Ethik-Fonds:Geldsegen von ganz oben

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Die Schweizer Großbank Credit Suisse legt einen ethischen Investmentfonds auf. Der Segen des Vatikans ist ihr sicher.

Gerd Zitzelsberger

Mit wachsendem Wohlstand wollen Sparer und Fondsmanager beim Geldanlegen nicht nur verdienen, sondern sich dabei auch gut fühlen. Umweltfreundliche, "nachhaltige" oder einfach ethische Investmentfonds erleben deshalb einen Boom. "Ein völlige Veränderung im weltweiten Anlageverwalten ist im Gange", glaubt James Gifford, geschäftsführender Direktor der UN-Initiative "verantwortungsbewusstes Anlegen" (UNPRI) gar.

Die Eidgenossen pflegen seit jeher beste Beziehungen nach ganz oben: Die Schweizer Garde am Petersplatz im Vatikan. (Foto: Foto: dpa)

Die Zahlen klingen beeindruckend: 200 Pensionskassen, Fondsgesellschaften und andere Großanleger haben die UN-Grundsätze für ethisches Geldanlegen unterschrieben. Zusammen verwalten sie die unvorstellbare Summe von 6,5 Billionen Euro. Allein in Europa werden nach Angaben des Dachverbandes Eurosif mittlerweile eine Billion Euro unter Berücksichtigung von ökologischen und sozialen Kriterien angelegt.

In den USA, wo der Trend seinen Ausgang nahm, entwickelte sich ein Investmentfonds für erneuerbare Energien zu einem wahren Verkaufsschlager: Umgerechnet 5,9 Milliarden Euro drückten die Anleger der Fondsgesellschaft Blackrock/Merrill Lynch dafür bisher in die Hand.

Ein bisschen Ethik ist besser als gar keine

Jetzt ist auch die katholische Kirche mit von der Partie - Geldanlage quasi mit dem Segen des Vatikans. Die Schweizer Großbank Credit Suisse hat einen Fonds aufgelegt, der das ethische Gütesiegel der Pontifical Athenaeum Regina Apostolorum erhalten hat, einer vom Vatikan anerkannten Universität in Rom. Es sei der erste und einzige Fonds, der ein Gütesiegel von einer durch den Vatikan anerkannten Autorität erhalten habe, betont man beim Schweizer Geldinstitut.

Noch will die Credit Suisse nicht über den Fonds reden: Das könnten die deutschen Behörden als Werbung auslegen, aber die sei nicht erlaubt, weil der Fonds in Deutschland noch nicht zum öffentlichen Vertrieb zugelassen sei.

Bekannt ist freilich, dass der Fonds bei seinen Anlageentscheidungen ähnliche Kriterien anlegt wie andere Ethik-Fonds auch: Aktien von Glücksspiel-, Porno- oder Rüstungskonzernen werden keinesfalls gekauft. Die Finger lässt man auch von Unternehmen, die Menschenrechte verletzen oder auf den Umwelt- und Klimaschutz keinen Wert legen.

Tabakindustrie eilt von Rekord zu Rekord

Eine Positivliste gibt es zwar nicht, aber man bevorzugt bei der Anlage Firmen, die den Faktor Mensch höher bewerteten als andere Faktoren oder die sich familienfreundlich zeigen und an karitativen Projekten mitwirken. Beispielhaft seien etwa Nokia oder die Citigroup wegen ihres Umweltbewusstseins, ABB gilt als familienfreundlich.

Nach Darstellung des schwedischen "Prüfinstituts" GES Investment Services, das ebenfalls als Berater für die Credit Suisse tätig ist, verfolgt der Fonds bei der Ethik eine "passive Strategie". Dies bedeutet, er ignoriert einfach Konzerne, die nicht ins Moralkonzept passen.

Aus den Angeln heben wird die neue Anlegermoral die Welt allerdings nicht. Zigarettenkonzerne beispielsweise stehen praktisch bei allen ethischen Investmentfonds auf der Tabuliste. Doch BAT oder Imperial Tobacco, zwei der weltweiten Branchenführer, spüren nichts davon, dass ihre Aktien jetzt weniger gefragt wären. Ihre Kurse haben sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt und eilen weiter von Rekord zu Rekord.

Einer der Gründe: Die Ethik hat manchmal bei der Werbung mehr Gewicht als bei der Geldanlage. So kann man das Gütesiegel ziemlich problemlos auf jeden Fonds kleben, der vor allem in Staatsanleihen investiert. Auch der neue Fonds der Credit Suisse ist nach diesem Muster gestrickt. Aber ein bisschen Ethik, so glaubt man dort wohl, ist immer noch besser als gar keine.

© SZ vom 27.07.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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