (WestLB) nicht von den Äquator-Prinzipien abhalten, eine umstrittene Ölpipeline im erdbebengefährdeten Ecuador zu finanzieren.

Auch wenn das Regelwerk im vergangenen Jahr eine Revision erhielt, sei es laut einer Veröffentlichung der Schweizer NGO Erklärung von Bern (EvB) "noch weit entfernt von einem umfassenden und griffigen Standard".

Das ZdK als Laienorganisation aktiver Katholiken empfiehlt ausdrücklich die Geldanlage in Mikrofinanzbanken. Besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern kämen sie dem großen Bedürfnis der marginalisierten Bevölkerungsmehrheit nach, Kredite für ihre wirtschaftliche Tätigkeit zu fairen Bedingungen zu erhalten, so die Handreichung des ZdK.

Kritisiert wird, deutsche Geldanleger könnten sich nur in eingeschränktem Maß an Mikrofinanzfonds beteiligen. Es wird an den Gesetzgeber appelliert, dies bei der anstehenden Novellierung des Investmentgesetzes zu berücksichtigen und entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen.

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