Erfolgreicher Hedgefonds:Der König der Krise

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Der Anlage-Experte Peter Thiel hat die Turbulenzen auf den Finanzmärkten vorausgeahnt. Sein Fonds hat eine Nettorendite von 90 Prozent.

Marco Zanchi

Bei überaus erfolgreichen Menschen ist man schnell geneigt, mit Superlativen dessen Einzigartigkeit zu würdigen. Doch das ist nicht ungefährlich, weil auch der Größte irgendwann einmal verlieren könnte.

Mit seinem Hedgefonds Clarium fährt Peter Thiel bislang große Gewinne ein. (Foto: Foto: Bloomberg)

Also sagen wir lieber, dass Peter Thiel einen ziemlich guten Riecher für Investments hat, und das schon lange. Da war zuerst die Beteiligung an dem Online-Bezahldienst Paypal, den der Deutsche 1998 mitgründet, relativ unbeschadet durch den Internet-Crash lotst und den er im Jahr 2002 für 1,5 Milliarden Dollar an das Internet-Auktionshaus Ebay verkauft.

Auch Thiels Investition in das Unternehmen Facebook, das ein soziales Netzwerk im Internet bietet, war ein Volltreffer. Und jetzt hat der 41-Jährige bewiesen, dass er seinen Hedgefonds Clarium erfolgreich durch die Finanzkrise führen kann.

Wie aus Dokumenten für Investoren hervorgeht, weist der Fonds von Juli 2007 bis heute eine Nettorendite von 90 Prozent aus. Im selben Zeitraum ist der amerikanische Aktienindex S&P500 um 20 Prozent eingebrochen.

Im ersten Halbjahr 2008 liegt Clarium 60 Prozent im Plus, während die Hedgefonds-Branche insgesamt mit einem Verlust von 0,75 Prozent das schlechteste Anfangshalbjahr seit 1990 hinter sich hat. Das zeigen Daten der Analysefirma Hedge Fund Research.

Philosophie und Rendite

Seit dem Start von Clarium im Oktober 2002 haben dessen Kunden 620 Prozent verdient. Oder über 40 Prozent jedes Jahr. Netto - nach Abzug einer Gewinnbeteiligung von 25 Prozent.

Thiel, Absolvent der amerikanischen Elite-Universität Stanford, übertrifft damit den legendären Hedgefonds-Manager George Soros, der es in seiner 30 Jahre währenden Händlerkarriere auf 32 Prozent Rendite jährlich brachte.

Thiel ist im hessischen Sprendlingen geboren. Die Familie wandert aus. Sein Vater ist Ingenieur, die Familie lässt sich bei San Francisco nieder. Thiel studiert Philosophie und Jura in Stanford. Er arbeitet nach dem Studium ein paar Monate als Wirtschaftsanwalt, bevor er bei dem Schweizer Geldinstitut Credit Suisse als Derivatehändler anheuert.

Thiels hohe Renditen haben sich mittlerweile herumgesprochen. Ende Juni verwaltete sein Hedgefonds Kundengelder in Höhe von 6,4 Milliarden Dollar - doppelt so viel wie noch Anfang des Jahres. Das Mindestinvestment beträgt eine Million Dollar.

"Clarium ist ein Global Macro Hedge Fund mit Sitz in San Francisco, Kalifornien", beschreibt sich Thiels Firma trocken. Das Büro liegt nahe der Golden Gate Bridge. Global Macro ist die Königsdisziplin im Hedgefonds-Geschäft.

Kombination aus Hedgefonds und Denkfabrik

Man spekuliert auf alles. Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Währungen, Derivate, und zwar weltweit unter Einsatz von Fremdkapital und Leerverkäufen. Fremdkapital vervielfacht die Gewinne; Leerverkäufe erlauben es, auch dann Geld zu verdienen, wenn die Märkte fallen.

Makro-Manager reüssieren dann am besten, wenn sich wirtschaftliche Ungleichgewichte aufgebaut haben. Sie spekulieren darauf, dass die Preise sich wieder der wirtschaftlichen Realität annähern. Beispiele dafür waren 2007 der überbewertete Dollar oder der Immobilienmarkt, aber auch der starke Aufwärtstrend an den Rohstoffmärkten.

Dies setzt den Blick für das Ganze voraus, was wiederum höchste Ansprüche an die analytischen Qualitäten der Manager stellt.

Thiel ist ein Contrarian, einer der gegen den Strom schwimmt, heißt es in der Branche. "Er hat auf steigende Inflation gesetzt und die Ausweitung der Kreditkrise richtig eingeschätzt", sagt ein erfolgreicher Schweizer Hedgefonds-Investor. Die Insider beschreiben Clarium als Kombination von Hedgefonds und Denkfabrik, in der wenig gehandelt und viel analysiert werde.

Schon vor Jahren warnte Thiel, die Technologieblase der neunziger Jahre sei nicht wirklich geplatzt; vielmehr hätte sie sich in eine Immobilienblase verwandelt. "Wir leben in einer Welt, die von der größten Finanzblase verzerrt ist, die es je gab", sagte er damals. Er hatte recht und hat zudem - was an den Börsen meist das größte Problem ist - auch recht bekommen.

© SZ vom 30.07.2008/jpm/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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